Die Glocken des Katharina-von-Bora-Gemeindezentrums Eging am See haben soeben die erste Andacht zum neuen Kirchenjahr eingeläutet.
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Und die Orgel erklang mit 2 Strophen des Adventsliedes "Nun komm, der Heiden Heiland", welches Samuel Scheidt an den Anfang seines letzten Werkes, des "Görlitzer Tabulaturbuches" von 1650 gesetzt hat, einer Sammlung von 100 4stimmigen Orgelchorälen.
Und geradezu zum Mitsingen lädt uns Nicole den Uijl ein, wenn sie das Lied im Evangelischen Gesangbuch Nr. 1 anstimmt: "Macht hoch die Tür, die tor macht weit."
(Lied EG 1: macht hoch die Tür, die Tor macht weit)
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein neues Kirchenjahr, ein neuer Sonntag und eine neue Woche. Selbstverständlich auch ein neuer Wochenspruch. Der lautet: "Siehe dein König kommt zu dir ein Gerechter und ein Helfer." Das steht beim Propheten Sacharja Kapitel 9, 9b. Man geht davon aus, dass dieser Prophet nach 520 vor Christus gewirkt hat. In 14 Kapitel wurde im Mittelalter eingeteilt, was von ihm schriftlich überliefert ist. Die Überschrift in der Luther-Bibel lautet: Verheißung des messianischen Friedensreiches. Und dann folgen 3 großartige und Hoffnung erweckende Sätze, in dessen zweiten unser Wochenspruch zu finden ist. " Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin." Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde."
Was für Worte! Und wie widersprüchlich sie scheinen: Einerseits ein König, ein Gerechter und ein Helfer, also einer der Frieden schaffen kann, denn er ist - im Gegensatz zu (fast) allen Machthabern ein Gerechter und ein Helfer. Nebenbei bemerkt: Mächtige sollten auch mächtig helfen - tun sie aber nicht. Gott sei`s geklagt. Andererseits: Arm und auf dem Lasttier der Armen reitend. Und er wird sogar Frieden gebieten allen Völker und überall herrschen. Armut und Herrschaft sind doch in dieser Welt unvereinbar! Aber eben nicht bei Gott. Denn es ist keine Herrschaft im oberflächlich politischen Sinne, sondern eine Herrschaft in die Herzen der Menschen hinein. Und da, wo dieser arme König herrscht, da werden nicht Waffen gebaut noch im Kriegsgebiete gesendet, sondern weggetan und recycelt werden. Wie sehr wünschte ich mir, dass dieser Messias endlich und vollends die Herrschaft über alle Menschen in unserem Land, ja weltweit übernimmt. Dann könnten wohl auch alle Menschen aufatmen, weil seine Gerechtigkeit und seine Hilfe den langersehnten echten und dauerhaften Frieden bringen würde. Wir wissen, wer es ist und dass dessen programmatischer Name Jeschua-Jesus "Der HERR hilft" bedeutet. Aber dieser Messias kann nur als Ohnmächtiger in den Herzen mächtig sein. Und deshalb müssen wir uns vorläufig damit zufriedengeben, dass er seine Herrschaft in nur wenigen Menschen zur vollen Entfaltung bringen wird. Denn die Liebe zwingt nicht und kann nicht erzwungen werden. Aber wir können den Messias in uns und durch uns wirken lassen. Das wird im neuen Kirchenjahr sehr viel verändern, denn die Liebe ist eine Supermacht. -AMEN-
Für Sie und mit Ihnen bete ich jetzt ein Adventsgebet:
Du bist bei uns Gott, du Ewiger, der du vor aller Zeit bist und nach aller Zeit. Du bist uns erschienen in der Mitte der Nacht. Du zeigst uns, was der Sinn des Lebens sei. Du eröffnest uns deinen Willen und unseren Auftrag. Du deutest uns deine Gedanken in dem Weg, der mit diesem Kind beginnt. Kehre nun ein in unsere Herzen, durchdringe uns. Dringe aus uns hervor, mach uns zu Boten deines Lichts und deines Friedens, dass wir unseren Weg finden zu allen, die deines Lichts und deines Frieden bedürfen. Mach uns zu lebendigen Zeichen deiner Gegenwart, wo immer die Gewalt regiert, die Angst und das Leid. Dein sind wir im Dunkel dieser Welt und in Ewigkeit. -AMEN-
Mit den Worten Jesu beten wir weiter: VATER UNSER IM HIMMEL.....
Noch einmal "Nun komm, der Heiden Heiland", diesmal die Nr. 1 aus dem Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach. In diesem Choralvorspiel befindet sich ein musikalisches Treppenmotiv, welches den vom Himmel herabsteigenden Messias andeuten will.
Eine 1. Adventswoche voller messianischer Erwartungen wünschen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-