Herzlich willkommen zur Andacht zum persönlichen Gebet zum 6. Sonntag nach Trinitatis 2022!
Glockenklang bedeutet Erinnerung und Einladung: Beim Tagesläuten morgens, mittags und abends erinnern die Glocken, daran, dass wir Menschen nur zeitlich begrenzt auf Erden sind. Und wenn die Glocken sonst läuten, erinnert die kleine uns daran, dass wir getauft sind und zur Gemeinde Jesu Christi gehören. Und die große lädt uns ein zum Gottesdienst.
Johann Heinrich Christian Rinck (1770-1846) hat das kleine sanfte Orgelstück in Es-Dur mit der Bezeichnung "Sanft" komponiert. Sanfte Töne sind nämlich angemessen, wenn es im Wochenspruch heißt: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein."
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Wochenspruch stammt aus dem Prophetenbuch Jesaja, welches eine prophetische Tradition aus drei Generationen enthält. Luther nennt das Buch der zweiten Generation, das sind die Kapitel 40-55, "das Trostbuch von der Erlösung Israels". Es spricht urspünglich die ins Exil verschleppten Judäer an, die unter ihrer Situation im fremden Land und unter fremdreligiöser Herrschaft gelitten haben und sich zurücksehnten ins Heilige Land. Gott macht klar, dass ihre Situation ein Ende findet und sie Eigentum Gottes sind und bleiben und dahin kommen werden, wo sie hingehören. Seit dieses Jesaja-Wort aufgekommen ist, spricht man von Gott auch als vom "Erlöser". Es ist dem ähnlich, wie wenn einer hochverschuldet in die Versklavung gerät und freigekauft wird. Der Freikaufende ist der Erlöser.
In unserer evangelischen Tradition ist dieser Spruch auch das Votum zur heiligen Taufe, in der Gott ein Ende macht mit der geistigen Zugehörigkeit zur Welt des Egoismus, der Geld- und Machtgier, und davon erlöst und uns gleichsam zu Staatsbürgern des Reiches Gottes macht. Seit der Auferstehung Jesu Christi wurde nämlich klar, dass wir duch die Taufe aus dem Zwang zum Bösen eigentlich befreit und nun frei sind, ins Reich Gottes, also ins Reich der Liebe würdig einzutreten und darin zu leben. Und diese Erlösung gilt für jeden Getauften namentlich. Was besonders wichtig ist, will man die Vorteile daraus genießen, dass man sich dessen dauerhaft bewusst ist. Und da haperts bei uns Christen leider sehr. Ich hoffe, dass diese Andacht und alle Gottesdienste am 6. Sonntag nach Trinitatis Abhilfe schaffen und uns anreizen, die Perspektiven der Taufe wahrzunehmen. -AMEN-
Lassen Sie uns so beten:
Lieber himmlischer Vater! Ich danke dir für meine Taufe, dass ich erlöst und ein Gotteskind bin. Ich bitte dich: Stärke und erhalte in mir dieses im Bewusstsein, damit ich erkennbar zum Reich Gottes gehöre in dieser Zeit und dereinst aufgenommen werde in Dein ewiges Reich. Dasselbe bitte ich auch für alle Getauften. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebest und regierest jetzt in dieser Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Unsere Liedempfehlung: EG 347 Ach bleib mit deiner Gnade. Und: Geben Sie im Internet folgenden Wortlaut ein: "Fürchte dich nicht, denn du bist mein." Dann werden sie ein ebenso einfaches wie wunderschönes Lied mit diesem Text hören.
Wir beschließen unsere Andacht mit einem Andate in D-Dur von Felix Mendelsohn-Bartholdy, der von 1809-1847 lebte.
Viel Freude in dieser Woche beim Wandel im Reich Gottes wünschen mit herzlichen Grüßen Ihre Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-