Ein geistlich Samenkörnlein (2) - Die Jünger Jesu - Teil 2.
Auch im zweiten Vortrag über das Thema "Die Jünger Jesu" möchte ich alle herzlich willkommen heißen, die sich dafür interessieren.
Jesus Christus spricht: "Folge mir nach!" (Markus 2.14)
Mit diesem Satz berief Jesus seine 12 Jünger einzeln. Dass er eigentlich noch viel mehr gehabt hatte, erklärt sich aus der Notiz in Lukas 10,1: "Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei..." Doch wer waren eigentlich diese 12? Wel Schüler hat sich Jesus in diesen Kreisen ausgewählt?
Den Namen "Petrus" kennt fast jeder, Johannes auch noch, dann "Judas der ihn (Jesus) verriet", wie es heißt und Thomas, der für sein Zweifeln bekannt wurde. Von den anderen steht nur sehr wenig oder gar nichts in den Evangelien, ihre Namen allerdings. Die Namensaufzählung kommt im Neuen Testament an 4 Stellen vor: In den Evangelien Matthäus (Kapitel 10,2-4), Markus (Kapitel 3,16-19) und Lukas (Kapitel 6,13-16) und in der Apostelgeschichte bei Lukas (Kapitel 1,13).
Bei Matthäus heißt es: Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet. Bei Markus werden für Jakobus und Johannes, den Söhnes des Zebedäus, sogar die Spitznamen genannt: "Donnersöhne". Simon Kananäus wird in der Aufzählung bei Lukas "Simon der Zelot" genannt, Thaddäus der "Judas, der Sohn des Jakobus".
Auch wenn wir wenig über diese Jünger wissen, verraten allein die Namen doch sehr viel: Petrus, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Thomas - das alles sind keine hebräischen Namen, sondern griechische. Namen sind gewissem Sinne auch Bekenntnisse. Ganz strenge Juden hätten ihren Kindern keine griechischen Namen gegeben, sondern hebräische. So deuten diese griechischen Namen auf Eltern, die eine ziemlich liberale jüdischen Tradition nicht ganz so ernst nahmen, offen waren für hellenistische Einflüsse - wir würden heute dazu sagen: weltoffene und moderne Menschen.
Den wir als Petrus kennen hatte ja eigentlich noch einen waschechten hebräischen Namen "Simon" bzw. original "Schimon". Andere nur einen hebräischen Namen. Jakobus - original JaKoBh, Johananes - original ChaNaNJa, der schon genannte Name SchiMoN und "Judas", original "JöHuDa". Übrigens oft wurde der Vatername dazu genannt, z. B. "Jakobus, Sohn des Alphäus". In unseren Aufzählungen gibt es aber auch andere quasi Beinamen wie Matthäus, "der Zöllner" und "Simon, der Zelot". Was hat es damit auf sich? Vor allem muss man wissen, dass innerhalb des Judentums zu jener Zeit es keine größeren Gegner, ja Feinde gab wie zwischen Zöllnern und Zeloten.
Zöllner waren verhasst, weil sie mit den Römern zusammenarbeiteten, woraus ja auch die Redewendung entstand "Zöllner und Sünder". Sie galten durchweg als Verräter Israels. Zeloten hingegen waren ein religiös-politische, radikale Gruppierung, die ganz und gar gegen die römische Vorherrschaft eingestellt war und auch vor Gewalttaten gegen die Römer nicht zurückschreckten. Sie meinten nämlich, das Heilige Land sei Gottes Eigentum und niemand anderes darf es beherrschen. Also: Diese beiden Jünger kamen aus extremst verfeindeten Gruppen. Möglicherweise aber bedeutete der Zuname des letztgenannten Judas "Iskariot", dass dieser sogar einer noch extremeren Partisanengruppe angehörte, nämlich der Sikarier, das sind Dolchmänner, die gerne immer mal eben ein paar Römer niederstachen und sich dann schnell zurückzogen in wenig besiedelte Dörfer in Galiläa. Alle 12 Jünger übrigens waren - wie Jesus auch - Galitäer, die meisten waren von Beruf Fischer. Und ihr Haupterwerb war der Fischfang im See Genezareth, einem überaus fischreichen See mit vielen Arten, die auch bis nach Rom berühmt und begehrt waren. Es spricht auch alles dafür, dass das Wohnhaus des Petrus in Kapernaum das Zentrum, sozusagen einer Art Fischereigenossenschaft war.
Wir halten fest: Jesus hat aus seinen Schülern eine besondere Gruppe von 12 Jüngern erwählt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können vom Elternhaus, vom Beruf und von der politischen Einstellung. Was sie aber einte war: Sie waren alle einfache Menschen aus der Unterschicht. Galiläer und sind alle der Berufung Jesu gefolgt. Mit ihrer Berufung haben sie ihre Gegnerschaft sofort abgelegt. Ihre Identität hatten sie fortan darin, dass sie den gleichen Rabbi, also Meister oder Lehrer hatten: Jesus von Nazareth. Und so hießen sie auch nach dessen Tod "Nazoräer" bzw. "Nazarener".
Was können wir daraus lernen? Sobald wir bewusst zu Jesus Christus gehören wollen, muss die Bedeutung der Herkunft, Vergangenheit oder politischen Einstellung unbedingt dem Status "Nachfolger Jesu" weichen.
Wir Christen sind in der Freudenzeit der Auferstehung angelangt. "Nur wer Freude schenkt, ist wirklich reich", so erklang es mal bei einem Chorkonzert in einer Kirche. ´Stimmt genau!`,dachte ich.
Wenn wer etwas anderes schenkt, muss damit rechnen, dass das Geschenk ein Fehltreffer ist oder gleich viele neue Wünsche gebiert. Freude hingegen: "Sie ist eine Beglückung, eine helle oder heitere Stimmung, ein Frohgefühl. In der Freude fühlt man sich wohl, es sind im Augenblick alle seelischen Bedürfnisse erfüllt." (so das Wikipedia-Lexikon) Da bleiben keine Wünsche offen. Weiter heißt es: "Freude ist eine spontane, innere emotionale Reaktion auf eine angenehme Situation, eine Person oder Erinnerung. Sie kann sehr verschiedene Formen und Stärken von angenehmen Gefühlen annehmen."
Besagtes Lexikon schreibt weiter: "Die Bibel stellt die Freude an Gott als eine Quelle der Kraft dar gemäß dem Wort "Die Freude am Herrn ist eure Stärke", die es ermöglicht, auch in unerfreulichen Situationen sein inneres Gleichgewicht zu erhalten. Sie zählt die Freude zur Frucht des Heiligen Geistes."
Das Bibelzitat darin weist auf einen Politiker, über den es ein Buch in der Bibel gibt: Nehemia. Er war um das Jahr 445 v. Chr. Mundschenk am persischen Königshof - damals ein sehr hochrangiger Beamter. Nehemia fiel dem König auf, denn er stand traurig vor ihm. "Du bist doch nicht etwa krank? Das ist`s nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas!" Nehemia erzählt ihm, dass die Situation in seiner Heimatstadt Jerusalem ihn traurig mache. Jerusalem ist ungeschützt... Der König ernennt ihn zum dortigen Statthalter und beauftragt ihn, das Notwendige zu veranlassen. Nehemia macht sich auf den Weg. Nach seiner Ankunft erkundigt er sich genau über die Situation und organisiert den Bau einer schützenden Stadtmauer, die in erstaunlich kurzer Zeit fertig gestellt und feierlich eingeweiht wurde - und das gegen Widerstände aus den eigenen Reihen. Denn schon damals gab es einflussreiche Landsleute, die ihr eigenes Land am liebsten am Boden zerstört sahen.
Nehemia legte beim Wiederaufbau selbst mit Hand an. Die offiziellen Empfänge finanzierte er aus eigener Tasche. Er sagte: "Dennoch forderte ich nicht die Einkünfte eines Statthalters, denn der Dienst lag schon schwer genug auf dem Volk." In der Krisensituation erfreute Nehemia die Menschen durch seinen Einsatz und seine Uneigennützigkeit und machte ihnen Mut mit dem wunderbaren Satz: "Die Freude am HERRN ist eure Stärke."(Nehemia 10,8) Diese Botschaft nahm man ihm ab, weil er sie mit seiner Lebensführung glaubwürdig machte. Angesichts der meisten heutigen Politiker in unserem Land könnte man neidisch werden: Nehemia war keiner, der die Menschen belog, sie mit immer neuen Abgabenlasten bedrückte und dann sehr locker das ihm anvertraute Steuergeld für sich selbst ausgab oder in alle Welt verstreute. Er hatte ein Herz für sein Land und seine Leute und wollte sie stärken. Er war seelisch gesund.
Man erkennt es daran, dass er sozusagen Freude-gebebereit war. Die Freude an Gott, dem HERRN. dem Erstgeber macht nämlich den Glauben hocheffizient und das Leben zu einem Genuss. Leider fehlt vielen Menschen dazu der Zugang. Noch einmal das Wikipedia-Lexikon: "Der Dienst am Nächsten kann auch dem Dienenden Freude bereiten."Das ist der Schlüssel, den ich Ihnen hiermit in die Hand gebe mit der Bemerkung: Es ist die Realisierung der Lehre Jesu. Die will antrainiert werden. Bitte scheuen Sie sich nicht, Trainingsberatung durch glaubwürdige Menschen in Anspruch zu nehmen!
Die Freude am HERRN wird Ihre Stärke sein, die Sie und andere Menschen das Leben genießen lässt - egal, in welcher Ausgangsposition Sie sich befinden. Gott segne Sie!
Ein geistlich Samenkörnlein - die Jünger Jesu - Teil 1
Herzlich willkommen alle, die sich für das Basiswissen über das Thema "Die Jünger Jesu" interesieren, zu diesem ersten der beiden Vorträge!
Jesus Christus spricht: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt..."(Johannes 15, Vers 16). Dieser Satz Jesu wird in unserer evangelischen Kirche als Votum, also als Leitsatz für die Konfirmation vorgeschlagen, genau genommen nur bis "...erwählt".
Ich habe ihn auch ganz brav jedes Mal so vorgetragen. Er passt ja als Spruch sehr schön und wird natürlich im Konfirmationsgottesdienst von allen Teilnehmern akzeptiert. So weit, so gut.
Aber was meint Jesus damit? Warum betont er das so sehr, dass er erwählt und nicht seine Jünger? Ich möchte als Erstes einmal den Begriff "Jünger" erklären: Dieses Wort kennen wir aus der Luther-Bibel und bedeutet ganz einfach "Schüler". Im original griechischen Neuen Testament heißt das Wort "Mathetees". Da steckt das Wort "Mathe" drin. Das kommt vom griechischen "Mathema" und bedeutet nicht etwa "Rechnen", sondern ganz einfach: "Das zu Lernende". In griechischen Schulbüchern wird heute zutage der Lernstoff eingeteilt in Lernabschnitte "Mathema 1", Mathema 2" usw., genau wie bei uns "Lektion 1", "Lektion 2" usw..
So ist der "Mathetees" also der Lernende. Damals zu Jesu Lebzeiten gab es viele "Matherä" (Mehrzahl von Mathetees), viele Lernende, viele Schüler, viele Jünger. Die suchten sich einen Rabbi, einen Lehrer, und wollten von ihm lernen. Wenn es ein berühmter Rabbi war, dann war es gar nicht so leicht, sein Schüler zu werden.
Der Begriff "Rabbi" war aber damals nicht geschützt, sondern jeder Mann, der sich in der hebräischen Bibel (das ist unser Altes Testament) besonders gut auskannte, konnte sein Wissen weitergeben an Schüler, die von ihm lernen wollten.
Nun denke aber niemand: "Die Schüler kriegten womöglich eine Zuckertüte oder was Ähnliches, wie bei uns die Schulänfanger." Überhaupt nicht, den die Mathetä, die Schüler, waren alle schon erwachsen oder zumindest fast erwachsen, ich schätze so zwischen 14 und 20 Jahre alt, manche vielleicht sogar noch älter. Und wenn sie dann aufgenommen wurden, gab es aber in aller Regel ein kleines oder größeres Familienfest.
Wir halten fest: Die Schüler suchten sich ihren Lehrer aus.
Jesus aber hatte sich seine Schüler selbst ausgesucht, hatte jeden einzelnen berufen mit den Worten: "Komm und folge mir nach!" So zum Beispiel sagte er das zum Zöllner Levi, wie es in Lukas 5, Vers 27 heißt. Bis dahin hatte es sowas noch nie gegeben.
Ja, aber warum hatte er sich seine Jünger, seine Schüler, ausgesucht? Da muss man weit zurückdenken bis hin zu Abraham, den Gott erwählt hatte (1. Mose, Vers 1-2), dann hatte er dessen Enkel Jakob seinen Segen zugesagt (1.Mose, Vers 26,24). Jakob wurde der Stammvater der 12 Stämme Israels. Und es steht in 5. Mose 14, Vers 2 der Satz: " Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott, und der HERR hat dich erwählt, dass du sein Eigentum seist, aus allen Völkern, die auf Erden sind."
Also, wie Gott Abraham, Jakob und dann das ganze Volk Israel erwählt hatte, so hatte Jesus analog dazu seine Jünger erwählt, speziell die 12. Diese Erwählung sollte an die 12 Stämme Israels erinnern, die auch erwählt wurden.
Wir halten fest: Jesus hatte seine Jünger erwählt.
Ein Familienfest wird es aber eher nicht gegeben haben, stattdessen vielleicht sogar einen Konflikt und Ärger.
Die Brücke zu uns:
Der Apostel Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 1, Vers 4: "Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid;..." Wir stehen also am vorläufigen Ende einer langen Reihe der Tradition und wer konfirmiert wurde, hat schon vorher ein gerütteltes Maß an Lehre erhalten, bekannte sich also nicht völlig unwissend zu seinem wichtigsten Rabbi (=Lehrer) Jesus Christus.
Wer sich konfirmieren lassen will, verspricht damit, weiterhin ein von Jesu Lernender, ein Schüler Jesu bleiben zu wollen sein Leben lang. Was bedeutet Dir, dass Jesus Dich ganz persönlich ruft: "Komm, folge mir nach!"? Wenn Du diese Frage bedenkst und beantworten willst, dann schaue bitte nicht nach links und rechts, was andere sagen, sondern mit den inneren Augen sozusagen Jesus direkt in die Augen, als stünde der vor Dir.
(geschrieben und vertont von Pfarrer Manfred Greinke, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Vilshofen/Eging am See)
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde Christi!
In meinem heutigen Samenkörnlein-Vortrag geht es um das Thema: Die Taufe. Ich möchte damit meinen derzeitigen Erkenntnisstand dazu darlegen.
Die Taufe ist ein Sakrament, ein Heilsmittel. Wir haben als Evangelische ja zwei Sakramente im Unterschied zur römisch-katholischen Kirche, die sieben Sakramente kennt.
Martin Luther hat nach biblischen Kriterien alle sieben geprüft und eben diese beiden, Taufe und Abendmahl als von Christus gebotene anerkannt.
Beide Sakramente eint zudem die Formel Element + Wort = Sakrament.
Beim Abendmahl sind die Elemente Brot und Wein, dem hinzukommen die Einsetzungsworte Jesu, wie sie u. a. Paulus im 1. Korintherbrief (11, 23-25) überliefert hat.
Bei der Taufe ist es das Wasser, verbunden mit der Taufformel gemäß der Taufweisung Jesu am Ende des Matthäus-Evangeliums (28,20). Ich nenne sie später noch im Wortlaut.
Freilich hat man zunächst nur in Flüssen oder sogar Seen durch Untertauchen getauft, später dann auch vor einer Kirche oder in deren Eingangsbereich oder gar in einer gesonderten Taufkapelle Säuglinge in einem tief ausgehöhlten großen Naturstein.
Bei Erwachsenenentaufen setzte sich allmählich das Begießen oder Besprengen mit Wasser durch. Es gibt auch vereinzelt sogenannte Baptisterien, also große Becken, wo auch ein erwachsener Mensch ganz untergetaucht werden kann. Das ist beispielsweise in der um 2010 renovierten Taufkirche Luthers "Peter und Paul" in Eisleben der Fall, die ein solches Baptisterium bekommen hat.
Und allmählich setzte sich auch eine gewisse Architektur der Taufsteine durch. Ich habe runde, 4eckige, 5eckige, 6eckige, 8eckige und sogar 12eckige gesehen. die häufigste Form ist die 8eckige. Die ist meiner Meinung nach die beste, denn gemäß biblischer Zahlensymbolik bedeutet die 8 Tod und Auferstehung bzw. Neuanfang.Luther sagt ja, dass in der Taufe das gottlose Wesen ersäuft wird und der neue Mensch in Christus aus der Taufe aufersteht.
In evangelischen Kirchen finden wir den Taufstein ziemlich weit vorne seitlich oder in der Mitte vor dem Altarraum.
Foto Greinke: Hölzener Taufstein in der Erlöserkirche Vilshofen.
Es gibt meines Erachtens 2 Wurzeln der Taufe. Die tiefere der beiden finden wir im Alten Testament in der Beschneidung im Neuen Testament in der Taufe des Johannes im Jordan.
Die Beschneidung, seit Abraham im alten Israel gebräuchlich, wurde sie zum Symbol des Bundes zwischen Gott und seinem Volk und zum Kennzeichen der Zugehörigkeit zum Gottesvolk. Vollzogen wurde und wird sie durch das Abtrennen der Vorhaut am männlichen Glied - in früherer Zeit bei Jünglingen, später bei Neugeborenen Knaben am 8. Tag nach der Geburt. Mädchen wurden in Israel nicht beschnitten.Dass Gott mehr erwartet als nur die äußere Beschneidung, sagt der Aufruf zu einer "Beschneidung des Herzens" im 5. Buch Mose (10,16; vgl. Kolosser 2,11), der auf eine Umwandlung des inneren Menschen zielt. Es ist also eine symbolische Trennung vom gottlosen, egoistischen Wesen, in das jeder Mensch hineingeboren wird; er wird befreit zu einem liebevollen Wesen, das auf das Wohl der Mitmenschen und der Gemeinschaft mehr Wert legt als auf eigene Vorteile.
In den frühen judenchristlichen Gemeinden entstand die Frage, ob man Nichtjuden, die Christen werden wollten, beschneiden und damit zuerst in das Judentum aufnehmen müsse. Paulus wehrte sich gegen eine solche Forderung mit Leidenschaft, wie im Galaterbrief steht (5,1-15).
Die Taufe hatte jedoch ihren eigentlichen Ursprung bei Johannes dem Täufer, der am Rande der Wüste östlich des Flusses Jordan Umkehr zum Gehorsam zu Gott und zu sozialem Verhalten gemäß der TORaH, der Weisungen in den 5 Büchern Mose, predigte. Er taufte im Jordan all diejenigen, die ihre Verfehlungen einsahen und loswerden wollten und zu einem Neuanfang bereit waren (Markus 1,1-8).
Johannes Predigt am Rande der Wüste östlich des Jordans.
Es war die Taufe durch Johannes ein rituelles Bad, eine rituelle Reinigung, ein äußerer Vorgang, der eine innere Veränderung der Gesinnung zeigte.
Rituelle Ganz- und Teilwaschungen und rituelle Bäder gab und gibt es in allen Religionen. Neu und einzigartig an der Taufe ist, dass man diese rituelle Reinigung mit Wasser nicht selbst an sich vollzieht, sondern ein anderer. Und dass sie - zumindest sowohl nach evangelischem wie auch nach katholischem und orthodoxem Verständnis - nur einmal im Leben geschieht.
Die kleine Sonne auf der Landkarte zeigt, wo Johannes getauft hat-
Jesus selbst hatte sich auch von Johannes taufen lassen. So bezeugen es die Evangelien, z. B. in Markus 1,9-11. Er ist also auch vom Ostufer aus in den Jordan hineingestiegen und hat den Fluss am Westufer verlassen, so auch alle anderen Getauften. Warum diese geographische Sache so wichtig? Johannes der Täufer wollte damit gleichsam alles auf Anfang setzen, wir würden modern sagen, die "Reset-Taste" drücken, damit die Getauften rituell gereinigt und mit einer neuen Gesinnung den Einzug ins "Gelobte Land" vollziehen. Für Jesus muss dieses "Gelobte Land", welches Gott den Israeliten verheißen und nach 40jährigem Wüstenaufenthalt auch gegeben hatte, das Symbol gewesen sein für das "Reich Gottes".
Übrigens: Der Jordan ist der tiefstgelegene Fluss der Erde. Sein hebräischer Name JaRDeN bedeutet: "Herabsteigender Fluss". Und seine Mündung liegt etwas 415 m unter dem Meeresspiegel. Die Taufstelle Jesu liegt wahrscheinlich ca. 10 km nördlich davon.
Foto Greinke: Wahrscheinlich Taufstelle Jesu im Jordan - Blick nach Nordosten.
Von Jesus wird berichtet, dass er nicht selber getauft hat, sondern seine Jünger (Johannes 4,2). Ich zitiere jetzt den sogenannten "Taufbefehl Jesu", den ich schon anfang andeutete. Das militärisch anmutende Wort "Befehl" ist in unserem modernen Sprachgebrauch eher unpassend - ich spreche lieber von der "Taufweisung Jesu". Die hat folgenden Wortlaut:"Mir ist gegeben alle Vollmacht im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Das steht am Ende des Matthäus-Evangeliums (28, 16-20).
Die christliche Taufe wurde zunächst nur an Erwachsenen vollzogen, aber schon bald nach Beginn der Ausbreitung des christlichen Glaubens wurden auch Kinder getauft. Das liegt wohl daran, dass es in der Antike undenkbar war, dass innerhalb eines Hauses die Familienmitglieder verschiedenen Religionen angehörten. Die Bedeutung der Taufe erweiterte sich damit hin zum Aufnahmeritus in die christliche Gemeinschaft und damit auch zum Symbol des neuen Bundes zwischen Gott und seinem Volk.
Was wirkt die Taufe?
1. Vergebung der Sünden.
2. Befreiung von der Übermacht des Bösen.
3. Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen.
4. Heil und ewiges Leben.
Was bedeutet die Taufe für jeden von uns?
1. Gott hat mich durch Jesus Christus erlöst (Jesaja 43,1b), sagt Ja zu mir und nimmt mich in seine Gemeinschaft auf. Ich bin sein Eigentum.
2. Sie ist ein Bundesschluss. Gott ist der stärkere Bündnispartner und schützt mich.
3. Ich bin eingegliedert in den Leib Christi (1. Korinther 12,27).
Unsere Tauftradition.
In unseren christlichen Familien werden Kinder meist im 1. Lebensjahr und am besten während eines Gottesdienstes in einer Kirche getauft. Es gibt aber auch gesonderte Taufgottesdienst. Das Köpfchen des Kindes wird vom Paten über dem Taufbecken gehalten . Der Pfarrer oder die Pfarrerin tauft es durch 3maligen Übergießen bzw. Besprengen mit Wasser. ER oder SIE spricht dabei die Taufformel: "(Name), ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Mit dieser Taufformel ist die Taufe rechtsgültig. Getaufte Kinder haben einen oder mehrere Paten.
Wenn man mich fragen würde: "Wann ist der beste Zeitpunkt für die Taufe eines Kindes?" würde ich antworten: "Am 8. Lebenstag. Ansonsten gilt: Je früher desto besser. Freilich: Ist das Leben des Neugeborenen gefährdet, hat die Nottaufe hier ihren Sinn. Dieselbe kann im Zweifelsfalle von jedem Christen durchgeführt werden und sollte dann unverzüglich dem zuständigen Pfarramt gemeldet werden.
Die Taufe eines Kindes wird später vervollständigt durch die Konfirmation, in welcher sich ein Religionsmündiger zu seiner Taufe und zum Glauben an den Dreieinigen Gott in eigener Verantwortung bekennt. Aber auch Erwachsene aus nichtchristlicher Herkunft können sich taufen lassen.
Noch einen weiteren Aspekt zum Thema Kindtaufe möchte ich an dieser Stelle ansprechen: Unser Kirchenrecht setzt bei der Kindtaufe voraus, dass im Normalfall zumindest ein Elternteil getauft und unserer Evangelisch-Lutherischen Kirche angehört. Ob das biblisch gerechtfertigt ist, darüber muss wohl noch nachgedacht werden angesichts der guten Sitte im Taufgottesdienst, wenn bei einer Kindtaufe vorgelesen wird, wie Jesus die Kinder zu sich ruft und sie segnet, nachdem er gegenüber den Jüngern ausgerastet war, die die Kinder von Jesus fernhalten wollten.
Bild Paula Jordan: Jesus ruft die Kinder zu sich und segnet sie.
Niemand weiß, wessen und was für Kinder es waren. Und Jesus hat keine Vorbedingung gestellt noch Unterschiede gemacht, sondern gesagt: "Solchen gehört das Reich Gottes." Solchen, ohne Ausnahme. Alle Kinder haben also von Jesus her den Anspruch auf das Reich Gottes.
Es gibt zum Thema Taufe ein schönes Bild aus der Bibel-Bilder-Serie von Paula Jordan. (Ihr Name: Welch ein sinniger Zufall!). Jesus steht bis zu den Knien im Jordan nahe des Ufers. Johannes kniet am Ufer und begießt Jesus mit einer Schale Wasser. Das entspricht natürlich nicht ganz der historischen Tatsache, aber baut eine Brücke zu unserer Tauftradition.
Bild Paula Jordan: Johannes tauft Jesus im Jordan.
Apropos Brücke: Die Taufe ist auch eine Brücke zwischen den Menschen. Denn sie wird von den großen christlichen Kirchen gegenseitig anerkannt. Gott sei Dank!
Viel Freude im Neugelernten wünscht mit herzlichem Gruß - Manfred Greinke.
Sie haben einen Adventskranz, oder zumindest in den letzten Tagen einen gesehen? Ich möchte Ihnen heute erzählen, wie es überhaupt zum Adventskranz kam, also die Geschichte vom Adventskranz.
Das war so:
Es war das Jahr 1831 in Hamburg. Dort lebte ein junger Lehrer. Sein Name: Johann Hinrich Wichern. Er lebte von 1808-1881. Viele Menschen waren arm, natürlich auch viele Kinder. Wichern kannte ihre Not.
Als Lehrer an einer Sonntagsschule brachte er denjenigen Kindern das Wichtigste bei, die in der Woche arbeiten mussten. Manche seiner Schüler hatten keine Eltern, andere wurden viel allein gelassen. Herrn Wichern wurde klar, dass er ihnen helfen muss. Er wollte ihnen ein richtiges Zuhause geben. Deshalb erzählte er einem wohlhabenden und einflussreichen Freund von der Not der Kinder. Der war Senator der Stadt und überließ ihm ein altes Bauernhaus im Dorf Horn, damals am Rande der Stadt, das "Ruge Hus".
Hier konnte sich Wichern um die Kinder kümmern. Sie lebten zusammen wie in einer richtigen Familie: Die Kinder konnten hier arbeiten, lernen - und vor allem auch in Ruhe spielen.
Immer mehr Kinder klopfen an. Wichern öffnete, sagte immer dasselbe zu ihnen: "Mein Kind, sie dich hier um! Hier ist keine Mauer, kein Graben, kein Riegel. Wir wollen dich hier behalten nur mit Liebe und Geduld."
Wenn es Winter wurde und die Adventzeit kam, freuten sich auch diese Kinder auf Weihnachten. Wichern tat vieles, damit für sie diese Zeit besonders schön wurde. Jeden Abend saßen sie zusammen. Er las ihnen Geschichten vor, gemeinsam sangen sie viele schöne Lieder. Eines Tages fand er im Schuppen ein altes Wagenrad. Da hatte er eine Idee: Er säuberte es und hängte es wie eine Lampe an die Decke der großen Wohnstube.
Auf dem Wagenrad befestigte er 4 große weiße Kerzen für die Adventssonntage und dann noch dazwischen soviel kleine rote, wie Wochentage zwischen dem 1. Advent und dem Heiligen Abend lagen. Jeden Abend wurde eine weitere Kerze mit angezündet. So wurde es von Abend zu Abend immer heller im Zimmer und die Kinder wußten genau, wie viele Tage noch bis Weihnachten waren. Auch sie beteiligten sich an diesem ersten Adventskranz, indem sie ihn mit Tannenzweigen schmückten.
So hing im Jahre 1839 im alten Bauernhaus bei Hamburg der erste Adventskranz.
Ungefähr seit 1910 gehört der Adventskranz zum festen Brauchtum in Deutschland und ist nach und nach auch in vielen anderen Ländern übernommen worden, allerdings nur mit den 4 Kerzen für die Adventssonntage und sogar in der orthodoxen Kirche, wo er aber mit 6 Kerzen auf die dortigen 6 Adventssonntage hinweist.
Johann Hinrich Wicherns Adventskranz wurde immer heller, sein Wille, anderen zu helfen, immer stärker. Er ging als ein Mann mit vielen Ideen für in Not geratenen Menschen in die Geschichte ein und verwirklichte auf verschiedene Weise das Anliegen von Weihnachten, ja ein sehr wichtiges Anliegen der Lehre Jesu und des christlichen Glaubens, nämlich Licht und Wärme und Leben und Freude in die Herzen der Menschen zu bringen, ihnen aus der Not heraus zu helfen und ihnen neue Hoffnung zu schenken, auch mancher Menschen Füße auf den Weg des Friedens zu bringen, die auf Abwege geraten waren. So kümmerte er sich auch darum, dass die Gefängnisse in einen menschenwürdigeren Zustand kamen.
Übrigens: Das "Ruge Hus", es heißt heute das "Rauhe Haus", gibt`s nach wie vor. 1833 als eine Stiftung gegründet, werden dort Menschen in ganz unterschiedlichen Nöten betreut.
Ich wünsche Ihnen viele gute Ideen, wie auch Sie Licht in das Leben anderer Menschen bringen können, die an Ihre Herzenstüre klopfen!
Wann auch immer Sie diesen Artikel lesen oder hören: Die nächste Adventszeit kommt gewiss. Und am Ende aller Zeit ist der große Advent - die Wiederkunft Christi. Darum: Mit herzlichen Adventsgruß Pfarrer Manfred Greinke.
Hinweis: Dieser Text und das Bild entstanden auch unter dankbarer Zuhilfenahme des Zeichentrickfilms "Der erste Adventskranz", auf den ich gerne hinweise, hergestellt von Steyl-Medien. Er ist bei Youtube zu finden.
Eine kleine Weihnachtsgeschichte von Ruth Schmidt-Mumm.
Wie jedes Jahr sollte auch in diesem die sechste Klasse das weihnachtliche Krippenspiel aufführen. Mitte November begann Lehrer Larssen mit den Vorbereitungen, wobei zunächst die verschiedenen Rollen mit begabten Schauspielern besetzt werden mussten.
Thomas, der für sein Alter hoch aufgeschossen war und als Ältester von vier Geschwistern häufig ein ernstes Betragen an den Tag legte, sollte den Josef spielen. Tinchen, die lange Zöpfe hatte und veilchenblaue Augen wurde einstimmig zur Maria gewählt, und so ging es weiter, bis alle Rollen verteilt waren, bis auf die des engherzigen Wirts, der Maria und Josef, die beiden Obdachlosen, von seiner Tür weisen sollte. Es war kein Junge mehr übrig. Die beiden Schülerinnen, die ohne Rolle ausgegangen waren, zogen es vor, sich für wichtige Arbeiten hinter der Bühne zu melden.
Josef, alias Thomas, hatte den rettenden Einfall. Sein kleiner Bruder würde durchaus in der Lage sein, diese unbedeutende Rolle zu übernehmen, für die ja nicht mehr zu lernen war als ein einziger Satz - nämlich im rechten Augenblick zu sagen, dass kein Zimmer frei sei. Lehrer Larssen stimmte zu, dem kleinen Tim eine Chance zu geben. Also erschien Thomas zur nächsten Probe mit Tim an der Hand, der keinerlei Furcht zeigte. Er wollte den Wirt gerne spielen. Mit Wirten hatte er gute Erfahrungen gemacht, wenn die Familie in den Ferien verreiste.
Er bekam eine blaue Mütze und eine Latzschürze umgebunden; die Herberge selbst war, wie alle anderen Kulissen, noch nicht fertig. Tim stand also mitten auf der leeren Bühne, und es viel ihm leicht zu sagen, nein, er habe nichts, als Josef ihn drehbuchgetreu mit Maria an der Hand nach einem Zimmer fragte.
Wenige Tage darauf legte Tim sich mit Masern ins Bett, und es war reines Glück, dass er zum Aufführungstag gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine kam. In der Schule herrschten Hektik und Feststimmung, als er mit seinem großen Bruder eine Stunde vor Beginn der Weihnachtsfeier erschien. Auf der Bühne hinter dem zugezogenen Vorhang blieb er überwältigt vor der Attrappe seiner Herberge stehen. Sie hatte ein vorstehendes Dach, eine aufgemalte Laterne und ein Fenster, das sich aufklappen ließ. Thomas zeigte ihm, wie er auf das Klopfzeichen von Josef die Läden aufstoßen sollte.
Die Vorstellung begann. Maria und Josef betraten die Bühne, wanderten schleppenden Schrittes zur Herberge und klopften an. Die Fensterläden öffneten sich und heraus schaute Tim unter seiner großen Wirtsmütze. "Habt Ihr ein Zimmer frei?" fragte Josef mit müder Stimme. "Ja, gern", antwortete Tim freundlich". Schweigen breitete sich aus im Saal und erst recht auf der Bühne. Josef versuchte vergeblich irgendwo zwischen den Kulissen Lehrer Larssen mit Hilfezeichen zu entdecken. Maria blickte auf ihre Schuhe. "Ich glaube, sie lügen", entrang es sich schließlich Josefs Mund. Die Antwort aus der Herberge war ein unüberhörbares "Nein".
Das die Vorstellung dennoch weiterging, war Josefs Geistesgegenwart zu verdanken. Nach einer weiteren Schrecksekunde nahm er Maria an der Hand und wanderte ungeachtet des Angebotes weiter bis zum Stall. Hinter der Bühne waren inzwischen alle mit dem kleinen Tim beschäftigt. Lehrer Larssen hatte ihn zunächst vor dem Zorn der anderen Schauspieler in Schutz nehmen müssen, bevor er ihn zur Rede stellte. Tim erklärte, dass Josef eine so traurige Stimme gehabt hätte, da hätte er nicht Nein sagen können, und zu Hause hätten sie auch immer Platz für alle, notfalls auf der Luftmatratze.
Herr Larssen zeigte Mitgefühl und Verständnis. Dies sei doch eine Geschichte, erklärte er, und die müsse man genauso spielen, wie sie sie aufgeschrieben sei oder würde Tim zum Beispiel seiner Mutter erlauben dasselbe Märchen einmal so und dann wieder ganz anders zu erzählen, etwa mit einem lieben Wolf und einem bösen Rotkäppchen?
Nein, das wollte Tim nicht. Und bei der nächsten Aufführung wollte er sich Mühe geben, ein böser Wirt zu sein; er versprach es dem Lehrer in die Hand. Die zweite Aufführung fand im Gemeindesaal der Kirche statt und war, wenn möglich, für alle Beteiligten noch aufregender. Unter ärgsten Androhungen hatte Thomas seinen kleinen Bruder eingebläut, dieses Mal auf Josefs Anfrage mit klaren "Nein" zu antworten. Der Große Saal war voll bis zum letzten Sitzplatz.
Dann ging der Vorhang auf, das heilige Paar erschien und wanderte, wie es ausssah etwas zögerlich - auf die Herberge zu. Josef klopfte an die Läden, aber alles blieb still. Er pochte erneut, aber sie öffneten sich nicht, Maria entrang sich ein Schluchzen. Schließlich rief Josef mit lauter Stimmer "Hier ist wohl kein Zimmer frei?" In die schweigende Stille, in der man eine Nadel hätte fallen hören, ertönte ein leises, aber deutliches "Doch".
Für die dritte und letzte Aufführung des Krippenspiel in diesem Jahr wurde Tim seiner Rolle als böser Wirt enthoben. Er bekam Stoffflügel und wurde zu den Engeln im Stall versetzt. Sein "Halleluja" war unüberhörbar, und es bestand kein Zweifel, dass er endlich am richtigen Platz war.
Auf Gottes Führung vertrauen (geschrieben von Pfarrer Manfred Greinke - Bild/Quelle Paula Jordan).
Ich möchte Ihnen Mut machen etwas sehr wichtiges für sich selbst und andere Menschen zu tun: Sich unabhängig machen von negativen Einstellungen. Ursache sind weniger die trüben und kürzer werden Herbsttage, sondern zumeist die zahllosen schlechten Nachrichten, die uns erreichen.
Dazu eine kleine Fallstudie aus der Bibel: Mose war mit seinem Volk nach eineinhalbjähriger Wüstenwanderung fast am Ziel angelangt. Das verheißene Land lag vor ihnen. 12 Kundschafter sendete er aus, um die Beschaffenheit des Landes, die Fruchtbarkeit des Bodens, die Bauweise der Städte usw. in Erfahrung zu bringen. Um Eines bat Mose sie allerdings nicht: Herauszufinden, ob das Land einnehmbar ist oder nicht.
Nach einiger Zeit kamen die Kundschafter mit enthusiastischen Worten zurück: "Wir sind in das Land gekommen, dahin du uns sandtest, das wirklich von Milch und Honig fließt!" Die meisten von ihnen gaben trotzdem einen entmutigenden Bericht ab. "Das Volk dort ist zu stark, wir kamen uns vor wie die Heuschrecken, und so erschienen wir auch ihnen." Das verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Es dauerte nicht lange, bis das negative Denken von 10 Kundschaftern die ganze Nation infiziert hatte. Ihr Unglauben vergrößerte die Probleme und ließ die mögliche Hilfe ganz klein erscheinen. Die eigenen Fähigkeiten wurden unter-, die Überlegenheit des Gegners überschätzt und Gottes Ziele mit seinem Volk Israel, seine Führung und Fürsorge völlig vergessen.
2 Kundschafter jedoch waren anderer Meinung Josua, der Nachfolger des Moses, und Kaleb, ein hervorragender Stammesführer, der Gottes Ziel immer vor Augen hatte. Diese beiden versuchten nun, das Volk zum Umdenken zu bewegen, es zu ermutigen. Doch man hob sogar Steine gegen sie auf...
Fatal die Folgen: Die nächsten 38 Jahre irrte die ganze Generation der Negativdenker samt ihren Nachkommen durch die Wüste. Keiner von denen mit der schlechten Einstellung kam in das Land, weil sie dachten, sie könnten es nicht. Sie kamen in der Wüste um. Erst ihre Kinder und Enkel sahen die Dinge anders. Ihre Kundschafter gaben dann einen positiven Bericht. Das motivierte die Leute. Sie nahmen das Land ein.
Stellen Sie sich vor, was geschah: 7 Tage lang umspielte der Posaunenchor der Israeliten die starken Mauern der Stadt Jericho. Dann fielen dieselben ein. Ich habe gehört, so ähnlich soll es auch mit einem Posauenchor in der Rhön gewesen sein, der im November 1989 solange an der Grenze geblasen hat, bis der Grenzoffizier den Schlüssel rausrückte und den Gitterzaun aufschloss.
Kaleb war zu jener Zeit, als er das Volk zu ermutigen suchte, etwa 40 Jahre alt. Wenn je ein Mensch Selbstmitleid hätte rechtfertigen können, dann er: Über 38 Jahre musste er auf die Erfüllung seiner gottgemäßen Vorhaben warten, nur wegen der deprimierten Leute mit ihrer katastrophalen Lebenseinstellung. Doch interessanterweise ist kein einzige Wort der Klage oder des Selbstmitleides von Ihm überliefert. Stattdessen erzog er gemeinsam mit seinem Weib mehrere Kinder zu absoluten Gottvertrauen und im Widerspruch gegen alles Negativdenken. Als er schon hoch betragt war, durfte er dann endlich schauen und erleben, worauf er mit langem Atem vertraut hatte. Von ihm kann man in der Bibel lesen: "...der einen anderen Geist gezeigt und unwandelbar zu mir gehalten hat." (4.Mose 14,24)
* Diesen Geist hatte auch ein Paul Gerhard als er in großer Not die tröstenden Verse schrieb: "Und ob gleich alle Teufel hier wollten widerstehn, so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn. Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel."
Dieser mutige und nach vorne blickende Geist, der einen Kaleb vor Niedergeschlagenheit schützte, steht auch Ihnen zur Verfügung. Mit ihm werden Sie Schwermut und Hoffnungslosigkeit besiegen und in Übereinstimmung gelangen mit Gottes Plan über Ihrem Leben. Seien Sie getrost und unverzagt!
Dann werden Sie mehr als nur den kommenden Winter gut überstehen.
Das wünscht mit herzlichem Gruß Ihr Pfarrer Manfred Greinke.