Soeben erklangen die beiden Glocken der Aidenbacher Kreuzkirche und läuteten die wöchentliche Internet-Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Aidenbach und Vilshofen-Eging ein, zu der wir Sie recht herzlich begrüßen.
Kreuzkirche zu Aidenbach - Richtung Kreuz. Foto: Greinke
Kreuzkirche zu Aidenbach - Richtung Orgelempore. Foto: Greinke.
Fasst auch diese Kirche etwa 100 Leute, an unserer Internet-Andacht könnten unendlich viele Menschen ohne jeden Platzmangel teilnehmen. Das ist einer der wenigen Vorteile dieses Formats. Ein anderer ist natürlich, dass diese Art der Andacht jederzeit und auch zum wiederholten Male abrufbar ist, ja, man kann sie sich sogar auch herunterladen.
Und Sie können sie anderen weiterempfehlen, die dann alles genau so hören, lesen und ansehen können, vor allem, wenn sie Ihnen gefällt, aber auch sonst, denn die Geschmäcker und Bedürfnisse sind auch in religiösen Dingen ganz verschieden.
Hier gibt`s auch immer mal, was für evangelische Andachten eher untypisch ist, z. B. dass wir auf den Mondkalender aufmerksam machen, und zwar nur deshalb, weil von ihm das Kirchenjahr abhängt. Der Mond ist abenehmend und sieht fast aus wie ein spiegelverkehrtes D, was bedeutet, dass wir beim 19. des Mondmonats AW angekommen sind. Im Kirchenjahr aber sind wir jetzt bei 37. Sonntag angelangt, das ist der 9. Sonntag nach Trinitatis.
Zur weiteren Einstimmung hören wir nun ein kleines Orgelvorspiel von Johann Christoph Bach aus dem 17. Jahrhundert über das Morgenlied "Aus meines Herzens Grunde".
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Nach dem gregorianischen Kalender ist heute der 6. August 2023 - im Evangelischen Namenskalender der Gedenktag für die sogenannten "Salzburger Exulanten". Das waren über 20 000 evangelische Glaubensflüchtlinge, die 1731/32 aufgrund eines Ausweisungserlasses aus dem Salzburger Land vertrieben worden waren. Die Umstände der Vertreibung erregten aber europaweit Unwillen, denn fast ein Viertel der Ausgewiesenen überlebten nicht.
Ein Großteil aber kam nach Preußen. Laut Überlieferung begrüßte Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, im Mai 1732 vor der alten Zehlendorfer Kirche die ersten Ankömmlinge mit den Worten:
"Mir neue Söhne - euch ein mildes Vaterland!"
Dieser Preußenkönig hatte am 2. Februar 1732 das "Preußische Einladungspatent" für die Salzburger erlassen. Sie sollten sich in Ostpreußen ansiedeln. Von Stettin traf am 28. Mai 1732 das erste von 66 Schiffen in Königsberg ein. Der erste von elf Landtransporten kam am 6. August 1732, der letzte am 8. November 1733 nach Königsberg. Von den 17 000 Immigranten blieben 377 in der Stadt.
Die meisten Salzburger siedelten im Raum Gumbinnen, mittellose Bauern erhielten hier eine Hofstelle. Handwerker konnten ihrem Gewerbe in den Städten nachgehen. In Gumbinnen wurde die Salzburger Kirche für die Einwanderer errichtet.
"Wem viel gegeben ist, bei dem wird nun viel suchen: und wem viel anvertraut ist, von dem wird man mehr fordern."
Das sagte Jesus ohne zu wissen, dass es der Wochenspruch für die heute begonnene Woche wird. Er ist bei Lukas im 12. Kapitel, Vers 48b überliefert. Und er steht im Zusammenhang mit dem "Kommen des Menschensohnes" am Ende der Tage, wann auch immer das sein wird, auf jeden Fall aber zu einem Zeitpunkt, den niemand ahnt. Dabei geht es um die Verantwortung, die wir Menschen bis dahin gegenüber anderen haben. Wir sind nach der Lehre Jesu Verwalter, denen mehr oder weniger viel anvertraut ist. Er droht denen ein hartes Gerichtsurteil an, die mit den ihnen anvertrauten Menschen unmenschlich umgehen, ihnen Gewalt antun. Damit kann ja auch strukturelle Gewalt gemeint sein, wo Verordnungen und Gesetze geschaffen werden, die die Menschen in große wirtschaftliche Not bringen, sie kalt enteignen, sie aus ihrem Eigentum womöglich sogar vertreiben, wie es damals im Erzstift Salzburg geschah.
Wo solches oder Ähnliches heutzutage geschieht, auch wenn die Methoden verfeinert wurden, wo Menschen gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden, da gilt das Wort Jesu Christi genau so, da muss es gepredigt, ja in die Öffentlichkeit gebracht werden, um den Leidenden die Stimme Jesu zu verleihen und den Mächtigen das Gericht Gottes anzukündigen.
Losung und Lehrtext für diesen Tag sagen mit anderen und erinnernden Wortem, auf essen Seite Gott steht:
"Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus." Das steht in Psalm 22,5.
"Voll Mitleid und Erbarmen ist der Herr," schreibt der Bruder von Jesus namens Jakobus in seinem Brief Kapitel 5, Vers 11. In der Konsequenz bedeutet das für alle, die es können und vor allem für die, die einen kirchlichen Auftrag dazu haben:
"Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Salche aller, die verlassen sind!" So steht es jedenfalls in Sprüch 31, Vers 8. Das ist der notwendige Trost für die Schwachen und die Aufforderung für die Starken. Gott hat`s gesagt. -AMEN-
Lied 419 im Evangelischen Gesangbuch passt dazu:
1. Hilf, Herr, meines Lebens, dass ich nicht vergebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.
2. Hilf, Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.
3. Hilf, Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.
4. Hilf, Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.
Herzlich lade ich ein, mit mir zu beten:
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir für alles, was du mir anvertraut hast. Ich danke dir für meine Mitmenschen. Ich bitte dich: Lehr mich durch deinen Heiligen Geist, verantwortungsvoll und Hoffnung erweckend auf andere zu wirken. Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe. Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhlich Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen. Die aber, die Bedrücker sind, wollest du in die Schranken weisen. Das und noch mehr bitte ich durch unsern Herrn Jesus Christus, der uns also beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Mit Verlaub: Ein bisschen mutige Frechheit, freilich nicht aus egoistischen Gründen, sondern als Unterstützung für Schwache gehört zum Christsein unbedint dazu. Darum erklingt als Orgelnachspiel das kleine Stück von Georg Friedrich Händel (1685-1759) mit dem Titel: "Impertinence".
Jedem Menschen ist etwas anvertraut. Gehen Sie bitte sehr sorgsam damit um, weil es andere Menschen betrifft. Viel Weisheit dazu wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-