Herzlich willkommen zur Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach!
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Die beiden Glocken der kleinen Erlöserkirche aus dem Jahre 1937 werden nicht müde, immer wieder zu Andacht, Meditation und Gebet zu rufen.
Und kein Instrument ist typischer für eine Kirche als eine Orgel. Wenn sie erklingt, weiß jeder: Aha, Gottesdienst bzw. Andacht. Und diesemal klang sie sehr romantisch mit einem kleinen Stück in Es-Dur von August Reinhard, der von 1837-1912 lebte.
Nach biblischem Kalender ist heute der 2. Tag des 3. Mondmonates namens SIWaN. Dieser Monat hat 30 Tage und beherbergt zeitlich immer den Sonntag Exaudi an diesem Tag, das ist der 5. Sonntag der Freudenzeit nach dem Auferstehungsfest, eine Woche später das Pfingstfest und zwei Wochen später den Beginn der Trinitatiszeit.
Liebe Schwestern und Brüder!
"Exaudi" bedeutet: "Höre!" Es hat also dieser Sonntag - wie schon der vorige "Rogate" etwas mit "Beten" zu tun. Tatsächlich geht der Name dieses Sonntags auf die lateinische Übersetzung des Wortes aus Psalm 27, Vers 1 zurück: "Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe!" Ganz in diesem Sinne ist auch das Losungswort für diesen Sonntag, den 21. Mai 2023, welches lautet: "Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus!" Psalm 51, Vers 14. Diese Bitte hatte einst der König David formuliert, nachdem er Gott um ein reines Herz gebeten hatte. Wem Gott hilft, den erfreut er damit. Das ist ganz logisch. Darin sind sich wohl alle Christen einig. Es gibt überhaupt viel, worin sich alle Christen einig sind bei allen Unterschieden und auch Uneinigkeiten. So z. B. dass die Attraktion unseres Glaubens unmittelbar mit dem Namen Jesus Christus verbunden ist und mit allem, was er sagte, tat, erlitt und was Gott daraus machte.
Und dass die Bibel wie kein anderes Buch auf Erden von allerhöchster Bedeutung ist, dass sie der Maßstab ist, an dem wir uns ausrichten - und zwar trotz vieler unterschiedlicher Auslegungen und Erkenntnisse. Gott möge uns ausstatten mit einem willigen Geist, mit einer willigen Gesinnung, die Einheit der Christen zu fördern.
Solche Bemühungen um Einheit der Christenheit gab es mehrere, deren wir heute an diesem 21. Mai gedenken sollten: Kaiser Konstantin, der nach insgesamt 31-jähriger Herrschaft im Westen und 13-jähriger Herrschaft im gesamten Römischen Reich, am 22. Mai 337 starb, hatte ja im Jahre 313 Religionsfreiheit garantiert. Man sprach von der "Konstantinischen Wende", die der bis dahin verfolgten Christenheit freilich zugute kam.
Bild: Konzil, Hendrik van den Broek: Konzil von Niacea mit Konstantin dem Großen. Fresko - 1588-89, Rom Vatikanischer Palast, Salone Sistino.
Und 325 hatte er das "Erste Konzil von Nicäa" einberufen zur Herstellung der Einheit aller Christen in den wesentlichen Glaubensfragen. Daran nahmen weit über 200 Bischöfe teil. Konstantin pochte auf das Einheits-Ergebnis. Die Bischöfe hätten es wohl ohne diesen Druck nicht zur Einheit gebracht. Sosehr Konstantin auch blutbefleckt und eine sehr umstrittene Figur in der Kirchengeschichte ist, ist der 21. Mai sein kirchlicher Gedenktag.
Und 1526, am 21. Mai trafen in Wittenberg im Hause Luthers viele evangelische Theologen - soweit ich weiß etwa 17 an der Zahl - zu einem Disput über Auslegungsfragen vor allem zum Abendmahl ein.
Luther-Stube im Lutherhaus in Wittenberg, wo viele Gespräche stattfanden. Foto: Greinke.
Sie einigten sich in den Folgetagen auf einen gemeinsamen Text, den man die "Wittenberger Konkordie" nennt. Immer wieder gab es Bemühungen, die Einheit der Christen zu fördern. So aufrichtig sie auch gemeint sein mögen, Einheit im Glauben kann nicht erzwungen werden und scheitert aus menschlichen Gründen. Sie kann aber erbeten werden und wird - zumindest ansatzweise - da zustande kommen, wo die Kraft des Heiligen Geistes bei uns Christen wirksamer wird als alles menschliche Wollen. Sie kommt von Gott und ist ein großes Geschenk. -AMEN-
Im Evangelischen Gesangbuch Nr. 267 ist ein Liedtext, der zu unserem heutigen Thema "Die Einheit der Christenheit" passt.
Wer möchte, bete mit mir:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater!
Du hörst unser Beten und Flechen. Dessen bin ich gewiss und dafür danke ich dir. Heute bitte ich Dich um Erbarmen für die vielen Menschen, die nicht beten können oder wollen. Und ich bitte dich, du mögest mit der Kraft eines heiligen Geistes deine Christenheit einen, vor allem, dass viele Christen erkennen, dass es viel mehr gibt, was sie eint als was sie trennt. Und was mich sonst noch bewegt bringe ich vor dich mit den Worten, die Jesus gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
D. Paulstich - ein kaum bekannter Komponist aus dem 19. Jahrhundert - schrieb das kleine Andante in C-Dur, mit dem wir die Andacht beschließen.
Leidet jemand unter Euch, der bete. Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen!" Mit diesem Tipp aus dem Jakobusbrief grüßen ganz herzlich Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-