Herzlich willkommen zur Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach.
In den Dörfern und Städten erklingen nach wie vor die Glocken vieler Kirchen - Gott sei Dank, obgleich es auch manchmal ein bisschen zu viel des Guten war oder ist, wenn zur selben Zeit die Glocken von 3, 4 oder noch mehr Kirchen klingen.
Was vielen Menschen inzwischen unbekannt ist, dass früher nicht nur Kirchenglocken läuteten, sondern auch die Glocken eines Rathauses oder Stadtturmes. Und in der mobilen Welt selbstverständlich auch die Glocke so mancher Dampflokomotive und so manchen Dampfschiffes.
Dafür haben wir jetzt zwar keine mobilen Beispiele parat, aber eine Schiffsglocke hat sich ja schon vor vielen Jahren im spitzen Turm des Eginger Katharina-von-Bora-Gemeindezentrums aufhängen lassen und erklingt seitdem regelmäßig jeden 2. und 4. Sonntag im Monat und natürlich zu den kirchlichen Festtagen zum Gottesdienstbeginn um 10:45 Uhr und in regelmäßigen Abständen zu dieser Andachtsreihe.
Friedrich Wilhelm Zachau - das war Georg Friedrich Händels Orgellehrer - ist der Komponist der beiden Orgelstücke, die heute dran sind. Zunächst erklingt ein kleines Präludium in C-Dur.
Bild: de.tutiempo.net - 3.ELUL 2023
Es hat vorgestern einen Neumond gegeben und heute ist der 3. Tag des 6. Mondmonats ELUL. Noch zeigt sich die Mondsichel ganz schmal. Und das Kirchenjahr zeigt den 11. Sonntag nach Trinitatis an. Auch heute gilt:
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der 20. August ist in Ungarn Staatsfeiertag im Gedenken an die Gründung Ungarns im Jahre 1000. Zuvor erfolgten dort die ersten Christianisierungsversuche, bis im Jahre 972 der Großfürst Geza, der Vater von König István, den christlichen Glauben annahm. Und er ließ auch seinen Sohn, der unter dem Namen Vojk geboren wurde, wahrscheinlich in den 980er Jahren, taufen. In der Taufe erhielt Vojk seinen neuen Namen István, auf Deutsch: Stephan. Dieser Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet: "Der Gekrönte".
Benczúr Gyula: Die Taufe Vajks - Foto:Google Art Project.
Um das Jahr 995 heiratete István die bayrische Prinzessin Gisela, eine Schwester des deutschen Kaisers Heinrich II., und 5. Jahre später, am Weihnachtstag 1000 fand die Krönung des "Gekrönten" statt und zwar in der ungarischen Stadt Szekesfehérvár, zu Deutsch "Stuhlweißenburg".
Foto: Szent István-Denkmal in Székesfehérvár.
Mit dieser Krönung nahm die lange Geschichte des ungarischen Staates ihren Anfang. István wurde am 20. August 1083 heiliggesprochen, weil er zu Lebzeiten seine Macht dazu nutzte, das Christentum gegen heidnischen Angriffe von innen und von außen zu verteidigen und diese erfolgreich zurückgeschlagen hatte.
Im Bamberger Dom wurde ihm ein Denkmal gesetzt: "Ein Mann auf einem Pferd, der sogenannte "Bamberger Reiter". Lange rätselte man, wer das sei, bis schließlich herauskam: Es muss István, der Heilige sein. Es ist ja nach christlichem Verständnis überhaupt erste Aufgabe eines Regenten, dafür zu sorgen, dass wir alle ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Ehrbarkeit und unseren christlichen Glauben ohne Einschränkungen und Fremdeinflüsse ausüben können.
Der Bamberger Reiter - Foto: G. Browa.
1771 erhob Maria Theresia den 20. August zum nationalen Feiertag. Ungarn ist ein freiheitsliebendes Land, hat in seiner Geschichte viel gelitten, zuletzt nach dem 1. Weltkrieg 71% seines Gebietes verloren. Was es aber nicht verloren hat, ist die Hoffnung auf die beschützende und rettende Hand Gottes und die demütige Bitte um Segen, was sich in der 1. Strophe der Nationalhymne zeigt, deren religiöser Text auch in der Zeit des Sozialismus nie geändert wurde. Es ist eigentlich ein Choral. Die Übersetzung lautet:
"Herr, segne den Ungarn mit Frohsinn und mit Überfluss. Beschütze ihn mit deiner Hand, wenn er sich mit dem Feind schlägt. Denen die schon lange vom Schicksal nicht verschont, bring ihnen eine bessere Zeit. Denn dies Volk hat schon genug gebüßt für Vergangenes und Kommendes."
Hören Sie nun diesen "Himnusz" in einer offiziellen Aufnahme! Er geht wirklich gleichsam "unter die Haut".
Liebe Schwestern und Brüder!
Was für eine Nationalhymne, was für ein Text und was für eine wunderschöne Melodie in einem ebenso schönen Chorsatz! Ich muss zugeben: Der ungarische "Himnusz" berührt mein Herz auf`s Tiefste.
So kann ich diesem Land und seinen Menschen nur Gottes reichen Segen wünschen im Sinne des Wochenspruchs für die heute beginnende Woche: "Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." Er steht in 1. Petrus 5, Vers 5, hat aber schon eine lange Tradition.
Ein ähnlicher Satz steht nämlich in Sprüche 3, Vers 34: "Er wird der Spötter spotten, aber den Demütigen wird er Gnade geben." Und auch der Herrenbruder Jakobus zitiert ihn mit denselben Worten, wie er im 1. Petrusbrief steht. Hochmut und Stolz, Arroganz und Eingebildet-Sein, Überheblichkeit sind unvereinbar mit der Liebe, infolgedessen auch unvereinbar mit dem Gott der Liebe. Auf was nur manche Leute stolz sind! Unfassbar! Anstatt dankbar zu sein!
Liebe setzt immer voraus, dass jemand bereit ist, dem anderen auf unterer Stufe zu dienen. Man kann es auch "Diene-Mut" nennen. Dieses Bibelwort, sowohl wie es in den Sprüchen steht, als auch bei Petrus und Jakobus, ist ein sogenannter Parallelismus. Es sind zwei Aussagen, die mit verschiedenen Worten dasselbe aussagen, obgleich hier in umgekehrter Richtung.
Es beinhaltet dieser Spruch eine Warnung und eine Verheißung. Hochmut geziemt sich nicht im Reich Gottes. Demut, also "Diene-Mut" dagegen sehr. Wer diesen hat, dem eröffnet Gott neue Möglichkeiten. Und Jesus lehrt ja auch: "Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener." (Matthäus 20,26)
Der Lehrtext für den kommenden Samstag mahnt in diesem Sinne: "Gutes zu tun und mit anderen zu teilen vergesst nicht...!" (Hebräer 13,16) Also, lassen wir uns dazu etwas einfallen. Darauf ruht gewiss Segen. -AMEN-
Unser Liedhinweis: Lied EG 643 "So prüfet euch doch selbst" unterstreicht, worum es im Wochenspruch geht.
Lassen Sie uns so beten:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater, ich danke dir für alle meine Gaben und Möglichkeiten, mit denen ich mein Leben gestalten und anderen Menschen dienen kann, für alles, womit du mein Leben begnadest, auch für meine Grenzen. Ich bitte dich: Hilf mir, dass ich sie annehmen lerne und bewahre mich und alle anderen Christen vor Einbildung, Stolz und Hochmut. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, der dir diente bis zum Tode am Kreuz und nun mit dir lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Zum Beschluss der Andacht kommen uns nochmals Orgeltöne zu Ohren, die Friedrich Wilhelm Zachau zusammengesetzt hat, nämlich ein Orgelchoral zum Lied EG 345 "Auf meinen lieben Gott".
Mögen die Tage der neuen Woche Ihnen viel Gelegenheit geben, Diene-Mut zu zeigen! Mögen Sie dadurch spüren, was alles Gottes Gnade Ihnen eröffnet!
Das wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-