Die Vilshofener Glocken haben soeben geläutet. Also ist Andachtszeit. Und ein Orgelchoral von Halleschen Komponisten Samuel Scheidt, der von 1584-1654 lebte, über das Lied "Wenn wir in höchsten Nöten sind" stimmt uns auf das Thema der neuen Woche ein, welches vom Wochenspruch bestimmt ist, der lautet:
"All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch."
Das schreibt Petrus in seinem ersten Brief, Kapitel 5, Vers 7 an Gemeinden in Kleinasien. Auf Niederbayrisch klingt das so:
"Aierne ganze Sorgn, bringst dem Herrgott, denn er schaut auf eich."
Und damit: Herzlich willkommen in der Andacht zum 15. Sonntag nach Trinitatis. Wir feier sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Nicht ohne Grund rät Petrus vom Sorgen ab. Gemeint ist nicht die Fürsorge, sondern das lähmende Sich-Sorgen-Machen. Denn sich um die Zukunft Sorgen machen verdirbt nur die Gegenwart. Und sich wegen der Vergangenheit Sorgen machen, die man nicht ändern kann, ist ganz besonders unsinnig.
Jesus lehrt dazu in der Bergpredigt: "Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen." (Matthäus 6, 30 -33)
Schon viel ältere biblische Texte warnen vor dem Sorgenmachen: So der Psalm 127, Vers 2: "Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf."
Im weisheitlichen Buch Sirach steht in Kapitel 30, Vers 26: "Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit."
Und in Kapitel 31, Vers 2 lesen wir: "Wenn einer wach liegt und sich sorgt, so kann er nicht einschlafen."
Um auf unseren Wochenspruch zurückzukommen: Freilich gibt es viele Dinge, die einem ohnehin Sorgen bereiten. Und angesichts der Situation, in die uns die Herrschenden bewusst gebracht haben, ist es auch kein Wunder, dass sich viele Menschen Sorgen machen, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihrem wenigen Geld über die Runden kommen sollen.
Nahe bei den Sorgen ist auch immer die Angst. Und Angst lähmt die Kreativität. Das sagte der berühmte Hirnforscher Professor Manfred Spitzer in einem seiner Vorträge.
Auch zu Jesu und zu Petrus Zeiten gab`s Teuerungen, sehr große Nöte und viel Armut. Nach deren Worten aber lohnt es sich, all das, was einem Sorgen bereitet, vor Gott zu bringen und ihm zu nennen. Warum? Weil er es ist, der die Kreativität und den Ideenreichtum in uns gelegt hat mit all dem konstruktiv umzugehen. Auf diese Weise sorgt er für uns, manchmal vielleicht auch auf andere Weise. Er wird sich immer etwas einfallen lassen, für uns zu sorgen.
Ganz wichtig dabei ist nur, dass wir uns niemals durch aufkommende Sorgen und Ängste isolieren und aus der Gemeinschaft mit anderen Menschen herauslösen lassen. Familie und Freundeskreis können gute Gemeinschaft bieten. Die beste aber ist die Gemeinschaft, die wir in Christus und in seiner Gemeinde haben. Denn gemeinsam mit Gott sind wir stärker als alles auf der Welt. Drum zögere kein Christ, die Gemeinsachft der Gemeinde Jesu wertzuschätzen und zu pflegen. So können wir uns auch gegenseitig stärken und auch aus mancher Not helfen. -AMEN-.
Unsere Liedempfehlungen gegen das Sorgen sind heute ihrer viere:
EG 253 Ich glaube, dass die Heiligen im Geist Gemeinschaft haben.
EG361 Befiehl du deine Wege.
EG 366 Wenn wir in höchsten Nöten sein.
EG 631 All eure Sorgen heute und morgen.
Nach den Worten Jesu kennt Gott alle unsere Sorgen. Und dem Wochspruch gemäß rät Petrus, die Sorgen auf Gott zu werfen. Das tun wir auch in diesem Gebet:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen, dass du weißt, was mir Sorgen bereitet. Ich bitte dich: Stärke mich, sie im Namen Jesu zu überwinden und bewahre mich vor der Zukunftsangst. Alle diejenigen, die Ängste und Sorgen bei anderen Menschen auslösen, wollest du in die Schranken weisen. Schenke mir und allen Christen einen frohen Mut und erfülle uns mit der Kraft des Heiligen Geistes. Gepriesen sei dein herrlicher Name, mit dem Du versprichst, für uns da zu sein. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Zu guter Letzt: Ausgerechnet Luthers Ehefrau und Lebensstütze Katharina von Bora war dafür bekannt ein Sorgengeist zu sein. Dies wird vor allem im folgenden persönlichen Brief von Martin an seine "Kähte" kurz vor seinem Tod im Februar 1546 deutlich:
"Lass mich zufrieden mit Deiner Sorge: ich habe einen besseren Sorger, denn Du und alle Engel sind, der liegt in der Krippen und hängt an der Jungfrauen Zitzen, aber sitzet gleichwohl zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters; darum sei zufrieden. Amen"
Ein kleines Andante in C-Dur von einem unbekannten Komponisten Paulstich aus dem 19. Jahrhundert beschließt unsere Andacht.
Gute Erfahrungen mit unserem himmlischen Fürsorger und eine angstfreie Woche wünschen mit herzlichen Grüßen Ihre Pfarrer Manfred Greinke, Johanna Petraschka und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-