Herzlich willkommen zu unserer Internetandacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis 2023.
Welche Glockentöne waren das? Ein hohes "Es" ist der Ton der kleineren Glocke und ein darunter liegendes "H" ist der Ton der größeren Glocke. Beide zusammen bilden im Zusammenklang eine große Terz, die aus dem Glockenturm des Katharina-von-Bora-Gemeindezentrums heraus schallt. So eine Terz nennt man in der Fachsprache eine "unvollkommene Konsonanz".
Wir können das so deuten: Gottesdienst und Andacht, zu der sie einladend ertönen, sollen auch schon Vorgeschmack der Vollkommenheit, ja der Vollendung sein, aber eben Vorgeschmack und noch nicht Vollendung, also unvollkommene Konsonanz. Schön, dass Sie bei uns sind in der Gemeinschaft derer, die diese Andacht wahrnehmen, sei es lesend oder hörend oder beides!
Wir feiern Sie im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
John Worgan war ein englischer Komponist, er lebte von 1724-1790. Von ihm stammt die kurze Fantasie in G-Dur, die gleich erklingt. Würde, gesundes Selbstbewußtsein und frohe Zuversicht strahlt dieses Orgelstück aus. Viel Freude beim Zuhören!
Der Mondkalender zeigt eine kleiner werdende Mondsichel. In der vergangenen Nacht, die nach biblischem Verständnis ganz und gar zum heutigen Tag gehört, sind wir bei 24.ELUL abgekommen, so heißt der 6.Mondmonat in der Bibel.
Bild: de.tutiempo.net -24.ELUL
In der Nacht zum kommenden Freitag ist nicht nur Neumond, sondern auch biblisches Neujahr, welches auf Hebräisch "RoSch HaSchaNaH" heißt, übersetzt: "Kopf" bzw. "Anfang des Jahres". Wenn sich Juden, denen der Mondkalender nach wie vor sehr wichtig ist, einen guten "RoSch" wünschten, haben Nichtjuden das oft missverstanden. So wurde daraus der "gute Rutsch", der sich als Gruß am Silvestertag eingebürgert hat. Der Name des 1. Monats im neuen biblischen Jahr und zugleich der 7. Monat heißt "TiSchReJ" und hat 30 Tage.
Bild: fed-ffg.de
"Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!" (Psalm 103,2)
Liebe Schwestern und Brüder!
Das ist der Wochenspruch, also das Gotteswort, welches uns durch die ganze Woche leiten möge, und zwar gegen das Vergessen. "Gegen das Vergessen" - das ist zur Parole geworden und meint natürlich bestimmte sehr schlimme politische Ereignisse der Vergangenheit, die wir nicht vergessen sollen. Das hat gewiss seine Berechtigung. Aber allen, die den Gott der Bibel verehren, den lebendigen und einzigen Gott, sind andere Dinge wesentlich wichtiger: All das Gute, was Gott getan hat, der - ich kann`s nicht oft genug betonen - von Anfang an ein Bereiter, und wo nötig, ein Befreier war und ist.
Sein progammatischer Name, der mit den Buchstaben JHWH geschrieben steht und in unseren Luther-Bibeln mit "HERR" ersetzt wird, bedeutet: "Ich werde für Dich/Euch da sein." Das gilt also zeitlos sowohl für jeden Einzelnen in seinem eigenen Leben als auch der Gemeinschaft des Gottesvolkes. Dass so ein Aufruf gegen das Vergessen der Wohltaten Gottes nötig ist, zeigt ja beispielhaft die Geschichte, wo Jesus zehn Leprakranken geheilt hatte und nur einer zu Jesus kam und Gott mit lauter Stimme dankte und pries, woraufhin Jesus erstaunt fragte: "Sind nicht ihrer zehn rein geworden? Wo aber sind die neun?" Diese Geschichte finden wir im Lukas-Evangelium im 17.Kapitel.
"Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!"
Der Psalmendichter spricht seine eigene Seele an, wobei "Seele" der Inbegriff auch dafür ist, dass wir Menschen sehr viele Bedürfnisse haben, viele davon, die ein Mensch sich selbst nicht erfüllen kann, sondern er dabei auf Hilfe von außen angewiesen ist. Im Sinne des Wochenspruchs ist auch die Losung für Dienstag, den 12. September 2023 aus 2.Mose 19,4: Der Herr spricht:
"Ihr habt gesehen, wie ich euch getragen habe auf Adlersflügeln und euch zu mir gebracht."
Es ist gewiss eine wertvolle Tugend, sich anzugewöhnen, Gottes Wohltaten in einem Selbstgespräch immer mal wieder aufzuzählen. Das können die des vergangenen Tages sein, der letzten Zeit oder auch diejenigen, die sich auf das ganze Leben ausgewirkt haben. Das schützt mehr vor Traurigkeit und Depressionen als alles andere und hält die Seele gesund. "Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben", heißt es in einer christlichen Redewendung. Das ist wahr! -AMEN-
Wenn Sie wollen, schlagen Sie Ihr Evangelisches Gesangbuch auf Nr. 317 "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren". Da heißt es in der letzten Strophe passend: "Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht!"
Ich lade ein zum Gebet!
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen für diesen Tag und alle bisherigen Tage meines Lebens - für die schönen und auch für die schweren. Ich danke dir für meine Entwicklung und alles, was mich weitergebracht hat. Ich danke dir für die Luft und das Wasser, für Sonnenschein und Regen, für meine Nahrung und gute Lebensbedingungen. Ich danke dir für all die Menschen, die mir Gutes getan haben. Besonders danke ich dir für alles, was an mir gesund ist. Für das alles und noch mehr preise ich deinen heiligen Namen. Ich bitte dich: Erhalte mir eine dankbare Gesinnung. Bewahre mich vor Selbstüberschätzung und auch vor Verbitterung. Segne mich mit geistlichem Segen, dass ich unversehrt bleibe an Leib, Seele und Geist. Dasselbe bitte ich auch für alle Menschen, die nach dir fragen, durch Christus, unseren Herrn, der so beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
"Mit Würde". So ist das Orgelstück überschrieben, welches unsere Andacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis ausklingen lässt - komponiert von Anton Karl Theodor Kehrer, der bis 1850 Hoforganist und Kantor in Ballenstedt im Südharz war.
Eine Woche gegen das Vergessen - besser ausgedrückt: eine Woche vieler Erinnerungen an die Wohltaten Gottes und damit eine Woche voller Freude darüber wünschen ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-