Es bedarf nicht immer eines großen Kirchturms für die Glocken. So befindet sich ein kleines Türmchen auf dem Dach der Erlöserkirche zu Vilshofen, ein sogenannter "Dachreiter", aus welchem heraus die beiden Kirchenglocken läuten und zu Gebet, Gottesdienst und Andacht rufen. So auch zu dieser Andacht, zu der Sie herzlich willkommen sind.
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Nach dem Geläut hörten wir vom englischen Komponisten John Travers (1703-1758) ein Adagio in C-Dur. Es kam ein wenig schwer daher, aber der Schluss zeigte eine gewisse Offenheit für Neues, Gutes, Heilsames.
Neues, Gutes und Heilsames soll uns auch in der neuen Woche begegnen. Es ist die, welche mit dem 19. Sonntag nach Trinitatis beginnt und durch folgendes Prophetenwort geprägt sein möge:
"Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen."
Das ist der Wochenspruch, aufgezeichnet beim Propheten Jeremia, Kapitel 17, Vers 14.
Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist dieser Bitt-Satz der erste eines überlieferten Gebets Jeremias, jenes Propheten, von dem wir außer dem Prophetenbuch auch noch ein weiteres, wesentlich kürzeres im Alten Testament haben. Das hat den Titel "Klagelieder".
Nicht ohne Grund spielt die Klage bei Jeremia eine große Rolle. Denn er musste gegen seinen Willen die Situation im Lande Juda beklagen, den König und die mit ihm Herrschenden ob ihrer Gottlosigkeit und großen Ungerechtigkeit anklagen und das göttliche Strafgericht ankündigen. Das hat denselben natürlich sehr missfallen, so verfolgten sie ihn und hätten ihn beinahe umgebracht.
Das war und ist typisch für gottlose Machthaber: Jeden Kritiker diffamieren, kriminalisieren und beseitigen. Jeremia hatte also auch berechtigten Grund zur Klage über sein eigenes Ergehen. Ja, er verfluchte sogar den Tag seiner Geburt. Und er hielt im Gebet Gott vor, dass sich die Marionetten des Königs obendrein noch über ihn lustig machten: "Wo ist denn des HERRN Wort? Lass es doch kommen!"
Jeremia betont, er habe Gott nicht gedrängt, Unheil kommen zu lassen. Er wünscht sich neue Zuversicht in seiner bedrängten Lage. Er wünscht sich Heilung seiner Seele von all den Verletzungen, die ihm dem Gottesmann zugefügt wurden, weil er im Namen des HERRN die Wahrheit sagte.
Mögen doch die zuschanden werden, die sich in ihrer Machtausübung über Gott erheben. So denkt und bete Jeremia in seinem Gebet um Heilung. Das alles geschah in der Zeit um 600 vor Christus. Und er sollte in allem Recht behalten. Das göttliche Gericht kam über das Land Juda und seinen König samt seinen Leuten.
Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." Das ist der Hauptsatz seines Gebets. Er strahlt schon die Zuversicht und Gewissheit aus, welche offen ist für das heilsame Wirken Gottes an denjenigen, die durch Macht und Willkür in die Existenznot getrieben werden. Wir sind nämlich für die Nähe zum lebendigen und heilenden Gott bestimmt.
Wo in diesen Zeiten in Wirklichkeit Chaos und Zerstörung all dessen propagiert und betrieben wird, was Gott geschaffen hat und was Menschen in jahrzehntelanger Mühe aufgebaut haben, kann nur ER noch helfen. Mit dieser Gesinnung würdigen wir auch die Tradition aller Propheten, die im Namen des HERRN auftraten und halten deren Vermächtnis und das des Christus Jesus, unseres Heilandes, in Ehren, der gesagt hat, dass die Wahrheit uns frei machen wird und der ausschließlich heilend gewirkt hat.
Also: Lasst uns auf Gott hoffen und seinen Weisungen folgen. -AMEN-
Wir hören nun eine Liedstrophe mit der Zusage, dass Gott neue Lebenskraft schenkt:
Dem, der Durst hat, will ich geben Lebenswasser, spricht der Herr. Von der Quelle wird er leben, niemals wird ihn dürsten mehr. Er bekommt was er begehrt, was sein` Lebenskraft vermehrt, als Geschenk - hat Gott versprochen. Darum lasst uns auf ihn hoffen. (Liedstrophe gesungen von Nicole den Uijl).
Wer möchte, bete mir mir:
Lieber Vater im Himmel! Du bist für uns heilsam. Denn du hast uns zu deiner Nähe geschaffen. So bitte ich dich um Heilung für diese, deine kranken Welt. Wehre allen, die sich über dich erheben wollen. Hilf uns allen, die auf dich hoffen. Heile aller Seelen Schaden und segne alle, die guten Willens sind.
VATER UNSER IM HIMMEL......
Mit der Segensbitte und einem Choralvorspiel zu dem Lied "Vater unser im Himmelreich" aus Johann Sebastian Bachs "Orgelbüchlein" geht unsere Andacht zu Ende.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Mitmenschen eine heilsame Woche und verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihre Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-