Die Eginger Glocken läuteten soeben die Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis ein, welcher zugleich Erntedanksonntag ist.
Seien Sie dazu herzlich willkommen!
Johann Christoph Bach (1642-1703) war der Komponist des Orgelvorspiels, welches auf die Melodie des Erntedankliedes EG 505 "Die Ernt ist nun zu Ende" passt.
Früher war immer der erste Sonntag nach dem Michaelistag, das ist der 29. September, Erntedanktag. Seit eingen Jahren wurde das geändert: Es ist fortan immer der erste Sonntag im Oktober. Freilich ist es durchaus möglich, das Erntedankfest auch etwas später zu feiern, je nach Gemeindesituation.
Das biblische Votum für dieses Fest ist ein Satz aus dem Psalm 145, Vers 15 und lautet:
"Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur recht Zeit."
Das klingt auf Niederbayrisch so: "Olle Augn wortn auf die Herr und du gibst erner, wos zum Lebn brauchen zur rechtn Zeit."
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Unsere begreifliche Welt mit allem Drum und Dran und Drin fußt auf etwas Unbegreiflichem. Das ist eine grundlegende Wahrheit. Und so hofft selbstverständlich alles, was ins Leben gerufen wurde, auf Nahrung, seien es Menschen oder Tiere, in gewissem Sinne sogar die Pflanzen.
Unser Psalmwort bezieht sich auf alles, was Augen hat, und zwar, was die Menschen betrifft, auch unabhängig von Religion, Glauben, Wissen und Einstellung.
Denn freilich haben alle Menschen die gleiche Erwartungshaltung und hoffen auf genug Essen und Trinken, und was sonst so notwendig ist in guter Qualität. So hat es ja auch Luther in seiner Erklärung zm ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses formuliert: "...dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken...und alle Güter; mit allem, was nottut, mich reichlich und täglich versorgt..." Und alle Menschen wissen auch, dass es nicht nur an der menschlichen Arbeit liegt, ob diese elementaren Bedürfnisse ausreichend gestillt werden können. Irgenwie bedarf es des Segens von Außerhalb, den wir nicht erzwingen, sondern nur erbitten können.
Der Psalmdichter - David wird zu Beginn des Psalm genannt - beschreibt lobend, was Gott alles tut, eben auch, dass er Speise "zur rechten Zeit" gibt. Und dass er seine milde Hand auftut und alles sätigt, was lebt nach seinem Wohlgefallen. So ist Gott, auf Hebräisch EL, der die anfängliche Autorität ist, der Ursprung und Herr alles Seins.
Was wird David daraus geschlussfolgert haben für seine Königsherrschaft, vor allem wenn er schreibt und bekennt: "Dein Reich ist ein ewiges Reich und deine Herrschaft währet für und für." (Vers 13)? Selbstverständlich, dass er selbst, David, in diesem Sinne für sein Volk sorgt und tut, was in seiner Macht ist, damit alle Leute diese wundebare Gottesherrschaft spüren und genießen.
Er hat sicher keine Getreidefelder abbrennen lassen, oder zerstören lassen, was Menschen aufgebaut haben, um Lebensmittel herzustellen oder zu lagern oder zu transportieren. Er war an der Wohlfahrt des Landes und seiner Bewohner interessiert. Nicht ohne Grund gehört er zu den wenigen Regenten, die als Vorbilder in die Geschichte eingegangen sind. Da haben wir ein sachliches Kriterium, wie wir Regenten und Mächtige aller Art zu beurteilen haben, nicht einseitig politisch, sondern biblisch. Das entspricht auch den prophetischen Auftrag der Kirche.
Und wir haben mit den Worten dieses Psalm eine Anleitung, auf was und auf wen wir uns konzentrieren sollten, damit es uns gut geht. Nämlich nicht auf den Mangel und schon gar nicht auf Zukunftangst wegen der derzeitigen Situation, sondern auf Gott.
Wenn nämlich alle Christen verinnerlichen, wie Gott sich verhält und versuchen, ihn in diesem Stück nachzuahmen bzw. zu assistieren, den Bedürftigen zu geben, den Notleidenden zu unterstützen, den Vereinsamten nahe sein usw., dann wird jenen sozusagen der Ölhahn abgedreht, die auf dem Feuer der Angst anderer ihr eigenes egoistisches Süppchen kochen. Und dann wird erfüllt, was Jesus vom Reich Gottes in dieser Welt lehrt. So möge unser Erntedankfest ein gesegnetes sein, und ein Lernimpuls, erneut auf Gottes Wesen und Weisung zu achten. -AMEN-
Im Evangelischen Gesangbuch finden wir unter der Rubrik "Natur und Jahreszeiten etliche Erntedanklieder. Ganz besonders empfehle ich wegen des Leitwortes für dieses Fest das Lied 512 "Herr, die Erde ist gesegnet",wo es in der zweiten Strophe heißt:
Aller Augen sind erhoben, Herr, auf dich zu jeder Stund, dass du Speise gibtst von oben und versorgest jeden Mund. Und du öffnest deine Hände, dein Vermögen wird nicht matt, deine Hilfe, Gab und Spende machet alle froh und satt.
Lieber Herr, unser Gott, du Schöpfer und Erhalter des Lebens!
Mit diesen Worten der Liedstrophe will ich dich preisen. Und ich bitte dich: Gib deiner ganzen Christenheit einen kräftigen Impuls, der die tätige Liebe voranbringt, was gegen alle Verarmung und Verelendung wirkt.
VATER UNSER IM HIMMEL.... -AMEN-
In der DDR ließen die Politiker verlauten: "Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein."
Worauf die Christen antworteten: "Ohnen Sonnenschein und Gott ist die Ernte bald bankrott."
In diesem Sinne grüßen herzlich zur neuen Woche. Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Johanna Petraschka und Ulrike Lau-Hartl.
Mit dem feierlichen Air in D-Dur von Johann Sebastian Bach klingt unsere Andacht aus.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-