Ein geistlich Samenkörnlein (2) - Die Jünger Jesu - Teil 2.
Auch im zweiten Vortrag über das Thema "Die Jünger Jesu" möchte ich alle herzlich willkommen heißen, die sich dafür interessieren.
Jesus Christus spricht: "Folge mir nach!" (Markus 2.14)
Mit diesem Satz berief Jesus seine 12 Jünger einzeln. Dass er eigentlich noch viel mehr gehabt hatte, erklärt sich aus der Notiz in Lukas 10,1: "Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei..." Doch wer waren eigentlich diese 12? Wel Schüler hat sich Jesus in diesen Kreisen ausgewählt?
Den Namen "Petrus" kennt fast jeder, Johannes auch noch, dann "Judas der ihn (Jesus) verriet", wie es heißt und Thomas, der für sein Zweifeln bekannt wurde. Von den anderen steht nur sehr wenig oder gar nichts in den Evangelien, ihre Namen allerdings. Die Namensaufzählung kommt im Neuen Testament an 4 Stellen vor: In den Evangelien Matthäus (Kapitel 10,2-4), Markus (Kapitel 3,16-19) und Lukas (Kapitel 6,13-16) und in der Apostelgeschichte bei Lukas (Kapitel 1,13).
Bei Matthäus heißt es: Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet. Bei Markus werden für Jakobus und Johannes, den Söhnes des Zebedäus, sogar die Spitznamen genannt: "Donnersöhne". Simon Kananäus wird in der Aufzählung bei Lukas "Simon der Zelot" genannt, Thaddäus der "Judas, der Sohn des Jakobus".
Auch wenn wir wenig über diese Jünger wissen, verraten allein die Namen doch sehr viel: Petrus, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Thomas - das alles sind keine hebräischen Namen, sondern griechische. Namen sind gewissem Sinne auch Bekenntnisse. Ganz strenge Juden hätten ihren Kindern keine griechischen Namen gegeben, sondern hebräische. So deuten diese griechischen Namen auf Eltern, die eine ziemlich liberale jüdischen Tradition nicht ganz so ernst nahmen, offen waren für hellenistische Einflüsse - wir würden heute dazu sagen: weltoffene und moderne Menschen.
Den wir als Petrus kennen hatte ja eigentlich noch einen waschechten hebräischen Namen "Simon" bzw. original "Schimon". Andere nur einen hebräischen Namen. Jakobus - original JaKoBh, Johananes - original ChaNaNJa, der schon genannte Name SchiMoN und "Judas", original "JöHuDa". Übrigens oft wurde der Vatername dazu genannt, z. B. "Jakobus, Sohn des Alphäus". In unseren Aufzählungen gibt es aber auch andere quasi Beinamen wie Matthäus, "der Zöllner" und "Simon, der Zelot". Was hat es damit auf sich? Vor allem muss man wissen, dass innerhalb des Judentums zu jener Zeit es keine größeren Gegner, ja Feinde gab wie zwischen Zöllnern und Zeloten.
Zöllner waren verhasst, weil sie mit den Römern zusammenarbeiteten, woraus ja auch die Redewendung entstand "Zöllner und Sünder". Sie galten durchweg als Verräter Israels. Zeloten hingegen waren ein religiös-politische, radikale Gruppierung, die ganz und gar gegen die römische Vorherrschaft eingestellt war und auch vor Gewalttaten gegen die Römer nicht zurückschreckten. Sie meinten nämlich, das Heilige Land sei Gottes Eigentum und niemand anderes darf es beherrschen. Also: Diese beiden Jünger kamen aus extremst verfeindeten Gruppen. Möglicherweise aber bedeutete der Zuname des letztgenannten Judas "Iskariot", dass dieser sogar einer noch extremeren Partisanengruppe angehörte, nämlich der Sikarier, das sind Dolchmänner, die gerne immer mal eben ein paar Römer niederstachen und sich dann schnell zurückzogen in wenig besiedelte Dörfer in Galiläa. Alle 12 Jünger übrigens waren - wie Jesus auch - Galitäer, die meisten waren von Beruf Fischer. Und ihr Haupterwerb war der Fischfang im See Genezareth, einem überaus fischreichen See mit vielen Arten, die auch bis nach Rom berühmt und begehrt waren. Es spricht auch alles dafür, dass das Wohnhaus des Petrus in Kapernaum das Zentrum, sozusagen einer Art Fischereigenossenschaft war.
Wir halten fest: Jesus hat aus seinen Schülern eine besondere Gruppe von 12 Jüngern erwählt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können vom Elternhaus, vom Beruf und von der politischen Einstellung. Was sie aber einte war: Sie waren alle einfache Menschen aus der Unterschicht. Galiläer und sind alle der Berufung Jesu gefolgt. Mit ihrer Berufung haben sie ihre Gegnerschaft sofort abgelegt. Ihre Identität hatten sie fortan darin, dass sie den gleichen Rabbi, also Meister oder Lehrer hatten: Jesus von Nazareth. Und so hießen sie auch nach dessen Tod "Nazoräer" bzw. "Nazarener".
Was können wir daraus lernen? Sobald wir bewusst zu Jesus Christus gehören wollen, muss die Bedeutung der Herkunft, Vergangenheit oder politischen Einstellung unbedingt dem Status "Nachfolger Jesu" weichen.
Gottes Segen zum Wissen wünscht Manfred Greinke.