Herzlich willkommen zur Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach!
Die große Glocke der Vilshofener Erlöserkirche mit dem Ton "a" trägt die Inschrift: "So oft in der Ferne tänet mein Schall, sei Gott gepriesen tausendmal."
Die Erlöserkirche zu Vilshofen - Zeichnung auf der Titelseite der Festschrift zum Jubiläum 1987.
Wie weit auch immer diese Glocke zu hören ist, durch`s Internet ist sie noch tausende Male weiter zu hören. Sie lädt also dazu ein, Gott zu preisen. Das wollen wir in diesen Minuten gerne tun.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Sommer ist da. Und musikalischen "Sommer" gibt`s auch in den berühmten "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi, der von 1678 bis 1741 lebte. Hören Sie nun eine Bearbeitung für Orgel.
Der 4. Mondmonats TaMUS ist seiner Höhe nah: Es zeigt sich schon fast der Vollmond. Und der Kirchenkalender ist auf der Höhe des 4. Sonntages nach Trinitatis.
Es muss in diesen Zeiten immer wieder betont werden, dass die Sonntage nach Trinitatis die Bedeutung des Glaubens an den Dreieinigen Gott entfalten, der viel mehr ist, als wir je gedanklich erfassen können, der aber vor allem heilig ist, das heißt: unantastbar ist.
Das sollten sich vor allem jene Menschen merken, die jüngst begeistert davon waren, als Gott vor der Weltöffentlichkeit mit einem in Mode gekommenen Zeitgeist-Attribut belegt wurde. Diese Leute haben offenbar keine Ehrfurcht vor dem Heiligen.
Sosehr Gott heilig und unverfügbar ist, hat er sich doch uns offenbart, weil er für uns da sein will und wir für die Nähe zu ihm bestimmt sind.
Liebe Schwestern und Brüder!
Nicht nur, wenn die Glocken mit ihrem Klang uns daran erinnern, sollen wir den heiligen Gott preisen, sondern mit unserer ganzen Lebensführung. Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Galatien: "Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Das ist der Leitspruch für die heute, am 2. Juli beginnende Woche.
Am 2. Juli 1505 begann mit einem unangenehmen Ereignis der Weg Martin Luthers zum Reformator. Er war ja buchstäblich auf dem Wege, nämlich von Mansfeld, dem Wohnort seiner Eltern, nach Erfurt, wo er bis dahin Jurastudent war. Kurz vor Stotternheim wurde er von einem schweren Gewitter überrascht und fast von einem Blitz erschlagen. Im Falle seiner Rettung gelobte er, Mönch zu werden.
Foto: Stadtmuseum Erfurt.
Stahlstich um 1840: Luther sieht seinen vom Blitz erschlagenen Freund.
Bald darauf veranstaltete er für seine Mitstudenten sozusagen eine Party um ihnen am Ende derselben mitzuteilen: "Ihr seht mich jetzt zum letzten Mal." Die Teilnehmer waren in nicht geringem Maße erstaunt, um nicht zu sagen: verwirrt. Luther bat dann am 17. Juli 1505 im Kloster der Augustiner-Mönche in Erfurt um Aufnahme.
Nicht selten sind es schwerwiegende Erlebnisse, die einen Menschen von seinem bisherigen Weg auf einen anderen bringen, wo er dann ihrer eigentlichen Bestimmung entgegengehen und segensreich wirkt. Bei Luther war es ein Gewitter. Was daraus noch werden sollte, ahnte er freilich nicht im Geringsten.
Segensreich wirken: Dazu gehört nach Paulus auch immer: Einander die Lasten abnehmen oder tragen helfen, einander das Leben zu erleichtern. Paulus nennt es das "Gesetzt Christi".
Der heutige Lehrtext im Herrnhuter Losungsbüchlein weist darauf hin wie es vor ihm Jesus formuliert hatte: "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten."
Es ist dies Wort die positive Umkehr jenes Sprichwortes: "Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu!" Das setzt Einfühlungsvermögen voraus und die Fähigkeit, sich in die Situation des anderen Menschen hineinzuversetzen, wie es ihm geht und was für Bedürfnisse er hat.
Diese Fähigkeit zu erlangen, hat uns Christus seinen Geist geschenkt, den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit. Ein behutsamer und feiner Umgang miteinander ist dann das Ergebnis. So gehört es sich im Reich Gottes. -AMEN-
Lied EG 253 "Ich glaube, dass die Heiligen im Geist Gemeinschaft haben". Darin heißt es in der 4. Strophe: "So trägt ein Glied des andern Last / um seines Hauptes willen; / denn wer der andern Lasten fasst, / lernt das Gesetz erfüllen, / worin uns Christus vorangeht. / Dies königlich Gebot besteht / in einem Worte: Liebe."
Um das Wirken dieses Geistes lassen Sie uns beten:
Herr Jesus Christus, du hast uns diesen Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit geschenkt. Dafür danke ich dir. Und ich bitte dich: lass ihn kräftig in mir und anderen Christen wirken, damit wir alle glücklicher werden und das Reich Gottes Wirklichkeit wird unter uns Menschen und zur Heilung der geplagten Welt. Das und noch mehr, was mein Herz bewegt, bitte ich dich, der du eins bist mit dem Vater und dem Heiligen Geiste jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Ein Abendhymnus von Gustav Adolf Merkel (1827-1885) lässt unsere Andacht ausklingen.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und eines Anderen Last zu tragen, macht noch keinen Esel, sondern einen, der den Geist Christi in sich hat und das Gesetz Christi erfüllt.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-