Wenn Kirchenglocken zum Gottesdienst und zum Gebet einladen, dann laden sie damit immer auch zur Entlastung der Seele und zu ihrer Erquickung ein. Diesem Zweck dient auch unsere Andacht. Das Orgelstück zu Beginn klingt so, als käme jemand ziemlich schwer beladen, aber dennoch mit Hoffnung daher, um an dieser Andacht teilzunehmen. Komponiert hat es der englische Komponist John Bennett, der von 1735-1784 lebte.
Herzlich willkommen zur Andacht zum persönlichen Gebet zum 2.Sonntag nach Trinitatis 2022!
Liebe Schwestern und Brüder!
Kennen Sie den sogenannten "Heilandsruf"? Der ist aufgezeichnet bei Matthäus 11, Vers 28, und lautet: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." Das sagte Jesus und nie ein anderer Lehrer der Heiligen Schrift, kein sonstiger Gelehrter, Politiker, Priester, Prophet oder Religionsstifter - nur er.
Es ist so ein wunderbares Wort. Eigentlich braucht es jeder Mensch, ja die ganze Welt im wahrsten Sinne des Wortes: notwendigerweise. Diese seine Einladung gilt besonders allen, die an der Zerrissenheit und den Spaltungen leiden, den vielen ausgebeuteten und kaputterzogenen Kindern, den Armen, Kranken, Behinderten, den umherirrenden Heimatlosen, die im Elend sind, den wegen ihres Glaubens Verfolgten, den wegen bestimmter Merkmale Benachteiligten, den wegen ihrer Einstellung Ausgegrenzten, den unbequemen Kritischen und auch denjenigen, die unter vielen religiösen und kulturellen Vorschriften und Gewissenszwängen leiden.
All diese rief schon der irdische Jesus zu sich, wieviel mehr der himmlische! Aber er rief und ruft auch die Schuldbeladenen zu sich, deren Gewissen sie anklagt, auch diejenigen, die sozusagen unschuldig schuldig werden oder sich außerstande fühlen, einen Konflikt durchzustehen. Es ist - was Jesus betrifft - kaum etwas überzeugender und faszinierender als diese Einladung, einmalig auf der ganzen Welt. So dürfen Sie und ich und viele Menschen sich eingeladen fühlen und diesem Ruf mit Freuden folgen. "Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht." Sagt er weiter und meint damit: Es kommt im Leben auch sehr auf die Tragetechnik an. Ein Beispiel: Ich werde nie vergessen, wie zwei gar nicht so stark aussehende Möbeltransporteure mein Klavier eine Wendeltreppe hinaufgetragen hatten, so schnell und geschickt, dass ich es nie vergessen werde. Sie hatten die richtige Tragetechnik. Die für die Lebenslasten will uns Jesus beibringen. Das ist nach der großen Einladung der nächste Schritt.
Ach ja und nicht zu vergessen: Mit der Aussage: "Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig." meint Jesus vor allem, dass er selber nichts davon hat, wenn er jemanden erquickt, kein Geld noch irgendeinen Vorteil, wenn jemand von ihm lernt. Denn er ist gekommen, wie er selber sagte: "um zu dienen".
Also, liebe Seele, lass dich rufen und von Jesus erleichtern, frisch und fröhlich machen. Das wird Dir sehr guttun. Und: Etwas Besseres gibt`s nirgends. Das steht fest. -AMEN-
Sehr gut zu diesem Heilandsruf passt auch sein Versprechen, welches heuer die Jahresloung ist: "Wer zu mir kommt, den werde ich keinesfalls hinausstoßen." Hören Sie dazu die Liedstrophe zur Jahreslosung mit folgendem Text:
Darauf darf ein jeder hoffen, / der es mit dem Heiland wagt; Jesus Christus hat versprochen / und es allen laut gesagt: Wer zu mir kommt, ja zu mir, / ist willkommen für und für, nicht werd`ich ihn von mir treiben, / ewig darf er bei mir bleiben.
Herzlich möchte auch ich einladen, mit mir zu beten:
Herr Jesus Christus, du rufst die Mühseligen und Beladenen aller Art. Du rufst auch mich und dafür preise ich dich von Herzen. Meine bitte: Zeige mir, wie ich meine Lasten besser tragen kann. Lehre mich die beste Tragetechnik im Leben. Das gleiche bitte ich für die vielen Menschen, die sich abmühen und unter ihren Lasten verdrossen sind. Das und noch mehr, was mein Herz bewegt, bitte ich dich, der du eins bist mir dem Vater und dem Heiligen Geiste jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Erinnerte das Orgel-Präludium vorhin an einen schwer Tragenden, so soll das Postludium, also das Nachspiel an einem erinnern, der Gelegenheit hatte, sich zu entspannen, neue Kräfte zu sammeln und nun mit verbesserten Technik sicheren Schrittes weitergeht. Das Orgelstück stammt vom schlesischen Komponisten Theodor Draht, der von 1828-1920 lebte.
Eine unbeschwerte Woche, in der der Heilandsruf Jesu noch lange nachklingt, wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-