Ein geistlich Samenkörnlein - die Jünger Jesu - Teil 1
Herzlich willkommen alle, die sich für das Basiswissen über das Thema "Die Jünger Jesu" interesieren, zu diesem ersten der beiden Vorträge!
Jesus Christus spricht: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt..." (Johannes 15, Vers 16). Dieser Satz Jesu wird in unserer evangelischen Kirche als Votum, also als Leitsatz für die Konfirmation vorgeschlagen, genau genommen nur bis "...erwählt".
Ich habe ihn auch ganz brav jedes Mal so vorgetragen. Er passt ja als Spruch sehr schön und wird natürlich im Konfirmationsgottesdienst von allen Teilnehmern akzeptiert. So weit, so gut.
Aber was meint Jesus damit? Warum betont er das so sehr, dass er erwählt und nicht seine Jünger? Ich möchte als Erstes einmal den Begriff "Jünger" erklären: Dieses Wort kennen wir aus der Luther-Bibel und bedeutet ganz einfach "Schüler". Im original griechischen Neuen Testament heißt das Wort "Mathetees". Da steckt das Wort "Mathe" drin. Das kommt vom griechischen "Mathema" und bedeutet nicht etwa "Rechnen", sondern ganz einfach: "Das zu Lernende". In griechischen Schulbüchern wird heute zutage der Lernstoff eingeteilt in Lernabschnitte "Mathema 1", Mathema 2" usw., genau wie bei uns "Lektion 1", "Lektion 2" usw..
So ist der "Mathetees" also der Lernende. Damals zu Jesu Lebzeiten gab es viele "Matherä" (Mehrzahl von Mathetees), viele Lernende, viele Schüler, viele Jünger. Die suchten sich einen Rabbi, einen Lehrer, und wollten von ihm lernen. Wenn es ein berühmter Rabbi war, dann war es gar nicht so leicht, sein Schüler zu werden.
Der Begriff "Rabbi" war aber damals nicht geschützt, sondern jeder Mann, der sich in der hebräischen Bibel (das ist unser Altes Testament) besonders gut auskannte, konnte sein Wissen weitergeben an Schüler, die von ihm lernen wollten.
Nun denke aber niemand: "Die Schüler kriegten womöglich eine Zuckertüte oder was Ähnliches, wie bei uns die Schulänfanger." Überhaupt nicht, den die Mathetä, die Schüler, waren alle schon erwachsen oder zumindest fast erwachsen, ich schätze so zwischen 14 und 20 Jahre alt, manche vielleicht sogar noch älter. Und wenn sie dann aufgenommen wurden, gab es aber in aller Regel ein kleines oder größeres Familienfest.
Wir halten fest: Die Schüler suchten sich ihren Lehrer aus.
Jesus aber hatte sich seine Schüler selbst ausgesucht, hatte jeden einzelnen berufen mit den Worten: "Komm und folge mir nach!" So zum Beispiel sagte er das zum Zöllner Levi, wie es in Lukas 5, Vers 27 heißt. Bis dahin hatte es sowas noch nie gegeben.
Ja, aber warum hatte er sich seine Jünger, seine Schüler, ausgesucht? Da muss man weit zurückdenken bis hin zu Abraham, den Gott erwählt hatte (1. Mose, Vers 1-2), dann hatte er dessen Enkel Jakob seinen Segen zugesagt (1.Mose, Vers 26,24). Jakob wurde der Stammvater der 12 Stämme Israels. Und es steht in 5. Mose 14, Vers 2 der Satz: " Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott, und der HERR hat dich erwählt, dass du sein Eigentum seist, aus allen Völkern, die auf Erden sind."
Also, wie Gott Abraham, Jakob und dann das ganze Volk Israel erwählt hatte, so hatte Jesus analog dazu seine Jünger erwählt, speziell die 12. Diese Erwählung sollte an die 12 Stämme Israels erinnern, die auch erwählt wurden.
Wir halten fest: Jesus hatte seine Jünger erwählt.
Ein Familienfest wird es aber eher nicht gegeben haben, stattdessen vielleicht sogar einen Konflikt und Ärger.
Die Brücke zu uns:
Der Apostel Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 1, Vers 4: "Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid;..." Wir stehen also am vorläufigen Ende einer langen Reihe der Tradition und wer konfirmiert wurde, hat schon vorher ein gerütteltes Maß an Lehre erhalten, bekannte sich also nicht völlig unwissend zu seinem wichtigsten Rabbi (=Lehrer) Jesus Christus.
Wer sich konfirmieren lassen will, verspricht damit, weiterhin ein von Jesu Lernender, ein Schüler Jesu bleiben zu wollen sein Leben lang. Was bedeutet Dir, dass Jesus Dich ganz persönlich ruft: "Komm, folge mir nach!"? Wenn Du diese Frage bedenkst und beantworten willst, dann schaue bitte nicht nach links und rechts, was andere sagen, sondern mit den inneren Augen sozusagen Jesus direkt in die Augen, als stünde der vor Dir.
Gottes Segen zum Wissen wünscht Manfred Greinke.