Das waren die Glocken der Aidenbacher Kreuzkirche mit der wir unser Viertelstündchen Andacht eingeläutet haben und Sie dazu herzlich willkommen heißen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Während die Glocken zu Gottesdienst und Andacht rufen, will uns die Orgel zu Beginn im wahrsten Sinne des Wortes einstimmen auf Geistliches. Wie man einen Receiver auf Empfang eines Fernseh-Programms justiert, so kann uns die Orgel auf den Empfang göttlicher Energie einjustieren.
Heute mit Klängen einer zweistimmigen Komposition über den Hymnus der Reformation "Ein feste Burg ist unser Gott" von Johann Walter, der von 1496-1570 lebte und als Urkantor der Reformation in die Geschichte einging. Sein Hauptwirkungsort war Torgau an der Elbe, jene Stadt, die man auch die "Amme der Reformation" nennt. Walter`s Komposition ist eigentlich für Singstimmen gedacht: Unten die Melodie und meist darüber eine sehr bewegte zweite Stimme. Aber auch auf der Orgel lässt es sich gut spielen. Hören wir also heinein!
Bild: de.tutiempo.net - 13.MaRCheSchNaN
Der sichtbare Teil des Mondes hat zugenommen. Wir sind fast bei einem Vollmond angelangt, genau beim 13. Tag des Mondmonates MaRCheSchWaN. Manche nennen ihn einfach CheSchWaN. - Auch gut! In unserem Kirchenjahr finden wir unter dem heutigen 29. Oktober 2023 den 21. Sonntag nach Trinitatis.
Die neue Woche enthält am Dienstag, den 31. Oktober den Reformationstag, für uns Evangelische ist das ein wichtiger kirchlicher Gedenk- und Feiertag, der in den mitteldeutschen Bundesländern sogar ein gesetzlicher Feiertag ist. Und der 1. November, "Allerheiligen" genannt, gilt zwar als katholischer Feiertag, und ist auch in den katholisch geprägten Bundesländern und in vielen anderen europäischen Ländern gesetzlicher Feiertag. Aber auch bei uns Evangelischen gilt er als "Gedenktag der Heiligen". Das wissen leider nur die wenigsten.
Sie, die Sie diese Andacht hören bzw. lesen, wissen es jedenfalls jetzt und merken daran: Bei uns gibt`s immer wieder etwas, was woanders nicht zur Sprache kommt. So soll es auch in Zukunft bleiben.
Wir erinnern heute an die Einführung der "Deutschen Messe" durch Martin Luther. Nachdem einige Städte seit 1522 die heilige Messe in deutscher Sprache eingeführt hatten, begann Luther 1525 mit der Arbeit an einer deutschen Liturgie. Er ließ sich dabei vom oben genannten Urkantor der Reformation Johann Walter und dem kurfürstlichen Kapellmeister Konrad Ruppsch beraten. Am 29. Oktober 1525 wurde der Entwurf der Wittenberger Gemeinde vorgestellt; der Zelebrant war Georg Rörer, an den wir in unserer Andacht am 1. Oktober erinnerten.
Die Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdiensts wurde dann von Luther 1526 herausgegeben. Der Hauptunterschied zur römisch-katholischen Messe besteht darin, dass es kein Offertorium, also keinen Opfervorgang mehr gibt. Denn nach biblischem und evangelischem Verständnis ist das Abendmahl eine Gabe Gottes und keine sympolische Opferung Christi. Unsere Gottesdienst- und Abendmahlpraxis fußt selbstverständlich darauf, wenngleich sich auch einige Dinge weiterentwickelt haben.
Liebe Schwerstern und Brüder!
Der Apostel Paulus, als "Völkerapostel" in die Kirchengeschichte eingegangen, hat nicht nur große Reisen unternommen, sondern auch zahlreiche Briefe geschrieben, 13 sind im Neuen Testament überliefert, der länge nach geordnet. Der längste und auch zugleich wichtigste ist der an die Römer, der Römerbrief mit seinen 16 Kapiteln.
Das Hauptthema darin: Gerechtigkeit. Wie könnte es auch anders sein, denn das Römische Recht ist ja bis heute maßgebend oder zumindest Vorbild für viele Gesetze und Rechtsprechungen. Und ein Hauptthema derselben ist wiederum der Umgang mit dem Bösen aller Art. Tatsache aber ist nun mal, dass nicht alles auf der Welt so geregelt werden kann, dass Böses ausgeschlossen ist. Ja, nicht einmal gesetzlich kann je jede Art und Form bösen Verhaltens gesetzlich geregelt werden, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es so viele boshafte Kleinigkeiten im Miteinander der Menschen gibt und potentiell möglich sind, dass man sie nicht aufzählen kann. Sie sind wie Sand am Meer.
Und sie haben eine besondere Kraft, Nebenwirkungen zu erzeugen. Da möchte ich einen allgemein bekannten Satz modifiert anwenden und sagen: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die in der Bibel dazu enthaltenen Informationen oder fragen ihren Pfarrer oder Seelsorger."
Paulus gibt folgenden Hinweis als eine gute Strategie gegen das Böse: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!" (Römer 12,21) Man könnte auch sagen: "Wenn jemand mit Steinen nach dir wirft, dann wirf Blumen zurück!"
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Es kostet schon viel Überwindung, unsachliche Vergeltungswünsche stecken zu lassen. Denn wer Rache übt stellt sich nicht nur auf dasselbe primitive Niveau wie der Gegner, sondern stellt sich auch gegen Gott, der gesagt hat: "Mein ist die Rache." (5.Mose 32,35) Aber das Böse mit Gutem überwinden, es also aus der Welt schaffen oder zumindest auf unschädlich begrenzen, das gehört gewiss zu den größten menschlichen Herausforderungen.
Eine der eindrucksvollsten Bibelgeschichten dazu ist ja die Geschichte von Josef mit seinen Brüdern, die ihn verkauft hatten, er aber an die höchste Macht kam und alle Gelegenheit hatte, sich an ihnen zu rächen. Das wussten die Brüder und fingen an zu zittern und zu zagen. Aber Josef sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk." (1.Mose 50.19-20) So wird dieser Bibelabschnitt aus 1. Mose 50 ab Vers 15 auch zu Recht mit "Josefs Edelmut" überschrieben.
Edelmut - ein feines Sachwort! Dazu gehören: Sogenannte Schnellschüsse vermeiden, alles genau durchdenken, den richtigen Zeitpunkt abwarten und dann mit Gutem reagieren. Das ist gewiss im Sinne Jesu, der nicht nur Feindesliebe gelehrt, sondern auch am Kreuz für seine Mörder gebetet hat. Ich will es gerne lernen, Edelmut an den Tag zu legen und möchte möglichst viele Menschen dazu gewinnen, auch Sie. -AMEN-
Passend zu unserem Thema "Böses mit Gutem überwinden" hören wir jetzt das Duo Pepper mit einer Liedstrophe zu Jahreslosung 2019, welche lautete: "Suche den Frieden und jage ihm nach!" (Psalm 34,15)
Kommt, ihr Kinder, zuzuhören, lernet Ehrfurcht vor dem HERRN! Schöne Tage zu vermehren - wer von uns wollt das nicht gern! Darum lasst das Böse sein, lasst euch Gutes fallen ein! Sucht dem Frieden nachzujagen, wie`s die Worte Gottes sagen!
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber Vater im Himmel!
Nicht unser, sondern allein dein ist die Rache. Uns hast du aufgetragen, Böses mit Gutem zu vergelten. Dafür danke ich dir und bitte dich: Hilf mir und anderen Christen das zu beherzigen, schenke uns Ideen wie wir Böses aus der Welt schaffen und dafür sorgen können, dass nicht neues Böses entsteht. Lehre uns den Edelmut, den einst Josef hatte und sende Boten des Friedens in die Regionen des Krieges, die dort wirksam den Mächten des Bösen Einhalt gebieten. Das und noch mehr, was unsere Herzen bewegt bitte ich dich durch Christus, unseren Herrn, der uns also beten gelehrt hat:
VATER IM HIMMEL.....-AMEN-
Mit "Ein feste Burg ist unser Gott" haben wir begonnen. Mit diesem Choral, der im Evangelischen Gesangbuch unter 362 zu finden ist, wollen wir auch enden, und zwar mit einer kleinen Fughette zum Anfangsmotiv.
Gutes Gelingen beim Überwinden des Bösen mit Gutem wünschen Ihnen für die neue Woche und allezeit mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Duo Pepper, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-