Hört der beiden Glocken Klang wie sie zu jubeln fangen an! Denn das Evangelio macht die ganze Schöpfung froh. Lasst für Momente alles sein, bereitet Euch zur Andacht fein! Gott will euch neue Kräfte schenken, auch lasst uns wieder des gedenken, was Er schon Gutes hat getan, womit er zeigt sein Liebe an, die schier unendlich ist und weit! So seid dafür empfangsbereit!
Nach biblischem Kalender ist heute der 9.IJsaR, das ist der 9. Tag des 2. Mondmomates. Wir sehen abends einen gut zunehmenden Halbmond. Da kann einem die 3. Liedstrophe des Abendliedes EG 475 "Der Mond ist aufgegangen" einfallen: Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön. / So sind wohl manche Sachen, / die wir getrost belachen, / weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir sind im Kirchenjahr am 3. Sonntag in der Freudenzeit nach dem Auferstehungsfest angelangt: Jubilate heißt der Sonntag. Was das lateinische Wort bedeutet, lässt sich leicht erraten, denn das entsprechende deutsche klingt ganz ähnlich.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Zu Beginn hören wir ein kleines Orgelstück zum Lied EG 454 "Auf und macht die Herzen weit" von Karl Zieschang, einem Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Melodie mutet chinesisch an - ist sie auch. Der Text des Liedes bejubelt Gott als den Schöpfer und Erhalter und auch Versöhner.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wes sollten wir in dieser Woche besonders gedenken? Der Herrnhuter Losungen und ihrer Geschichte, denn am 3. Mai 1728 in einem Abendgottesdienst in Herrnhut bei Görlitz gab Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf der Gemeinde, die aus vordem verfolgten evangelischen Böhmen und Mähren bestand, ein kurzes Wort für den kommendenTag mit auf den Weg. Mit dem Liedvers: "Liebe hat ihn hergetrieben, Liebe riss ihn von dem Thron, und ich sollte ihn nicht lieben?" begann die Geschichte der Losungen.
Bald gab es in Herrnhut täglich eine solche "Parole für den Tag". Zinzendorf nannte die Losungen "fortgesetzte Gespräche des Heilands mit der Gemeinde". 1731 wurde das erste gedruckte Losungsbüchlein herausgegeben. Seit diesem Jahr erscheinen die Losungen ohne Unterbrechung, Jahr für Jahr. Mit der Herrnhuter Missionsarbeit, die 1732 begann, wurden dann die Weichen für die weltweite Verbreitung der Losungen gestellt.
Das erste gedruckte Losungsbuch von 1731 Foto: Herrnhuter Brüdergemeinde.
Heute lesen Christen aus vielen Kirchen die Losungen in 60 Sprachen und es gibt ein unsichtbares Netz von Losungslesern auf der ganzen Welt. So ist kein Losungsleser allein, sondern immer geistlich mit anderen verbunden.
Das Bild zeigt eine Zusammenstellung vieler Losungsbüchlein aus 2022. Foto: Herrnhuter Brüdergemeinde.
Und in Deutschland ist das Losungsbüchlein der absolute Bestseller auf dem Büchermarkt, denn über 1 Million Exemplare in verschiedenen Ausgaben kommen jährlich im Spätsommer für das nächste Jahr auf den Markt.
Die alttestamentlichen Sprüche werden 4 Jahre zuvor ausgelost.
So werden die Losungen ausgelost. Foto: Herrnhuter Brüdergemeinde.
Losungsbuch 2023. Foto: Greinke.
Danach wird ihnen passend zum Thema ein neutestamentlicher "Lehrtext" zugeordnet und schließlich mit einem Gebet oder Liedvers oder eine Kurzmeditation ergänzt. Es gibt die Losungen auch in den biblischen Ursprachen in einfacher Sprache für Gehörlose.
Liebe Neugeschöpfe!
Was für eine seltsame Anreden! Aber sie stimmt, denn: "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." So steht es im Wochenspruch für diese Jubilate-Woche. (2.Korinther 5,17) Weil wir vorhin an die Entstehung der Herrnhuter Losungen erinnerten, möchte ich mit Ihnen dieselbe für den heutigen Tag betrachten.
Die Losung: Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Führwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! (1. Mose 28,16)
Dieses Wort ist Teil der Erzählung, in der Jakob, der Enkel Abrahams auf der Flucht vor seinem Bruder Esau und auf dem Weg zu seinem Onkel ohne es zu wissen an einen ganz besonderen Ort kommt, wo er übernachtet. Dort hatte er einen wunderbaren Traum, in welchem Gott ihm sein Mitsein und seinen Segen zusagte. Als er aufwachte, wurde ihm das klar. Seitdem heißt dieser Ort BeJT-EL = Haus Gottes.
Der Lehrtext: Die (beiden) Jünger sprechen (untereinander): "Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg und uns die Schrift öffnete?" (Lukas 24, Vers 32)
Von den sogenannten "Emmaus-Jüngern" ist hier die Rede, denen auch erst etwas später klar wurde, dass Jesus ihr Wegbegleiter war. Wir Menschen verstehen vieles erst hinterher richtig.
Ludwig Graf von Zinzendorf dichtete den dritten Text für diesen Tag: "Der durch verschlossne Türen geht, wenn er den Frieden bringt, dem Zweifelnden vor Augen steht und alle Angst bezwingt, der kann auch heut den Seinen nahn, wenn sie ihn gleich nicht sehn; sein freundlich Auge blickt sie an, das Herz kanns wohl verstehn." Manchmal also regagiert das Herz schneller und nimmt eher wahr als unser Verstand. Jubilate - AMEN-
Wir beten:
Herr, guter Gott! Ich möchte dich preisen, der du oft unerwartet zu mir kommst, da, wo ich bin oder mich auf meinem Weg begleitest und mein Herz mit Freude erfüllst. Das ist so wunderbar. Bitte lass mich das immer wieder spüren und bereite meinen Verstand, zu erkennen: Du bist mir nahegekommen. Dann will ich jubeln und frohlocken. Meine Bitten und Herzensanliegen mögest du erkennen, wenn ich zu dir rufe, wie es Jesus gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Wer jubelt, ist lebhaft und möchte auch Lebhaftes hören. Darum beenden wir unsere Andacht mit einem Orgelstück von August Reinhard in Es-Dur, über welches die Spielanweisung "Lebhaft" steht.
Lebhaft sind immer die Worte der Bibel, das wollen uns die Herrnhuter Losungen nahebringen. Lebhaft sind immer die Gotteserfahrungen. Jubilate! Eine lebhafte Woche wünschen Ihnen und grüßen herzlich Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-