Lichte Glockenklänge aus dem spitzen Turm des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums in Eging am See haben soeben eingeladen zur Internetandacht für den 8. Sonntag nach Trinitatis.
Der Ort liegt in Niederbayern, hatte ursprünglich nur eine katholische Kirche, seit 52 Jahren aber auch ein evangelisches Multifuntionsgebäude mit einem Gottesdienstraum. 100 Leute passen da hinein. Eine sehr lichte Apsis in Richtung Osten unterstreicht den Hauptzweck Gottesdienst architektonisch und in seiner Ausstattung.
Katharina-von-Bora-Gemeindehaus - Blick in Richtung Westen. Foto: Hartl
Katharina-von-Bora-Gemeindezentrum - Altarraum und Apsis. Foto: Hartl
Herzlich willkommen zur Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach!
Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir sind fast Mitte des 5. Mondmonats A W angelangt - der Mond zeigt sich fast als Vollmond. Es lohnt sich, abends vor dem Schlafengehen mal vor die Haustür zu gehen oder das Fenster zu öffnen, um nach dem Himmel zu schauen und wenn er nicht bewölkt ist, den Mond und die Sterne zu betrachten, dabei mehrmals tief Luft zu holen. Das tut einem gut für Leib und Seele.
"Licht" ist das Thema dieses 8. Sonntages nach Trinitatis. Der Apostel Paulus mahnt im Brief an die Epheser Kapitel 5, Vers 8b-9:
"Wandelt als Kinder des Lichts: die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit"!
Das ist der neue Wochenspruch, das Leitwort für diese Woche, die biblisch genau genommen schon mit dem Dunkelwerden am Samstagabend beginnt, keineswegs erst zu Mitternacht zwischen Sonntag und Montag. Überhaupt spielt die Zeiteinteilung religiös immer eine wichtige Rolle - was wann stattfindet und warum dann und nicht wann anders.
Unsere Internetandachten werden in aller Regel am Sonntagmorgen freigeschaltet. Und an aufgehendes Morgenlicht erinnert auch das Orgelstück, welches jetzt erklingt mit dem Titel "Der Morgen" vom norwegischen Komponisten Edward Grieg, der von 1843-1907 lebte.
Nun aber zum Wochenspruch: Dass es Licht werde, ist die erste Schöpfungstat Gottes. Ohne Licht gäbe es kein Wachstum, keine Reife, keine Zeit, ja kein Leben. Hätten wir viel weniger Licht, würde das unser gesamtes Dasein in jeder "Hinsicht" sehr beeinträchtigen. Und der Gegenbegriff "dunke Wolken" ist zur sprichwörtlichen Redewendung geworden. In der Bibel ist dauernd vom Licht im übertragenen Sinne die Rede. Jesus bezeichnete sich selbst als das "Licht der Welt" und ziemlich am Anfang des Neuen Testaments sagt er in der Bergpredigt sogar: "Ihr seid das Licht der Welt." Er erklärt das nicht und begründet das auch nicht. Er stellt es einfach fest. Ist das nicht eine wunderbare Zusage und ein Wundermittel gegen alles, was uns deprimieren will?!
Und wer meint, er oder sie sei nur ein ganz kleines Licht - na und?! Schon das kleinste Licht hat die Kraft, die Dunkelheit zu vertreiben und kann Orientierung geben und eine überaus wertvolle Hilfe sein, dass man nicht anstößt, fällt oder sich sonst wie in Gefahr begibt. Wir, die wir Jesus nachfolgen, sind so ein Licht für alle anderen, und wir sind Kinder des großen Lichtes. So hat allein schon unser Dasein große Auswirkungn auf die übrige Welt. Paulus will uns das in Bewusstsein bringen: Es ist ganz entscheidend und von enormer Wichtigkeit, dass wir wissen, wer wir sind und welche Bedeutung wir haben.
An den "Früchten" wird man es ablesen können. Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Güte - früher nannte man das "Huld", also wenn jemand jemandem Gutes bereitet, unabhängig davon, ob derjenige es verdient hat, nur aus Freude am Erfreuen. Gerechtigkeit ist die absolute Vorausetzung für den Frieden. Und Wahrheit sagen, manchmal auch die unbequeme oder gar traurige Wahrheit, ist eine Voraussetzung dafür, dass sich etwas bessert; denn niemandem ist geholfen, wenn die Wahrheit gleichsam unter den Teppich gekehrt wird. Von einer Frau, die zu Jesus kam, heißt es: "...und sie sagte ihm die ganze Wahrheit", will heißen: sie schüttete ihr Herz aus, machte reinen Tisch mit ihrem Leben, natürlich in der Hoffnung auf einen Neuanfang; denn die wahre Wahrheit ist niemals perspektivlos. Sie allein und nicht die Lüge kann die Tür öffnen zum Neuanfang. Jesus sagt auch: "Die Wahrheit wird euch frei machen." Ich wiederhole jetzt nochmal den Wochenspruch:
"Wandelt als Kinder des Lichts: die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit!"
So ist es unsere Aufgabe, andere Menschen durch unser Licht auf den Weg der Wahrheit zu bringen, damit sie frei werden. Darauf ruht großer Segen. -AMEN-
Im Evangelischen Gesangbuch in der Ausgabe für Bayern und Thüringen Nr. 636 steht das Lied: "Ihr seid das Volk, dass der Herr sich ausersehn".
Da heißt es in der zweiten Strophe: Ihre seid das Licht in der Dunkelheit der Welt; / Ihr seid das Salz für die Erde. / Denen, die suchen, macht hell den schweren Weg. / Halleluja, Halleluja!
Mit ihnen gemeinsam möchte ich Dank und Fürbitte vor Gott bringen:
Lieber himmlischer Vater!
Du lässt uns Kinder des Lichtes sein. Dafür danke ich dir und bitte dich: Erbarme dich derer, die in Finsternis und im Schatten des Todes leben! Erleuchte uns allezeit mit deinem Licht, o Herr, damit wir - von der Finsternis dieser Welt befreit - Licht der Welt sind, so, wie es Dein Sohn Jesus Christus, unser Herr, gelehrt hat. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Mit der Segenzusage und lichten und fröhlichen Tönen einer kleinen Orgelfuge in C-Dur von Friedrich Wilhelm Zachau, der um 1700 in Halle an der Saale wirkte, möchten wir Ihnen den Weg in die neue Woche erhellen und verbleiben mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-