Wenn die Glocken läuten, preisen sie gleichsam immer selig diejenigen, die Frieden stiften und gratulieren ihnen lautstark dazu, dass sie Gottes Kinder heißen. Denn alle sollen wissen, dass Jesus sagte: "Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen." (Matthäus 5, Vers 9)
Und sie rufen die Gotteskinder zur Andacht - so auch heute. Lassen Sie sich herzlich willkommen heißen und nehmen Sie sich eine knappe Viertelstunde Zeit, die Sie mit Gott und sich selbst verbringen. Das wird Ihnen guttun und zum Segen gereichen. Zunächst hören wir ein Orgelstück auf die Melodie des Liedes 152: "Wir warten dein, o Gottessohn", komponiert von Johann Gottfried Walther, jenem Verwandten Bachs, der im 18. Jahrhundert das erste Musiklexikon herausgegeben hat.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder, die Ihr Friedensfreunde seid!
Dieser wunderbare Satz Jesu "Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen," ist der Wochenspruch für die Woche ab dem Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr. Und mit "Selig sind" ist tatsächlich gemeint: "Denen ist zu gratulieren". Gratulationen sind immer etwas Schönes. Sie tun einem gut, egal zu welchem Anlass. Dieser Anlass ist der schönste, den es gibt: "Gotteskind heißen und auch sein." Leider habe ich noch nicht erlebt, dass jemand jemanden dazu gratuliert, dass er Frieden stiftet und "Gotteskind" heißt. Das wäre doch aber mehr als angebracht, oder?! Aus Regierungskreisen wird den Deutschen vorgeworfen, sie seien "kriegsmüde". Einen besseren Vorwurf gibt`s gar nicht! Das ehrt uns sehr. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass Jesus zu denen, die da oben sitzen, sagen würde: "Wehe Euch, ihr friedlosen Kriegstreiber. Ihr seid Kinder des Teufels." Der Wochenspruch stammt aus der ersten und bekanntesten Rede Jesu, der sogenannten "Bergpredigt" im Mätthäus-Evangelium, wo er die Armen, Leidtragenden, die Hungernden und Dürstenden nach Gerechtigkeit, die Barmherzigen, die reinen Herzens sind, dann also die Friedfertigen und schließlich die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, seligpreist.
Das hört sich so an, als wären das alles verschiedene Menschengruppen. Sind sie eigentlich nicht, denn freilich hungern und dürsten dieselben nach Gerechtigkeit, welche arm sind und deren Armut ihr Leid ist, welches sie tragen. Zu Jesu Zeiten bedeutete nämlich Armut auch oft Krankheit und frühen Tod. Und die Gerechtigkeit ist nun mal die unbedingte Voraussetzung für den Frieden, aber auch ihr sicherster Garant.
Wie dumm, wer neulich öffentlich rausgehauen hat, dass man mit Waffen Leben retten kann! Die richtige Parole muss lauten: "Frieden schaffen ohne Waffen." Das meint die echte Friedenskunst, sie zu erlernen ruft Jesus auf. Und wer kann, möge sich daran beteiligen, die Grundlage für den Frieden zu schaffen und zu stabilisieren: Die Gerechtigkeit.
Es nützt auch nichts, wenn man dem einen etwas wegnimmt, um es dem anderen zu geben. Das schafft noch lange keine Gerechtigkeit, sondern schnürt nur neuen Unfrieden.
Jesus sagte auch, dass "die Welt" niemals Frieden geben kann, sondern nur ER: "Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich Euch, wie die Welt gibt." (Johannes 14, Vers 27) Das gilt für das Innere des Menschen in einer völlig friedlosen Welt. Wer den Frieden Christi empfängt, wird von ihr unabhängig und strahlt aber diesen Frieden in sie aus. Es ist wie in einem Musikstück, wo es viele Dissonanzen gibt, die sich aber alle in Harmonien, in Wohlklänge auflösen. Das tut gut, sowohl in der Musik, viel mehr aber noch im persönlichen und öffentlichen Leben.
Ich wünsche allen Hörern und Lesern dieser Andacht viel Begabung, Geschick und Ausdauer in der Friedenskunst, Dissonanzen aufzulösen in Harmonien! Wenn Sie sich darin üben wollen, lassen Sie sich ja nicht von Gottlosen beraten, wie es Psalm 1 sagt. Dann gratuliere ich Ihnen von Herzen zur namentlichen Gotteskindschaft. -AMEN-
Es gibt im Evangelischen Gesangbuch eine Rubrik "Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit". Da finden wir Friedenslieder. Heute empfehle ich besonders: 430 - Gib Frieden, Herr, gib Frieden.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber Herr Jesus Christus! Du hast dich zu den Armen, Leidtragenden aund allen, die sich nach wahrem Frieden sehen, bekannt und uns einen Frieden verheißen und geschenkt, der über unser Verstehen hinausgeht. So bitte ich dich für mich und alle Christen: Lehre uns, deinen Frieden anzuwenden. Lehre uns die rechte Friedenskunst, damit diese schwache Welt nicht in Unfrieden zugrunde geht, sondern schließlich auch zum Frieden gelangt. Wir warten dein, o Gottessohn.
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Nach dem Segen klingt unsere Andacht aus mit dem bekannten Präludium von Johann Sebastian Bach, in welchem er viele Dissonanzen buchstäblich harmonisiert.
Mit diesem Sonntag beginnt die alljährliche Friedensdekade. Bringen Sie Ihre Friedfertikeit ein. Niemand kann darauf verzichten. Dazu bekommen Sie gleich den Segen zugesprochen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-