Mit den Tönen der Vilshofener Kirchenglocken laden wir Sie herzlich zu dieser Ausgabe unserer Andachten ein.
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Ton macht bekanntlich die Musik, aber natürlich auch den Glockenklang. Es sind hier die Töne "c" und das darunter liegende "a", die miteinander zu einer kleinen Terz harmonieren, c und a.
Der Mond ist weniger als halb und nur als schmale Sichel zu sehen, auch wenn er rund und schön ist. Denn der erste Mondmonat Nisan neigt sich dem Ende entgegen. Am kommenden Donnerstag, 20. April beginnt der neue Mondmonat mit dem Namen IJaR, der hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht 30, sondern nur 29 Tage.
Warum nennen wir das in der Andacht? Weil es sonst keiner tut und dennoch richtet sich das Kirchenjahr wesentlich nach dem Mondkalender, was bei den nur nach dem Sonnenkalender beweglichen Feiertagen deutlich wird. Der Sonntag nach dem Auferstehungsfest hat den lateinischen Namen Quasimodogeniti = "Wie die neugebornen (Kindlein)" und wird auch "Weißer Sonntag" genannt. Genaueres dazu haben wir in der Andacht zum selben Sonntag 2022 erklärt. Man kann es im Archiv finden und nachlesen oder nachhören. Überhaupt kann man alle früheren Andachten im Archiv finden. "Christ lag in Todesbanden" ist zugegebenermaßen ein eher selten gesungenes Lied, weil es im Schatten von "Christ ist erstanden" steht. Wir finden es im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 101. Und wir hören es jetzt als Orgelchoral von Friedrich Wilhelm Zachau komponiert.
Liebe Schwestern und Brüder!
Unzählige Schaulustige strömten auf die Straßen der Stadt Worms, als am 16. April 1521 ein von Reitern begleiteter Pferdewagen durch das Stadttor rumpelte. Mehrmals hatte Luther unterwegs in überfüllten Kirchen gepredigt und seine Ankunft in der Stadt am Rhein ist vom Volk bejubelt worden, das auf seiner Seite war. Nach einer beschwerlichen, zweiwöchigen Reise aus Wittenberg war der Theologie-Professor Martin Luther am Ziel: Wegen seiner provokanten Kritik an den Zuständen in der Kirche hatte er eine Vorladung zum Wormser Reichstag erhalten. Er sollte dort seine Thesen und was in seinen Schriften stand widerrufen. Noch kurz vor der Ankunft wurde er gewarnt, die Stadt zu betreten. Wer weiß, ob das ihm zugesagte freie Geleit nicht gebrochen würde und er als Ketzer das Schicksal Jan Hus teilen müsse.
Aber er war ziemlich furchtlos. Überliefert ist der Satz: "Und wenn so viel Teufel in Worms wären wie Ziegel auf den Dächern, so wollt ich hinein." Luther selbst dachte wohl an eine Diskussion über seine Thesen und Schriften. Aber es kam anders. Luther berichtet in seinen Aufzeichnungen davon, dass er selbst überrascht war über den wenig spektalulären Ablauf. "So ist nichts mehr hie gehandelt denn so viel: "Sind die Bücher dein?" "Ja." "Willtu sie widerrufen oder nicht?" "Nein." "So heb dich!"
Martin Luther vor dem Kaiser auf dem Reichstag zu Worms.
Am Folgetag gipfelten die Ausführungen Luthers schließlich in die Worte: "Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der Heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!"
Nachdem Karl V. die Anhörung daraufhin abbrechen ließ und betonte, sein Widersacher habe sich geirrt, soll dieser beim Verlassen des Ortes erleichtert gesagt haben: "Ich bin hindurch."
Luther-Denkmal in Mansfeld. Foto: Greinke.
Der wohl bekannteste Ausspruch des Reichtags sollte werden: "Hier stehe ich , ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen."
Aber in Wahrheit stammen diese Worte aus der Feder von Philipp Melanchthon, sozusagen als eine Art nachträgliches Motto oder Losungswort zu Luthers Auftritt in Worms. Luther wurde für vogelfrei erklärt. Auf dem Rückweg wurde seine Kutsche im Glasbachgrund unweit von Eisenach überfallen und Luther auf die Wartburg entführt und in Schutzhaft genommen. Das hatte Friedrich der Weise organisiert.
Stichwort Losungswort. Das Losungswort für diese Woche lautet: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten."
Das steht im 1. Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 3 und drückt aus, wie es Petrus selbst ergangen ist: Er war der Sprecher der 12 Jünger, hatte den Mund ziemlich weit aufgetan, meinte von sich wohl schon, ein Glaubensheld zu sein. Wie schnell kam es dann dazu, dass er Jesus verleugnete und schließlich wie alle anderen abgehauen war. Als Jesus ihm dann nach der Auferstehung begegnete und ihn dreimal fragte: "Hast du mich lieb?" Da wurde ihm einiges klar über sich selbst. Vielleicht war das alles zusammen der Vorgang seiner Wiedergeburt. Solch einen Geburtsvorgang kann kein Mensch steuern, niemand hat ihn im Griff. Es ist eine göttliche Sache, bei der es auch mal ganz eng werden kann, ehe jemand zum neuen Leben durchdringt, eben wie bei einer leiblichen Geburt. Aber danach ist die große Freiheit angesagt, die man sich vorher gar nicht vorstellen konnte, das ist die Freiheit der lebendigen Hoffnung, die Gott uns in der Auferstehung Jesu Christi schenkt, dass wir sie ausleben und wie Luther furchtlos und unerschrocken allen Anfeindungen widerstehen. Man hat ja tatsächlich in unserer Zeit und auch speziell in unserem Land mitunter das Gefühl, dass mehr Teufel da sind als Ziegel auf den Dächern, weil überall und immer mehr Chaos entsteht und viele Menschen deswegen verwirrt sind, weil so vieles, ja auch die Sprache verwirrt wird. Unsere lebendige Hoffnung aber ist das Gegenmittel, welches die Verwirrung bannt, Menschen aus ihrer Orientierungslosigkeit befreit, retten und gleichsam einen Weg mitten durch die Wüste der Verwirrung bahnt. Im Prophetenbuch Sacharja steht, das Gott spricht: "Ich will euch retten, dass ihr ein Segen sein sollt." (Kapitel 8, Vers 13) Losungswort für Mittwoch, den 18. April 2023. Das ist Gottes feste Absicht, sein irdisches Ziel mit uns: Wir sollen ein Segen sein. Und Segen heißt immer Vermehrung des Guten, des Sinnvollen, des Lebens. Mögen Sie es ein Segen sein! -AMEN-
Wer kann, mache sich die folgenden Gebetsworte zu eigen:
Lieber Vater im Himmel. Du willst, dass ich ein Segen bin. Darum hast du mich errettet. Du hast auch mich wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Du machst alles neu. Dafür preise ich deinen herrlichen Namen und bitte dich: Erhalte mir diese lebendige Auferstehungshoffnung, dass ich in ihr lebe. Lass sie ansteckend wirken, damit andere auch dazu kommen. Schenke und erhalte mir und vielen den Mut und die Freiheit der Kinder Gottes. Das bitte ich im Namen des Auferstandenen. Mit seinen Worten bringe ich vor dich, was mich bewegt:
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
"Jesus Christus, Gottes Sohn, an unser Statt kommen und hat die Sünd abgetan, damit dem Tod genommen all sein Recht und sein Gewalt: da bleibt nichts denn Tods Gestalt. Den Stachel hat er verloren." So lautet die dritte Strophe des Liedes "Christ lag in Todesbanden".
Zum Beschluss unserer Andacht soll die Melodie dazu noch einmal erklingen, nun aber in der triumphalen Art, wie sie Johann Sebastian Bach uns als Orgelvorspiel gesetzt hat ganz nach dem Motto auf dem Mansfelder Lutherdenkmal: "Hindurch zum Sieg".
Eine Woche voller lebendiger Hoffnung fernab sowohl aller Illusionen als auch aller Niedergeschlagenheit wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstand und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-