Die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche haben zur Andacht zum letzten Sonntag im Kirchenjahr, dem Ewigkeitssonntag, gerufen. Glockenklang ist auch immer Weckruf, Ruf zur Aufmerksamkeit auf das, was jetzt Priorität hat.
Diesen Ruf noch zu verstärken, dient die Tonfolge am Anfang des Liedes "Wachet auf, ruft uns die Stimme". Wir hörten sie im gleichnamigen Orgelvorspiel von Johann Gottfried Walther, der im 18.Jahrhundert Organist in Weimar in Thüringen war und die evangelische Kirchenmusik mit zahlreichen Choralvorspielen bereichert hat.
Im Gedenken an unsere lieben entschlafenen und in Vorfreude auf die Ewigkeit freiern wir Andacht im Namen des Vaters und des Sohnen und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
"Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen." lautet der Wochenspruch für diese letzte Woche im Kirchenjahr. Das sagt Jesus und er sagt noch mehr: "Und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten."
Das mit den Lichtern leuchtet ja ein in der dunklen Jahreszeit. Freilich meint Jesus damit nicht äußere Lichter, sondern innere Lichter im Sinne von: "Ihr seid das Licht der Welt... So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (Matthäus 5,14 und 16) Also: es geht nicht um die dunkle Jahreszeit, sondern um die dunkle Weltzeit. Gutes sollen die Leute von uns sehen. Das erleuchtet sie und so finden sie den richtigen Weg. Wir Christen sind nämlich die aufgeschlagene Bibel, in der viel mehr Menschen lesen als in einer gedruckten Ausgabe. Aber was hat Jesus mit unseren Lenden zu tun? 50mal in der Bibel ist von den Lenden die Rede und meist davon, dass sie umgürtet sein sollen - auch im übertragenen Sinne. Wer nämlich in der Antike umgürtet war, war in einer aktiven, sehr aufmerksamen Phase, bereit zu gehen und zu dienen. Wer sich im wahrsten Sinne des Wortes entspannte, tat seinen Gürtel auf und legte ihn ab. Gewiss, Entspannung ist im Leben auch sehr wichtig. Aber was den Glauben betrifft, ist es immer angemessen, wach, aufmerksam und dienstbereit zu sein.
Im übertragenen Sinne werden schon beim Propheten Jesaja Gerechtigkeit und Treue als Gurt genannt: "Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften." Und Paulus schreibt an die Epheser im 6. Kapitel: "So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit." Es geht also nicht primär um die Lenden, sondern um das, was uns zusammen und handlungsfähig hält. Und es geht darum ,dass Menschen sehen: Wir sind in einer Erwartungshaltung Gott gegenüber. In seiner Gleichnisrede fährt Jesus so fort: "Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tische bitten und kommen und ihnen dienen. Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet`s so: selig sind sie." Da wird der Herr zum Diener und der Diener geehrt. Das möchte ich erleben. Sie doch auch? Darum mögen unsere Lenden umgürtet sein und wir in Habacht-Haltung mit brennedem Licht. -AMEN-
Zwei Lieder seien heute besonders empfohlen: 147 Wachet auf, ruft uns die Stimme und 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn.
Beten wir zu dem, auf den wir warten:
Lieber Herr Jesus Christus! Du bist das Licht der Welt und hast uns dazu berufen, auch Licht der Welt zu sein. Dafür danke ich dir und bitte dich: Halt uns bei dir, damit unser Licht in die Welt hinaus leuchtet. Stärke unsere Aufmerksamkeit und Dienstbereitschaft, damit die Menschen es sehen und tätsächlich den himmlischen Vater preisen. Erbarme dich aller, die das noch nicht können. Der du mit dem himmlilschen Vater und dem Heiligen Geiste lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Christ, der du bist der helle Tag,/ vor dir ist Nacht nicht bleiben mag./ Du leuchtest und vom Vater her/ und bist des Lichtes Prediger.
So lautet die erste Strophe des Liedes 469 im Evangelischen Gesangbuch, welches als Orgelstück des Halleschen Komponisten Samuel Scheidt die Schlussakorde zu unserer heutigen Andacht erklingen lässt.
Eine herzenslichte Woche wünschen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-