Herzlich Willkommen zur Andacht zur neuen Woche, die mit dem 2. Sonntag nach Epiphanias 2023 beginnt.
Der Glockenklang von der Vilshofener Kirche hat sie eingeläutet und Orgeltöne eines Präludiums in C-Dur, welches aus der Bach-Schule hervorgegangen ist, werden uns darauf einstimmen.
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein Jahr lang waren die jährlich wiederkehrenden Wochensprüche Thema unserer Internetandachten. Ab heute wollen wir, Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl den biblischen Teil zwar weiter vom Kirchenjahr bestimmen lassen, aber neue geistliche Impulse aus dem Herrnhuter Losungsbüchlein einbringen, je nachdem, welches Bibelwort in der jeweils neuen Woche als Tageslosung eine gewisse Nähe zum Wochenthema haben.
Außerdem: Unsere christliche Kultur ist auch eine Gedenkkultur, die es zu pflegen gilt, dazu gehört für uns Evangelische auch das Reformationsgedenken:
Wir gedenken heute eines Mannes, der gleichsam das Medium zwischen Martin Luther und Friedrich dem Weisen war. Sein Name ist ursprünglich Georg Burkhardt, doch später nannte er sich selbst "Spalatin",denn er wurde am 17. Januar 1484 in Spalt im Bistum Eichstätt geboren. Spalatin wurde als unehelicher Sohn des Rotgerbers Georg Burghardt des Älteren und einer Frau unbekannten Namens geboren. Er besuchte die Stiftsschule in seiner Geburtsstadt Spalt im heutigen Landkreis Roth bei Nürnberg und eine weiterführende in Nürnberg.
Spalatin studierte in Erfurt und Wittenberg Philosophie, Rechtswissenschaft und Theologie, betrieb außerdem geschichtliche Studien. Schon in Erfurt lernte er Luther kennen. Er wurde Erzieher und Bibliotheksverwalter bei Friedrich dem Weisen, später dessen Hofkaplan und Geheimsekretär.
Spalatin war seitdem als Beichtvater des Kurfürsten dessen vertrautester Diener, begleitete ihn zu fast allen Reichstagen und vermittelte fast ausschließlich Friedrichs Beziehungen zu Martin Luther. Er organisierte auch, dass Luther 1521 in Schutzhaft auf die Wartburg kam.
Zeitweise wohnte Spalatin in Torgau und hatte dort Streit mit dem Stadrat wegen einer Grundstücksangelegenheit. Luther schlug vor, ein Fass Torgisch Bier als Streitschlichter einzusetzen. Wie pragmatisch!
Johann der Beständige; Bruder und Nachfolger von Friedrich dem Weisen, wusste ihn ebenso wie jener zu schätzen und ernannte ihn 1525 zum Ortspfarrer und 1528 zum Superintendenten von Altenburg. 1530 begleitete Spalatin den Kurfürsten zum Augsburger Reichstag. Von 1527 bis 1542 entwickelte er eine bedeutende Tätigkeit bei der Organisation der evangelischen Kirche der sächsischen Lande.
Georg Spalatin war verheiratet und hatte 2 Töchter. Er starb am 16. Januar 1545, nur einen Tag vor seinem 61. Geburtstag in Altenburg. Spalatin wurde vor dem Altar seiner Stadtkirche St. Bartholomäi in Altenburg beigesetzt. Seine Gebeine gelten heute als verschollen. Zusammenfassend kann man sagen: Spalatin war ein deutscher Humanist, Theologe, Reformator und Historiker, ja sogar politischer Steuermann der Reformation. Er wurde mehrfach sowohl von Lucas Cranach dem Älteren als auch dem Jüngeren porträtiert.
Im Reformationsjahr 2017 wurde ihm in Altenburg ein Dekmal gesetzt. Und in Torgau wurde mit dem Priesterhaus des Georg Spalatin, eines der ältesten Häuser daselbst aus dem Jahre 1493, welches Spalatin ab 1523 bewohnt, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das geistliche Thema dieser Woche ist die Fülle, also die Menge und Vielfalt der Gnade Gottes, der Begabungen und Möglichkeiten, die ER schenkt, vor allem durch seinen lieben Sohn Jesus Christus, der mit seinem Wirken ungeahnte und neue Dimensionen der Menschheit eröffnet hat.
Da lesen wir in Psalm 71, Vers 23: "Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen."
Lange vor Jesus sind diese Worte formuliert worden. Der Dichter war schon relativ hochbetagt, als er diesen Psalm dichtete. Er erzählt, dass er schon von seiner Jugend an auf Gott vertraut und gehofft hat, der ihn das Leben gelehrt hat. Nun, da er alt ist und sogar Feinde hat, will er nicht der Gefahr unterliegen, nach so mancher Leiderfahrung eigenbrödlerisch griesgrämig, verdrossen und in sich gekehrt der Welt und den Menschen den Rücken zuzukehren, sondern er will verkünden, was Gott ihm für Möglichkeiten bereitet und wie Gott ihn aus Nöten gerettet hat. Von Gottes Fülle hat er Gnade um Gnade genommen. Die nachfolgenden Generationen sollen es erfahren, wenn er fröhlich davon erzählt und für Gott einen Lobgesang anstimmt. So wird man ihm gerne zuhören und von ihm lernen und weitererzählen. Dieser Psalmdichter ist in seiner Lebenseinstellung durchaus nachamenswert. Finden sie nicht auch? Gott Möge Ihnen Herz und Lippen auftun zum fröhlichen Sagen und Singen von dem, was er Ihnen Gutes getan hat. Das wird Ihnen neue Kraft geben und selbst im hohen Alter Ihnen ein Jungbrunnen sein. Das ist auch Gedenkkultur, und zwar vom Allerfeinsten. "Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen". -AMEN-
Wenn Sie gleich ein Lied dazu anstimmen wollen: 317 im Evangelischen Gesangbuch - Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.
Ganz in diesem Sinne sei auch unser Gebet:
Lieber Herr und Gott, du hast viel für mich getan, mehr als mir bewusst ist und ich durfte aus der Fülle schöpfen. Wie der Psalmdichter will ich dir dafür danken und lobsingen, und davon fröhlich erzählen. Du mögest mir allzeit die rechten Worte in den Mund legen und mir die Freude an Dir erhalten und den Freimut, davon zu reden. Erbarme dich aller, die nur traurig auf ihr bisheriges Leben zurückschauen und öffne ihnen die Augen und das Herz, dass sie deine Gnade entdecken und fröhliche Menschen werden.
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Zum Präludium in C-Dur, welches am Anfang erklang, gehört eine Fuge, die wir nach dem Segen hören.
Wir verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-