Das mächtigste Glockengeläut in Bayern befindet sich in den beiden Türmen des Würzburger Doms mit seinen 20 Glocken. Das Eginger Glockengeläut dagegen ist gewiss eines der kleinsten.
Egal, wie groß und wie viele Glocken: Sie haben immer dieselbe grundlegende Bedeutung, nämlich normalerweise "süß" zu klingen, freilich am "süßesten" zur Weihnachtszeit, aber auch zu anderen Zeiten wie in dieser 50tägigen Freudenzeit nach dem Auferstehungsfest verkündigt ihr Klang "Süßes", nämlich Ruf zum gemeinschaftlichen Genießen des "süßen" Evangeliums.
Egal, wo sie sind und ob allein oder mit anderen zusammen: Wir heißen sie recht herzlich willkommen in der Gemeinschaft der Hörer und Leser dieser Andacht zur neuen Woche beginnend mit dem "Hirten-Sonntag" 2023, der den langen Namen "Miserikordias Domini" trägt, was auf Deutsch heißt: "Die Barmherzigkeit des HERRN". Dieser Name geht zurück auf die lateinische Übersetzung des Bibelwortes aus Psalm 33,5: "Die Erde ist voll der Barmherzikeit des HERRN."
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Da dieser Sonntag ganz und gar mit dem Gedanken daran verbunden ist, dass Jesus der gute Hirte ist, hören Sie nun eine Hirtenmusik, einen Siciliano von John Stanley aus dem 18. Jahrhundert.
Liebe Schwestern und Brüder!
Am 23. April ist ein überaus wichtiger Gedenktag in mehrfacher Hinsicht: Seit 1994 ist er der Tag des Deutschen Bieres. Wie hätte sich Luther darüber gefreut, der das Bier meiner Geburtsstadt, das Torgauer Bier als "Königin der Lebensmittel" bezeichnete und es sogar in ein Fass gefüllt als Streitschlichter empfahl bei einem Streit des Torgauer Stadtrates mit dem Geheimsekretär Friedrichs des Weisen namens Georg Spalatin. (Leider wurde die Brauerei im Jahre 2011 geschlossen).
Und wie passend dazu - ist dieser Tag gleichzeitig Namenstag für Georg im Gedenken an den Heiligen Georg, der den Drachen, also das Böse besiegte. Georg ist ein legendärer christlicher Heiliger, welcher der Überlieferung zufolge zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian im Jahre 303 ein Martyrium erlitt.
In den orthodoxen Kirchen wird er als Groß- bzw. Erzmärtyrer verehrt, besonders natürlich in Georgien. Aber auch in vielen anderen Ländern. Im Evangelischen Namenskalender wird er für diesen Tag genannt.
Und um den Kreis zu Luther zu schließen: Einige Kirchen in Lutherstädten sind Georgen-Kirchen, so Mansfeld, wo Martin Luther seine Kindheit verbrachte:
Mansfeld - Georgenkirche Eisenach - Georgenkirche Stadtkirche Sankt Georgen Schmalkalden
In Eisenach, wo Luther von 1498-1501 die Georgenschule besuchte, dann auch Schmalkalden, wo Luther im Februar 1537 an der bedeutendsten Tagung Schmalkaldischen Bundes teilnahm. Nicht zu vergessen, dass Luther sich auf der Wartburg "Junker Jörg" nannte. Und schließlich sei erwähnt, dass Luthers Großer Katechismus am 23. April 1529 in seiner ersten gedruckten Ausgabe in Wittenberg erschien.
Zweifelsfrei gehört das folgende Jesus-Wort aus dem Johannes-Evangelium zu den wichtigsten und schönsten Aussagen der Bibel: "Ich bin der gute Hirte. meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben." (Johannes 10,11a.27-28a) Es ist der Wochenspruch für diese Woche. Und das Losungswort für Montag, den 24. April 2023 spricht vom Grundbedürfnis aller Seelen: "Meine Seele wartet auf den HERRN mehr als der Wächter auf den Morgen." (Psalm 130,6) Dieses erfüllt Jesus.
Hier wird nämlich deutlich, dass Jesus als Führender auch ein Gebender ist. Mann kann es gar nicht oft genug betonen und es ist eine bleibende Wahrheit: Jeder, der einen Führungsanspruch anmeldet und kein Gebender, sondern ein Nehmender ist, ist ein Feind Gottes und ein Freind Christi und aller christlichen Grundlagen. Solche enschen sind Wölfe im Hirtenrock. Man darf ihnen nicht trauen, will man anders großen Schaden vermeiden.
Und die immer mehr ans Tageslicht kommenden Tatsachen, die in den letzten Monaten und Jahren geschehen sind, beweisen es. Schon im Prophetenbuch Hesekiel (34,2) steht geschrieben: "Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?" Selbstverständlich sind in diesem Satz alle diejenigen Menschen gemeint, die politische und religiöse Verantwortung haben über andere Menschen.
Ein guter Hirte kennt seine Schafe, sorgt für sie und gebraucht auch seinen Stock, um die Wölfe zu vertreiben. Jesus geht noch weiter, wenn er sagt: "Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe." (Johannes 10,11) Wohl denen, die die Stimme des Hirten aller Hirten wahrnehmen können in den Stimmen pflichtbewusster irdischer Hirten! -AMEN-
Das bekenntnishafte biblische Gebet Psalm 23 möge die eigenen Gebetsanliegen eines jeden von uns aufnehmen:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. -AMEN-
Mit den Worten des guten Hirten Jesus Christus beten wir weiter:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Das Lied aus dem 18. Jahrhundert "Weil ich Jesu Schäflein bin" - im bayrisch-thüringischen Gesangbuch unter Nr. 593 zu finden - weist auf Jesus, den wahren guten Hirten hin, der über dieses Leben hinaus bis in die Ewigkeit für seine Schäflein sorgt und auch ihren Übergang dahin zu einem sanften und angenehmen macht.
Sanft war und ist also der Umgang des guten Hirten mit dem verlorenen und wiedergefundenen "Schäflein". Darum erklingt nach dem Segenszuspruch zum Beschluss ein Orgelstück mit dem Titel "Sanft" von August Reinhard, der von 1831 bis 1912 lebte und als "Harmoniumpapst" in die Musikgeschichte eingegangen ist.
Die Barmherzigkeit des guten Hirten möge Sie und uns alle auch in dieser Woche und darüber hinaus behüten.
Mit herzlichen Grüßen verbleiben Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-