Herzlich Willkommen zu unserer wöchentlichen Andacht, zu der die Eginger Glocken gerufen haben.
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Mond ist schon ziemlich rund. Am kommenden Mittwoch, 6. April sind der 15. Tag und Vollmond des Frühlingsmonats Nisan und damit sind die Tage des jüdischen PeSaCh-Festes gekommen. Und für uns Christen ist also mit dem Sonntag Palmarum die Karwoche gekommen.
Der 6. Sonntag in der Passionszeit heißt Palmarum - "Palmensonntag." Der Name des Sonntags Palmarum leitet sich ab von dem Brauch, den König oder Feldherrn bei seinem Einzug in die Stadt Palmzweige schwingend und jubelnd zu begrüßen.
Bild: Paula Jordan.
Dieser Brauch wurde auch geübt, als Jesus in Jerusalem einzog. Allerdings erwartete man in ihm einen anderen König, nicht den, der am Kreuz erhöht würde. Der Sonntag Palmarum bedenkt den Einzug Jesu in Jerusalem. Es ist der einzige der 6 Sonntage in der Passionszeit, dessen Name mit einer Jesus-Geschichte im Zusammenhang steht, nämlich mit der Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem.
Das altdeutsche Wort "Kara" bedeutet "Klage", "Kummer", "Trauer". Es ist die Woche, in der am Abend des sogannten "Gründonnerstag" der Einsetzung des ersten Abendmahles durch Jesus gedacht wird, auch seiner Fußwaschung und seiner nächtlichen Gefangennahme. Am Karfreitag dann gedenken wir seiner Verspottung, Folterung und unrechtmäßigen Hinrichtung am Kreuz.
Und der letzte Tag dieser Woche, der Samstag, es ist ja ein biblischer Ruhetag, soll der stillste aller Samstage sein: Gedächnis der Grablegung und Grabesruhe, bis der nächste Sonntag dann die für die damaligen Freunde Jesu die unerwartete Wende bringt: Die Auferweckung und Auferstehung Jesu Christi.
Ein kleines Eröffnungsstück in e-Moll mit der Bezeichnung "Adagio" soll nur erklingen. Es stammt aus der Feder des englischen Komponisten John Travers, der von 1703 bis 1758 lebte.
Liebe Schwestern und Brüder!
Am 2. April 1910 starb in Bielefeld 79-jährig der Pastor Friedrich von Bodelschwingh. Er leitete seit 1872 Evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische in Bielefeld, nannte sie in Bethel (-Haus Gottes) um und machte sie zu einer der bedeutendsten Einrichtungen der Inneren Mission, nahm sich auch psychisch Kranker und Arbeitsloser an. Inzwischen heißt diese Einrichtung "v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel". Er gründete u. a. 1885 die erste Bausparkasse. Friedrich von Bodelschwingh erdachte mehrere für seine Zeit ungewöhnliche und kreative Konzepte, so auch eine bis heute existierende Altkleidersammlung nach dem Motto des Jesuswortes aus Johannes 6, Vers 12: "Sammelt die übrigen Brochen, damit nicht verloren geht!" Ressourcen wahrnehmen und nutzen, das können wir wie Friedrich von Bodelschwingh von Jesus lernen.
Der Wochenspruch, ein Wort Jesu Christi aus dem Johanes-Evangelium 812,24) lautet: "Des Menschensohn muss erhöht werden, auf das alle, die an ihm glauben, das ewige Leben haben."
Dass aber dies "Erhöht-werden" zunächst viel Leiden und Kreuz bedeutet, ist von uns Menschen kaum zu fassen. Wir möchten lieber einfachere Lösungen all der menschlichen und von Menschen gemachten Problemen. Wir haben dabei nicht im Blick, dass wir selbst auch immer wieder viel unschuldiges Leid verursachen, also Teil des Problems sind, nicht nur die auf Lösung harrenden.
Wer das ehrlichen Herzens bei sich wahrnimmt, wird traurig über sich selbst, weil es einen Zusammenhang gibt mit dem Leiden Jesu. Aber niemand ist dazu bestimmt, ein dauernd trauriger oder gar depressiver Mensch zu sein. Ganz im Gegenteil: Gott will, dass wir froh und glücklich werden. Das hatte er schon vor Zeiten desn Judäern in Babylon verheißen mit den Worten: "Ich will ihr Grauern in Freude verwandel." (Jeremich 31,13) Und Jesus sagte ja in den Seligpreisungen der Bergpredigt: "Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden." (Matthäus 5, Vers 4)
Er lässt dabei offen, um welches Leid, um welches Trauern es geht. Sei es wegen eines Menschen den jemand verliert, sei es, wegen eigener oder fremder Schuld, wegen Armut und Hilflosigkeit, wegen Einsamkeit, weswegen auch immer. Im Sinne Gottes war es Jesus ein wichtiges Anliegen, leidende Menschen wieder froh zu machen. So wundert es nicht, dass im christlichen Glauben das Leid und wie wir es einordnen und damit umgehen, eine außerordentlich wichtige Rolle spielt. Es ist auf geheimnisvolle Weise schon Teil der Erhöhung, von der im Wochenspruch die Rede ist. Beide Worte sind übrigens Tageslosung und Lehrtext für diesen 2. April 2023. Die endgülige Erhöhung aber ist freilich die Auferweckung Jesu Christi von den Toten und seine Auferstehung, an der wir Anteil bekommen durch den Glauben an ihn, wie er gesagt hat. Dieser Anteil ist das ewige Leben. -AMEN-
Das Gebet will uns in Übereinstimmung bringen mit Gottes Willen, heute durch diese folgenden Worte:
Lieber Vater im Himmel. Du willst die tiefe Trauer der entwurzelten Menschen in Freude umwandeln und du kennst auch meine Trauer. Dafür danke ich dir und bitte dich für diese Karwoche um deinen Trost und Segen, um neue Erkenntnisse und um Mut und Kraft, Leid zu überwinden. Das bitte ich im Namen Jesu für mich und alle, die an ihn glauben, der uns also beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Wegen des Einzugs Jesu in Jerusalem sei das Lied 538 "Sieh, dein König kommt zu dir" empfohlen.
Auch zum Beschluss unserer Andacht soll englische Orgelmusik erklingen, nämlich von John Stanley ein Andante in a-Moll.
Möge die Karwoche Ihnen viel Gelegenheit zur Besinnung geben! Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-