Glockenläuten aus Eging am See, Orgelspiel von der Orgel des Katharina-von-Bora-Gemeindezentrums: Wir hörten vom englischen Komponisten William Walond (1719-1768) ein Präludium in d-Moll. Die Andachtszeit ist für Sie gekommen: Gute Gedanken zum Auftanken. Herzlich Willkommen.
Wir feiern Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Wochenspruch für die Woche ab dem 20. Sonntag nach Trinitatis: "Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." (Micha 6, Vers 8)
Liebe Schwestern und Brüder!
Was heißt hier: "Gottes Wort halten"? Hier hat Luther wohl ein bisschen sehr allgemein und geradezu schwammig formuliert, was im hebräischen Urtext ganz klar ausgedrückt ist: Das Recht üben!!! Es möge das Recht in der Öffentlichkeit gelten. Wo kommen wir denn da hin, wenn das Recht nicht mehr Recht ist oder Recht und Unrecht nicht klar und deutlich voneinander getrennt sind, oder gar Recht zum Unrecht und Unrecht zum Recht wird, wo Richter Unrecht sprechen, weil sie den Machthabern oder Geldgebern gefallen wollen oder gar müssen, wo falsche Maße und Gewichte, Lug und Trug an der Tagesordnung sind?! Da steht die Welt auf dem Kopf und - um mit den Worten des Psalms 82 zu reden - "darum wanken alle Grundfesten der Erde". So war es damals zu Zeiten des Propheten Micha.
Der Prophet Micha, der unseren Wochenspruch geprägt hat, wirkte etwas zwischen 725 und 701 vor Christus im Lande Juda. Er lebte in einer Krisenzeit, in welcher 2 Supermächte um die Vorherrschaft kämpften. Sein Land dazwischen war noch ziemlich wohlhabend. Aber Korruption war an der Tagesordnung. Der Reichtum der Reichen wuchs, die Armen wurden immer ärmer, selbst die damalige Geistlichkeit tendierte mehr zu den Reichen und Mächtigen, das war ihnen wichtiger als Gott. Und das Volk war ziemlich verwirrt. In dieser Gesamtsituation droht Micha das Gericht Gottes an, kündigt aber auch eine herrliche Zukunft nach dem Gerichtsdurchgang an. Und als klare Anweisung diente damals eben dieser Satz, in welchem wirkliche Rechtsprechung die Grundlage einer neuen Stabilität sein möge, und zwar in Demut und Ehrfurt vor dem lebendigen Gott. Und das Miteinander der Menschen soll in aufmerksamer Mitmenschlichkeit gestaltet werden.
Wo ist denn der Unterschied zu heute, wenn man die Beschreibung der Verhältnisse damals als Schablone auf die heutigen legt? Ich kann keinen entdecken: Alles wie gehabt. Sollten Sie also das Gefühl haben, dass auch in unserem Land zu dieser Zeit die Grundfesten der Erde wanken, dann wissen Sie jetzt, woran es liegen könnte.
Aber das braucht uns nicht zu wundern noch Angst zu machen. Wir nehmen das Prophetenwort ernst, üben uns in diesen drei Tugenden und haben obendrein in der Lehre Jesu und der Apostel ein neues Verständnis und neue Möglichkeiten, all dem Bösen um uns herum wirksam zu begegnen, seine Macht zu begrenzen oder sogar auszulöschen. Denn wir sind Menschen der Auferstehung und damit in erster Linie Bürger des Reiches Gottes. -AMEN-
Die folgende Liedstrophe sagt`s mit anderen Worten:
Kommt, ihr Kinder, zuzuhören, lernet Ehrfurcht vor dem HERRN! Schöne Tage zu vermehren - wer von uns wollt das nicht gern! Darum lasst das Böse sein, lasst euch Gutes fallen ein! Sucht den Frieden nachzujagen, wie`s die Worte Gottes sagen!
(Liedstrophe gesungen von Nicole den Uijl)
Wer möchte bete mit mir:
Lieber Vater im Himmel! Ich danke dir für deine klares Wort, was uns hilft, in dieser Krisenzeit zu bestehen. Ich bitte: Hilf mir und anderen Christen, es zu erfüllen, damit dein Reich umso mehr wächst und viele Menschen davon leben können.
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Am Montag dieser Woche ist ja Reformationstag. Wir denken an den großen Reformator Martin Luther und seiner Mitstreiter. Darum ist das Lied 362 "Ein feste Burg ist unser Gott" zu empfehlen.
Und nach dem Segen erklingt der Reformationshymnus auch auf der Orgel in einem Satz vom früheren Landeskirchenmusikdirektor in Eisenach Herbert Peter, der von 1926 bis 2010 lebte.
Recht, Liebe und Demut - davon leben wir alle. So mögen diese drei auch in dieser Woche stärker sein als alles andere. Das wünschen Ihnen und Ihren Lieben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-
v.l.n.r. = Johannes Forster, Georg Spalatin, Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Erasmus von Rotterdam, Justus Jonas,
Caspar Cruciger, Philipp Melanchthon. (Foto: CC40/Avishai Teicher)