Da waren sie wieder, die Vilshofener Glocken unserer Erlöserkirche, die Sie eingeladen haben und auf ihre Weise Ihnen zuläuten.
"Seien Sie herzlich Willkommen, lassen Sie für eine Viertelstunde alles stehen und liegen und genießen Sie, was Ihnen gut tun will. Wir schließen uns dem an."
Gott will, dass Ihnen Gutes geschieht. Aus diesem Grunde hatte schon Johannes der Theologe in seinem 1. Brief, Kapitel 3, Vers 8 von Jesus Christus geschrieben: "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre."
Der Wochenspruch gibt ja immer das Thema der Woche an. Und das ist also das Thema für diese Woche, die mit dem Sonntag Invokavit beginnt, bei dem wir angelangt sind am 5. Tage der Passionszeit, in diesem Jahr auch der 5. Tag des Mondmonats mit dem biblischen Namen "Adar", das ist der letzte im Mondjahr. Der Mondkalender hat in der Bibel eine wichtige Bedeutung, ist aber den meisten Christen fremd. Wir werden in den nächsten Andachten näher darauf eingehen.
Sie haben`s gewiss schon gemerkt: Es empfiehlt sich, bei unseren Andachten immer das Evangelische Gesangbuch bei der Hand zu haben. Wer will, möge es schon jetzt Lied 361 aufschlagen.
Karl August Kern, erlebte von 1836 bis 1897, hat ein Orgel-Präludium in g-Moll komponiert. Dasselbe klingt so, als würde jemand durch dunkle Töne tappen, aber nicht stolpern, sondern mit festem Tritt vorankommen. Hören wir hinein!
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Für uns Evangelische ist die Konfirmation, also das Fest für das öffentlich und in eigener Verantwortung gesprochene Glaubensbekenntnis mit anschließender "Einsegnung" normalerweise eine Selbstverständlichkeit. Aber kaum jemand kennt ihren Ursprung. Am kommenden Mittwoch, den 1. März ist der Gedenktag für den Erfinder der Konfirmation: Martin Bucer, geboren am 11. November 1491 in Schlettstandt im Elsass als Sohn eines Küfers und einer Hebamme. Als Martin zehn Jahre alt war, verließen seine Eltern die Stadt. Er blieb bei seinem Großvater väterlicherseits.
Mit 15 Jahren trat er als Mönch dem Dominikanerorden bei, studierte ab 1517 in Heidelberg, wo er im Folgejahr Luther erstmals begegnete. Er verließ den Dominikaner-Orden und wandte sich der protestantischen Theologie zu. Er gab sein Studium auf, arbeitete für Reichsritter, und half einem Pfarrer im Elsass bei der Einführung der Reformation, heiratete 1522 eine ehemalige Nonne und wurde vogelfrei.
In Straßburg suchte er Zuflucht und wurde schließlich zum Pfarrer ordiniert. Er nahm auch in Marburg und anderswo an Religionsgesprächen teil, war auch 1536 in Wittenberg. Bucer trat in dieser Zeit auch als Organisator der entstehenden evangelischen Landeskirchen auf und verfasste 1539 im Auftrag des hessischen Landgrafen Philipps I. die sogenannte "Ziegenhainer Zuchtordnung", genannt nach dem hessischen Residenz-Schloss Ziegenhain. Dieselbe ist heute noch von Bedeutung, da mit ihr die Konfirmation eingeführt wurde. Darin heißt es unter anderem: "Nach einem Fürbittgebet der Gemeinde für diese Kinder soll der Pfarrer den selbigen kindern die hende aufflegen und sie also im namen des Herrn Confirmieren und zu Christlicher gemeynschafft bestetigen,...
Doch was war der ursprüngliche Grund und Sinn der Konfirmation? Es gab ja die sogenannte Wiedertäufer-Bewegung, vor allem in Münster, die etwa so lehrte: "Nur die Erwachsenentaufe zählt, nicht die Kindtaufe. Nur wer sich bewusst für Jesus Christus und den Dreieinigen Gott entscheidet, dessen Taufe gilt."
Man muss leider einräumen, dass vielen Anhängern dieser Bewegung großes Leid angetan wurde. Viele von ihnen wurden verfolgt, eingekerkert, gefoltert und umgebracht. Bucer war es, der diesen traurigen Konflikt zu beenden und allen eine Brücke zueinander zu bauen gedacht - und zwar mit der Konfirmation, wo eben dieser bewusste Akt des öffentlich gesprochenen Bekenntnisses sozusagen als Abschluss und Vervollkommnung der Taufe nachgeholt wird.
Bucer wurde aber 1541 Witwer, heiratete erneut, lebte und wirkte in Bonn, Köln, Straßburg, emigriete schließlich 1549 nach England, wurde in Oxfort Doktor und Professor und starb am 1. März 1551 in Cambridge. Bucer gehört zu den bedeutenden Theologen der Reformation und gilt als der Reformator Straßburgs und des Elsass. Bucers Leichnam wurde 1557 exhumiert und als Ketzer zusammen mit seinen Schriften verbrannt. 1560 wurde er durch Elisabeth I. in einem feierlichen Akt der Universität rehabilitiert. Eine Tafel in der Kirche St. Mary in Cambridge erinnert an Bucers Ruhestätte.
Gewiss, nicht alles aus jener Ziegenhainer Zuchtordnung kann heute noch Bestand haben, aber das persönliche Bekenntnis auch zur eigenen Taufe, wann auch immer es geschieht, hat selbstverständlich nach wir vor einen hohen Stellenwert. Und die "Brücke", die Bucer damals gebaut hat, ist sein unumstrittener Beitrag zum innerkirchlichen Frieden jener Zeit. Gott möge immer wieder durch seinen Heiligen Geist den aufrichtigen Christen Ideen zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Friedens innerhalb der Christenheit schenken.
"Der HERR wird deinen Fuß vor dem Fall bewahren," heißt es in Sprüche 3, Vers 26. Das ist das Losungswort für diesen Sonntag, den 26. Februar 2023. Das ist natürlich im übertragenen Sinne gemeint und nicht, dass man nicht aufpassen muss und wie ein "Hanns-Guck-in die Luft" durchs Leben geht. Ganz im Gegenteil: Der HERR bewahrt dadurch, dass er uns sehr genaue Kriterien und Beispiele in der Heiligen Schrift zur Verfügung stellt, an denen wir feststellen können, wo Gefahren auf uns lauern. Darum ist es gut, sie zu kennen.
Dazu empfehle ich heute ganz besonders die Geschichten mit Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und Lea und Rahel, Josef und seine Brüder. Sie stehen im 1. Mose-Buch ab Kapitel 12. Und da werden Sie merken: Der Mensch hat immer noch dieselben menschlichen Probleme: Habgier und Neid, Missgunst und Feindschaft, Lüge und Betrug, Ängste, Furcht und Not. Aber nicht nur Negatives, sondern auch Rettung aus all dem, gute Ideen, neue Hoffnung. Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit, Glück und Lebensfreude gehören zum Menschsein dazu.
Darum betet Jesus auch für seine Jünger so: "Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen." Das ist der passende Lehrtext zur Tageslosung, welcher in Johannes 17, Vers 15 steht. Ja, Gott möge uns alle vor dem Bösen bewahren! -AMEM-
Dem sich ohne Wenn und Aber anvertrauen, der uns vor dem Fall bewahren will und kann, das empfiehlt Paul Gerhard in seinem Lied EG 361 "Befiehl du deine Wege", welches ich wärmstens empfehle und dessen erste Strophe auch als dritter Text der Herrnhuter Losungen abgedruckt ist. Es wird auch zum Schluss erklingen, einmal mit verziert Melodie und einmal zum Mitsingen.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater!
Es gibt so viel Böses in dieser Welt und scheint immer mehr zu werden. Du aber kannst und willst uns vor dem Bösen bewahren. Dafür danke ich Dir und bitte dich: Schärfe meinen Verstand, damit ich deine Signale besser verstehe und lehre mich, sie im Leben anzuwenden. Und lass diese Passionszeit der ganzen Christenheit zum Segen gedeihen. Durch Jesus Christus, unsern Herrn, der uns also beten gelehrt hat.
VATER UNSER IM HIMMER.......-AMEN-
Schauern Sie mal bei klarem Himmel abends zum Mond, wie er täglich zunimmt! So möge auch die Gewissheit in Ihnen zunehmen, dass alles, was Gott tut, bewahrend wirkt.
Das wünschen mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-