Sie haben einen Adventskranz, oder zumindest in den letzten Tagen einen gesehen? Ich möchte Ihnen heute erzählen, wie es überhaupt zum Adventskranz kam, also die Geschichte vom Adventskranz.
Das war so:
Es war das Jahr 1831 in Hamburg. Dort lebte ein junger Lehrer. Sein Name: Johann Hinrich Wichern. Er lebte von 1808-1881. Viele Menschen waren arm, natürlich auch viele Kinder. Wichern kannte ihre Not.
Als Lehrer an einer Sonntagsschule brachte er denjenigen Kindern das Wichtigste bei, die in der Woche arbeiten mussten. Manche seiner Schüler hatten keine Eltern, andere wurden viel allein gelassen. Herrn Wichern wurde klar, dass er ihnen helfen muss. Er wollte ihnen ein richtiges Zuhause geben. Deshalb erzählte er einem wohlhabenden und einflussreichen Freund von der Not der Kinder. Der war Senator der Stadt und überließ ihm ein altes Bauernhaus im Dorf Horn, damals am Rande der Stadt, das "Ruge Hus".
Hier konnte sich Wichern um die Kinder kümmern. Sie lebten zusammen wie in einer richtigen Familie: Die Kinder konnten hier arbeiten, lernen - und vor allem auch in Ruhe spielen.
Immer mehr Kinder klopfen an. Wichern öffnete, sagte immer dasselbe zu ihnen: "Mein Kind, sie dich hier um! Hier ist keine Mauer, kein Graben, kein Riegel. Wir wollen dich hier behalten nur mit Liebe und Geduld."
Wenn es Winter wurde und die Adventzeit kam, freuten sich auch diese Kinder auf Weihnachten. Wichern tat vieles, damit für sie diese Zeit besonders schön wurde. Jeden Abend saßen sie zusammen. Er las ihnen Geschichten vor, gemeinsam sangen sie viele schöne Lieder. Eines Tages fand er im Schuppen ein altes Wagenrad. Da hatte er eine Idee: Er säuberte es und hängte es wie eine Lampe an die Decke der großen Wohnstube.
Auf dem Wagenrad befestigte er 4 große weiße Kerzen für die Adventssonntage und dann noch dazwischen soviel kleine rote, wie Wochentage zwischen dem 1. Advent und dem Heiligen Abend lagen. Jeden Abend wurde eine weitere Kerze mit angezündet. So wurde es von Abend zu Abend immer heller im Zimmer und die Kinder wußten genau, wie viele Tage noch bis Weihnachten waren. Auch sie beteiligten sich an diesem ersten Adventskranz, indem sie ihn mit Tannenzweigen schmückten.
So hing im Jahre 1839 im alten Bauernhaus bei Hamburg der erste Adventskranz.
Ungefähr seit 1910 gehört der Adventskranz zum festen Brauchtum in Deutschland und ist nach und nach auch in vielen anderen Ländern übernommen worden, allerdings nur mit den 4 Kerzen für die Adventssonntage und sogar in der orthodoxen Kirche, wo er aber mit 6 Kerzen auf die dortigen 6 Adventssonntage hinweist.
Johann Hinrich Wicherns Adventskranz wurde immer heller, sein Wille, anderen zu helfen, immer stärker. Er ging als ein Mann mit vielen Ideen für in Not geratenen Menschen in die Geschichte ein und verwirklichte auf verschiedene Weise das Anliegen von Weihnachten, ja ein sehr wichtiges Anliegen der Lehre Jesu und des christlichen Glaubens, nämlich Licht und Wärme und Leben und Freude in die Herzen der Menschen zu bringen, ihnen aus der Not heraus zu helfen und ihnen neue Hoffnung zu schenken, auch mancher Menschen Füße auf den Weg des Friedens zu bringen, die auf Abwege geraten waren. So kümmerte er sich auch darum, dass die Gefängnisse in einen menschenwürdigeren Zustand kamen.
Übrigens: Das "Ruge Hus", es heißt heute das "Rauhe Haus", gibt`s nach wie vor. 1833 als eine Stiftung gegründet, werden dort Menschen in ganz unterschiedlichen Nöten betreut.
Ich wünsche Ihnen viele gute Ideen, wie auch Sie Licht in das Leben anderer Menschen bringen können, die an Ihre Herzenstüre klopfen!
Wann auch immer Sie diesen Artikel lesen oder hören: Die nächste Adventszeit kommt gewiss. Und am Ende aller Zeit ist der große Advent - die Wiederkunft Christi. Darum: Mit herzlichen Adventsgruß Pfarrer Manfred Greinke.
Hinweis: Dieser Text und das Bild entstanden auch unter dankbarer Zuhilfenahme des Zeichentrickfilms "Der erste Adventskranz", auf den ich gerne hinweise, hergestellt von Steyl-Medien. Er ist bei Youtube zu finden.