Herzlich Willkommen zur Andacht der Evangelischen Kirchengemeinde Vilshofen- Eging! Die Eginger Glocken haben sie eingeläutet.
die Weihnachts- und Epiphanias-zeit ist nun vorbei. Es folgen nun drei Sonntage vor Beginn der Passionszeit. Man nennt sie auch die "Vorfastenzeit". Septuagesimae heißt der erste, was auf Deutsch bedeutet: 70 Tag vor dem Auferstehungsfest.
John Bennett, ein vielseitiger Musiker, Tänzer und englischer Komponist des 18. Jahrhunderts, der in Londen wirkte, hat das folgende Orgelstück der Nachwelt geschenkt: Präludium in h-Moll.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Pfarrer Philipp Jakob Spener starb am 5. Februar 1705 in Berlin. Er war der bedeutendste Genealoge des 17. Jahrhunderts und Begründer der wissenschaftlichen Heraldik, das ist die Wappenkunde. Am 13. Januar 1635 in einer kleinen Stadt im Elsass geboren, studierte er von 1651-1659 Philosophie, Geschichte und Theologie. 1663 wurde er als Prediger an das Straßburger Münster berufen. Seine weiteren Wirkungsorte sind Fankfurt am Main, Dresden und Berlin. In seinem Hauptwerk "Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche" von 1675 prangerte er Missstände in der Kirche und die mangelnde Bibelkenntnis der Gläubigen an und schlug ein umfassendes Reformprogramm für die lutherische Kirche vor. Er förderte auch die Bildung der sich seit 1670 entwickelnden Hauskreise.
Was würde er wohl heute sagen? Welche Missstände in unserer Kirche würde er anprangern? Etwa, dass in der evangelischen Jugendzeitung in Bayern von Gott und Jesus Christus kaum noch die Rede ist, wie ich feststellen musste. Dafür aber ist sie voll von politisch einseitiger Propaganda. Und was die allgemeine Bibelkenntnis angeht, ist der Mangel möglicherweise seit Speners Zeiten sogar noch größer geworden, was einhergeht mit weitgehendem Desinteresse. Diese Zustände sind gewiss nicht gesund. So können wir doch keine Menschen für Christus gewinnen, so schaffen wir doch das seligmachende Evangelium nicht unter die Leute!
Ein ungebildetes und desinteressiertes Christentum, welches mit gottlosen Ersatzlösungen für die Probleme der Menschheit liebäugelt, ist einfach abstoßend. Die Anliegen Speners sind also hochaktuell. Und darum bemühen wir uns auch in diesen Andachten, die Grundlagen des Bibelwissens für den christlichen Glauben zu stabilisieren, wozu Gott seinen Segen geben möge.
Es gibt in den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas eine merkwürdige Geschichte, wo Jesus einen Zöllner in die Nachfolge ruft mit den Worten: "Folge mir!" Kürzer geht`s wirklich nicht. Und er stand auf und folgte ihm, heißt es weiter. So schnell kann`s wohl gehen, ist aber dennoch die eher fast absolute Ausnahme. Schön wär`s, wenn`s immer so leicht ginge. Hatte der Mann schon soviel von Jesus gehört, dass es nur dieser beiden Worte bedurfte, alles stehen und liegen zu lassen und Jesus zu folgen? Wie dem auch sei - zumindest hatte er großes Vertrauen zu Jesus, lud ihn zu sich ein und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: "Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?" Als das Jesus hörte, sprach er: "Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das heißt: "Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer." Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." So steht`s in Matthäus 9, 9-13.
Freilich sind wir Menschen alle Sünder, aber wenn damals jemand "Sünder" sagte, dann meinte er ganz bestimmte Leute, sozusagen professionelle Sünder, als da sind beispielsweise Zöllner und andere, die mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierten, dann die Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes, Zuhälter, Geldverleiher. Zöllner in besonderem Maße, denn es ist eine biblische Redewendung, die da lautet: "Zöllner und Sünder".Völlig abgesondert von denen lebten die Gerechten, das waren vor allem Schriftgelehrte und Pharisäer. Die wussten selbstverständlich, dass sie im engeren Sinne auch Sünder, also Zielverfehler waren, aber eben nicht solche wie jene Profi-Sünder.
Und genau jene zu rufen, dazu fühlte sich Jesus berufen, wie wir aus seiner Antwort vernehmen. Welch ein Glück und Freude, wenn Jesus ihnen die Barmherzigkeit Gottes zeigt, statt Ablehnung! Wenn dem so ist, dann geziemt es sich sehr wohl, auf die bedingslose Barmherzikeit Gottes mehr zu vertrauen als auf die eignene Gerechtigkeit bzw. was man darunter verstehen will. Andere Religionen reden auch von Barmherzigkeit, aber eben nicht von einer bedingslosen. Und es geziemt sich für uns, die wir uns Christen nennen, umso mehr, eine unserer Hauptaufgaben darin zu sehen, Gottes Barmherzigkeit durch unser Verhalten eindeutig zu kommunizieren, vor allem, weil sein heiliger Name JHWH = "Ich werde für euch da sein" Barmherzigkeit beinhaltet. Im Psalm 33, Vers 21, dem Losungswort für kommenden Mttwoch, heißt es so schön: "Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen." Ja, so soll es sein. -AMEN-
Ein dazu sehr passendes Lied steht in unserem Evangelischen Gesagnbuch unter Nr. 355 "Mir ist Erbarmung widerfahren".
Zum Gebet lade ich ein:
Lieber Herr Jesus, du bist der Heiland der Welt. Du hast Gottes Barmherzigkeit praktiziert. Das macht uns froh und gibt uns Hoffnung, aber nicht nur für uns, sondern auch für andere Menschen. Herr, viele Menschen sind in Gefahr, verloren zu gehen: Die orientierungslos sind, die gefangen sind in ihrer eigenen Schuld, und keinen Ausweg finden, die sich selbst schon aufgegeben haben und die, welche über andere schlecht denken und reden.
Ich bitte dich: Hilf uns durch deinen Geist, dass wir als deine Jünger erkennbar werden und wie du anderen Menschen neuen Lebensmut, Kraft und Wegweisung geben. Hilf, dass dein heiligen Wort mehr Menschen erreicht. Sei auch mit allen anderen Menschen die in Trauer, Einsamkeit, Not, Krankheit, sei auch mit allen Sterbenden. Stärke uns in der Gewissheit, dass deine Liebe und Barmherzigkeit alle Not, alles Böse und alle Trauer überwindet und alle Seelen heilt. Mit deinen Worten beten wir zum himmlischen Vater:
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Die Andacht klingt aus mit einigen Tönen des Liedes "Ach bleib mit deiner Gnade", und zwar in Form einer Fughette, in der nacheinander in mehreren Stimmen die Melodie erklingt und gleichsam zu einem harmonischen kleinen Pflänzchen wächst.
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", hat mal einer gesagt, dem es aber durchaus an Selbstkontrolle fehlte, sonst hätte er nicht so viel Leid verursacht. Wir halten dagegen: Kontrolle mag oft gut sein. Da wir Menschen aber niemals alles und schon gar nicht uns selbst unter Kontrolle haben, ist Vertrauen auf Gott und seine Barmerzigkeit tausendmal besser.
Barmherzigkeit üben, das sei die edelste Übung für diese Woche und darüber hinaus. Gute Üb-Erfolge wünschen mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-