Ein geistlich Samenkörnlein "Ein bisschen mehr...."
Verbraucherschützer warnen in den Medien: "Preiserhöhungen durch Mogelpackungen! Kleinere Menge zum gleichen Preis!"
Sicher ist Ihnen, liebe Leser, liebe Hörer, das auch schon aufgefallen: Die Inhalte einiger Produkte des täglichen Bedarfs sind kleiner geworden, die Verpackungen dagegen eher voluminös expandiert, nicht selten auch die Preise. *Unverschämtheit!*, denkt man da, aber was soll man machen? So ist es doch oft mit Waren und Dienstleistungen, die wir Menschen einander anbieten und austauschen: Gewinnmaximierung steht bei vielen Firmen (will heißen: bei vielen Menschen) im Vordergrund, nährt aber den Krebsschaden in der Gesellschaft.
Nun, erfreulicherweise gibt es ja auch Gegenbeispiele, wo auf dem Glas oder dem Pappkarton z. B. draufsteht: *20 g gratis*. Da freut man sich, wenn jemand in Qualität, Menge oder Zuwendung ein bisschen mehr leistet, als unbedingt erforderlich. Es ist das "Sahnehäubchen" im Miteinander, wirkt menschenfreundlich, wohltuend und angenehm entspannend.
Im Neuen Testament gibt es einen überlieferten Paulus-Brief an die Christen der Stadt Kolossä. Da stehen so schöne, aufbauende und ermutigende Sätze drin, so auch dieser:
Ich stellte mir vor, wie wunderbar es wäre, wenn wir alle uns wirklich darin mehr einübten: Das, was wir tun und geben, tun und geben wir von Herzen, auch die Dinge, die uns als lästige Pflichten erscheinen - wenn wir die Menschen wahrnehmen, für die wir das und vielleicht auch mal ein bisschen mehr übrig haben, ohne in erster Linie an den eigenen Nutzen zu denken.
Dieser Satz aus dem Brief sagt uns auch, wie wir das "Ein-bisschen-mehr" verstehen sollen: Es geht ja nicht nur um den Menschen (der es vielleicht gar nicht "verdient" hat), sondern wir tun es dem Herrn, das heißt: Zur Ehre Gottes. Und Jesus sagte ja auch:
"Wenn Du gibst, so lass Deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut." Die linke Hand ist die Empfängerhand, die rechte die Geberhand; will heißen: sei nicht berechnend, sondern liebevoll, gütig!
Liebe Hörer und Leser, Sie können mitten in unserer gewinnorientierten Gesellschaft konkret in ihrem Umfeld zu Hause, am Arbeitsplatz, im Mitarbeiterkreis, in der Lerngemeinschaft, in Ihrem Verantwortungsbereich, in Ihrer Kirchengemeinde mit ihrem offenen Herzen überaus wertvolle Akzente setzen. Sie können eine Botschaft vermitteln, auf die Ihre Mitmenschen sehnsüchtig warten, die aber nur auf diesem Wege des "Ein-bisschen-mehr" ankommt:
Ein bisschen mehr Qualität, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, Respekt, Zuwendung, Zeit für den Mitmenschen. Jesus lehrte dazu: "Wenn dich jemand bittet, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei."
Und meine Erfahrung ist: Dieses "Ein-bisschen-mehr" ist immer eine freudige Überraschung und erzeugt sehr positives Echo. Wie gesagt, zur Ehre Gottes! Was damit gemeint ist, wird sich Ihnen danach von selbst erschließen. Außerdem gilt noch immer: "Der hat sein Leben am besten verbracht, der die meisten Menschen hat froh gemacht."
Mit herzlichem Gruß
Pfarrer Manfred Greinke.