Wir feiern Andacht zum 1. Sonntag nach Epiphanias im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und heißen Sie alle dazu herzlich willkommen. -AMEN-
Seit acht Tagen ist ein neues Jahr da. Vieles wird in diesem Jahr - wenn auch nicht besser - auf jeden Fall aber anders sein. Manches wird uns verunsichern, vielleicht sogar schädigen. Die Kirche Jesu Christi aber bleibt und wird allen Angriffen von innen und außen standhalten. Denn wie es im Psalm 46 heißt: "Gott ist bei ihr drinnen." Und die Glocken werden bei uns weiterhin läuten und zu den Gottesdiensten und auch zu unserer Andacht rufen - auch als Zeichen unerschütterlicher Kontinuität. Soeben waren es die Eginger Glocken, deren kleinere einst eine Schiffsglocke im wörtlichen Sinne war, nun aber dem Schiff, welches sich "Gemeinde" nennt, dient.
Und die Orgeltöne waren auch ziemlich eindeutig traditionell. Sie haben gewiss erkannt, welche Lied-Melodie sich durch die kleine Fughette zog: "Wie schön leuchtet der Morgenstern". Philipp Nicolai, ein Gotteskind, Pfarrer und Liederdichter, vom Geist Gottes getriebener Verteidiger der evangelischen Sache, war der Autor des Buches "Freudenspiegel des ewigen Lebens" aus dem Jahre 1599, worin dieses Lied erstmals zu finden war. Text und Melodie stammen aus seiner Feder. Wir finden es im Evangelischen Gesangbuch unter Nr. 70. Es ist ein Epiphanias- und Abendmahlslied. Und mit ein wenig Phantasie erkennt man sogar bei zentriert geschriebenem Text die Form eines Kelches:
Wie schön leuchtet der Morgenstern voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, die süße Wurzel Jesse. Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm, mein König und mein Bräutigam, hast mir mein Herz besessen; lieblich, freundlich, schön und herrlich, groß und ehrlich, reich an Gaben, hoch und sehr prächtig erhaben.
Liebe Schwestern und Brüder!
"Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." So lautet der Wochenspruch für diese Woche. Er steht im Brief des Apostel Paulus an die Römer, Kapitel 8, Vers 14. Ein schöner Satz. Und ich wünschte, dass viele, ja alle Menschen Gottes Kinder im engeren Sinne des Wortes wären, denn eigentlich sind alle Menschen Gotteskinder von Natur aus, weil sie seine Geschöpfe sind und als sein Ebenbild erschaffen. Aber Paulus meint diesen Satz bewusst einschränkend und auch ausschließend, damit wir uns bewusst werden, dass die Frage danach "Wes Geistes Kind jemand ist" durchaus seine Berechtigung hat.
Was treibt einen Menschen dazu, so oder so zu denken, zu entscheiden, zu handeln, bestimmte Vorgänge gut oder schlecht zu heißen, sich für dies oder jenes einzusetzen?
Es ist ein ziemlich einfaches Kriterium, welches wir mit diesem Paulus-Satz in die Hand bekommen, um entscheiden zu können, wem wir vertrauen und was wir akzeptieren können. Freilich schauen wir da zuerst auf Verantwortliche Menschen in Politik und Gesellschaft. Und da fällt fast alles, was uns begegnet, durch diese kritische Prüfung. Da frage ich mich: Warum wird dieser perfekte Maßstab nicht pausenlos von uns Christen angewendet? Und wenn jemandes Entscheidung nicht vom Geist Gottes getrieben ist, dann ist es eben eine schlechte und für uns Christen unakzeptable, egal, mit welchen Mitteln sie durchgesetzt wird. Und warum finden wir so wenig bis gar keine "Gotteskinder" in der großen Politik?
Aber dieser Blick ins öffentliche Leben diene ja nicht als Schutzschild vor dem kritischen Blick ins eigene Leben! Da gibt es womöglich genauso viele Dinge, die nicht nach "Getrieben sein vom Geist Gottes" aussehen, die nicht das Markenzeichen der Gotteskindschaft tragen. Wir tun gut daran, die Worte der Bibel immer wieder mal gegen uns selbst zu richten, damit wir eine "Epiphanie" erleben, damit uns etwas "aufleuchtet" und dann auch einleuchtet. Ich werde nie vergessen, wie mein Mathematiklehrer immer wieder mal fragte: "Leuchtet das ein?" So gebe ich diese Frage heute weiter in der Hoffnung auf ein lernbereites "Ja" in Ihrem Herzen. "Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen Jesu," schreibt derselbe Paulus an die Kolosser, will heißen: Gotteskinder tun alles im Namen Jesu. Und was sie nicht in seinem Namen tun können, das lassen sie gefälligst sein. So einfach ist das.
Aber die Gotteskindschaft ist und bleibt das schönste auf der ganzen Welt. Das steht fest. Sie ist die Grundlage von allem Guten, was wir Menschen zustande bringen. In der Taufe schon wurde sie uns schon geschenkt. Und die Taufe Jesu, zu dem wir gehören, war die Grundlage für sein ganzes Wirken. Lassen sie uns beides würdigen in allem was wir tun und lassen. Dann kommt das Reich Gottes, das Jesus immer lehrte und welches wir immer erbitten, ganz gewiss. -AMEN-
Lassen Sie uns so beten:
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir, dass dein Wort mir so klare Richtschnur gibt, zu erkennen, wer und was von deinem Heiligen Geist zeugt. Und ich danke dir auch, dass ich ein Gotteskind sein darf und sein soll. Nicht immer habe ich mich vom Geist Gottes treiben lassen. Darum bitte ich dich um Vergebung. Und ich bitte dich: Hilf mir, noch aufmerksamer zu werden, dass mich nichts anderes antreiben und bewegen möge als dein guter Geist. So will ich mein Leben im Namen Jesu führen, der uns so beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Gotteskindschaft kann auch immer gefeiert werden. Das Lied von Philipp Nikolai soll dazu noch einmal anklingen in einem Orgelvorspiel von Johann Christoph Bach, der von 1642-1703 lebte.
Eine erste Woche erhöhter Aufmerksamkeit auf das, was Menschen antreibt, wünschen mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-