"Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen."
Mit den Glocken des Eginger Gemeindezentrums und dieser wunderbaren und erleichternden Botschaft aus dem zweiten Teil des Prophetenbuches Jesaja läuten wir die neue Woche ein und heißen Sie herzlich willkommen in der Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis 2022.
Und als wollte sich jemand ganz vorsichtig einem geknickten Rohr oder einem glimmenden Docht schrittweise nähern und zuwenden, so hört sich das folgende Orgelstück des englischen Komponisten William Walond (1719-1768) an, der es überschrieben hat mit "Cornet Voluntary."
Liebe Schwestern und Brüder!
Zwei Bilder aus der Natur stellt uns der Prophet vor Augen: Ein geknicktes Rohr, möglicherweise Schlifrohr und einen glimmenden Docht. Wahrscheinlich durch äußere Gewalteinwirkung hat das an sich sehr stabile Natur-Rohr seinen Knick bekommen. Und irgendjemand wollte das Licht auspusten, sodass der Docht der Kerze nur noch glimmt.
Wie oft das Menschen im übertragenen Sinne mit anderen oder gar mit ganzen Völkern machen, brauche ich nicht extra zu betonen. Dazu gehören: Die Lebensfreude oder den Lebenssinn, geschaffene Werte und die Gesundheit zerstören, Chanchen ausüben, ja sogar das Existenzrecht absprechen usw.. Ja, das taten und tun sich Menschen gegenseitig an, aber noch viel mehr die Machteliten ganzen Völkern, wie wir ja derzeit selbst auch schmerzlich erleben.
Wer aber ist der, der das alles nicht tut? Es ist der weit vorausgesagte Messias, der dem geknickten Volk der Judäer in seiner Trostbotschaft und Zukunfsvision beschrieben wird, und zwar so, als käme er ganz demnächst. Aber allein schon diese Botschaft wirkte so stark, wie eine tatsächlich vorhandenen Selbstheilungskraft das Rohr in der Natur wieder allmählich sich aufrichten lässt. Oder als wenn jemand etwas leicht Entzündbares an den glimmenden Docht hält, der dann erneut die volle Flamme entfacht. Das war einmalig in der Menschheitsgeschichte, denn die Judäer kehrten nicht nur aus der Fremde zurück, sondern ihr Glauben war in der Unterdrückung garnicht untergegangen, sondern hatte eine Läuterung und Stabilisierung erfahren.
Von diesem Messias - auch wenn das Wort nicht dirrekt dort steht - wird auch gesagt: "In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung." Und vorangestellt wird sogar, dass Gott an ihm, seinem Auserwählten, sein Wohlgefallen hat. Wir können das alles lesen im Kapitel 42 in den Versen 1-3 des Jesaja-Trostbuches.
Wenn die messianische Hoffnung allein schon solche heilsamen Kräfte freisetzt, wie viel mehr der Messias selbst?! Am historischen Jesus können wir das in jeder Begegnungsgeschichte nachvollziehen und noch mehr an der Auferstehungsbotschaft. Da erfahren die Machteliten, die in der Bibel "Frevler" genannt werden, ihre Grenze und ihren "Knick" und das verlöschen ihrer gefährliche Flamme, die die Welt ansonsten abbrennen lassen würde ganz und gar verlöscht, damit die Völker wieder aufatmen und leben können nach dem schönen Motto "Leben und leben lassen". In die Richtung dieses Mottos lasst uns aber auch selbst gehen und wirken im Sinne Jesu Christi, der uns dazu seinen Geist gegeben hat. Wer es fassen kann, der fasse es! -AMEM-
Unsere Liedempfehlung: EG 446 Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ.
Gerne bete ich mit Ihnen:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater, ich danke dir, dass Du einschreitest, wo Menschen sogar das Licht des Evangeliums auszulöschen suchen und sein starkes Rohr zu knicken suchen. So bitte ich Dich um Bewahrung für mich und alles Menschen und die ganze Schöpfung, dass wir in diesen schlimmen Zeiten die mesianische heilsame Kraft erfahren und daraus neuer Hoffnung schöpfen. Gepriesen sei dein herrlicher Name, der uns zeigt, das du für uns da bist jetzt und alle Zeit und auch in Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Zum Beschluss der Andacht erklingt von Johann Walther, der im 18. Jahrhundert in Erfurt und Weimar wirkte, ein Orgelchoral zum Lied "Wer nur den lieben Gott lässt walten."
Eine Woche neu entfachter messianischer Hoffnung und Kräftigung wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-