Es waren wieder mal die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche, die diese Internet-Andacht eingeläutet haben. Und wir begrüßen Sie dazu auf das Herzlichste!
Was steht heute auf dem Programm dieses Viertelstündchens? Natürlich Orgelmusik, dann etwas bzw. jemand aus der Reformationsgeschichte, der mit seiner Macht- und Geldgier die Reformation ungewollt erst richtig angefeuert hatte, dann Gedanken zum Wochenspruch, Gebet, Vaterunser und Segen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Wenn Sie Ihr Evangelisches Gesangbuch zur Hand haben, empfehlen wir heute folgende Lieder:
Nr. 342 - Es ist das Heil uns kommen her.
Und im bayrisch-thüringischen Anhang: Nr. 559 - O Licht der wunderbaren Nacht.
Jetzt aber ist erstmal Orgelmusik dran und zwar von Samuel Scheidt, in dessen Sammlung "Görlitzer Tabulaturbuch" 100 Melodien zu Orgelchorälen verarbeitet wurden. Wir hören daraus denjenigen, der zum Lied 342 komponiert wurde. Die erste Strophe lautet:
Es ist das Heil uns kommen her / von Gnad und lauter Güte; / die Werk, die helfen nimmermehr, / sie können nicht behüten. / Der Glaub sieht Jesus Christus an, / der hat für uns genug getan, / er ist der Mittler worden.
Bild: de.tutiempo.net - 9.TiSchReJ
Der Mond zeigt den 9.TiSchReJ und hat uns auch beschert, dass dieser Sonntag der 16.nach Trinitatis ist. Das ist gleichzeitig der 44. Sonntag im Kichenjahr.
Liebe Schwestern und Brüder!
Von Luthers großem Widersacher ist heute die Rede. Sein Name: Kardinal Albrecht von Brandenburg. Er stammte aus dem Hause Hohenhollern war geboren am 28. Juli 1490 in Cölln an der Spreee und gestorben am 24. September 1545 in Mainz.
Bild: Lucas Cranach 1515: Kardinal Albrecht.
1506 war er in den geistlichen Stand eingetreten, wurde 1513 Erzbischof von Magdeburg, Administrator des Bistum Halberstadt und 1514 Erzbischof zu Mainz. So hebelte er, der übrigens Studienabbrecher war, das Kirchenrecht doppelt aus, durch welches niemand zwei Erzbistümer führen durfte. Zudem hatte er auch noch nicht das erforderliche Mindestalter. Um die Bestätigungsgebühr in Rom bezahlen zu können, lieh er sich vom Augsburger Geldverleiher Jacob Fugger 20 000 Gulden. Allerdings wurde diese noch größer, als Papst Leo X. Einwände gegen diese Ämterhäufung vorbrachte. Albrecht regierte von 1514 bis zu seiner Vertreibung am 21. Februar 1541 zumeist von seiner Residenz Moritzburg in Halle an der Saale aus.
Foto Wikipedia: Moritzburg Halle/Saale.
In Halle gab es eine große turmlose gotische Hallenkirche, ursprünglich als Dominikaner-Predigtkirche erbaut. Die hatte er sich zur Residenzkirche auserkoren und umbauen lassen. Es entstand u. a. ein Giebelkranz um das Dach herum.
Bild: Der Dom zu Halle 1750 in einem alten Stich.
Foto: Carsten Linke - Der Dom zu Halle/Saale.
So wurde sie zum Halleschen Dom und u. a. mit Apostel- und anderen Figuren aus rheinischem Tuff, einem sehr weichen Sandstein ausgestattet, die bis heute die gotischen Säulen zieren.
Foto: Wikipedia - Dom zu Halle/Saale - Pfeilerfigur Jakobus der Ältere.
Damit er sein geliehenes Geld zurückzahlen konnte, ließ er das Ablasswesen betreiben nach dem marktschreierischen Motto seines Ablasspredigers Johann Tetzel: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!" Die Hälfte des eingetriebenen Geldes diente dem Bau des Peterdoms in Rom, die andere Hälfte seiner Schuldentilgung.
Die unlauteren Methoden des in Albrechts Auftrag in den Bistümern Halberstadt und Magdeburg tätigen Ablasspredigers veranlassten Luther, ihm am 31. Oktober 1517 zu schreiben und gleichzeitig 95 Thesen gegen den Ablasshandel zu veröffentlichen. Dadurch geriet Albrecht von vornherein in einen Gegensatz zur lutherischen Reformation.
Grafik: Ablasshandel in Pirma.
Immerhin schenkte er seinem Erzgegner Luther zu dessen Hochzeit 20 Gulden, die dieser ihm postwended zurücksenden wollte, das allerdings sein "Herr Käthe" mit guten Argumenten zu verhindern wusste.
Viel Gutes gibt es sonst über Kardinal Albrecht nicht zu berichten. Allerdings rief er 1530 in Augsburg zum Frieden und zur gemeinschaftlichen Abwehr der Türken auf. Die Bevölkerung seiner Residenzstadt Halle wandte sich der Reformation zu. Diese Tatsache und seine exorbitanten Schulden zwangen ihn 1541, seine Residenz ganz aufzugeben. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, nahm er mit und floch nach Aschaffenburg. Dann riet er dem Kaiser zur Gewalt gegen die Protestanten. Der ranghöchste geistliche Würdenträger des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und einer der wichtigsten Gegner der Reformation namens Albrecht von Brandenburg starb also heute vor 478 Jahren auf der Martinsburg zu Mainz. 1546 wurde er im Dom zu Mainz bestattet; sein Grabmal steht bis heute dort nahe dem Eingang.
Foto: Wikipedia - Grabmal Albrechts im Mainzer Dom.
Liebe Schwestern und Brüder!
Christus Jesu hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2.Timotheus 1,10)
So lautet der Wochenspruch für die heute begonnen habende Woche. Wenn Menschen an die Macht kommen, die wenig gebildet sind und noch weniger Herzensbildung haben, kann nichts Gutes dabei heraus kommen außer Unmengen an Schulden und viel Herzeleid, wenn nicht sogar Blutvergießen. Das kann man am Beispiel des Kardinals Albrecht erkennen. Sein erkaufter Rang und sein Titel nützten weder ihm noch anderen. Was ihm aber vor allem fehlte, war die Erfüllung des Herzens mit dem göttlichen Licht.
In einer außerbiblischen Sprüche-Sammlung Jesu, dem Thomas-Evangellium steht:
"Es ist Licht in einem Menschen des Lichts, und er erleuchtet die ganze Welt. Wenn er nicht leuchtet, ist er Dunkelheit." Und: "Eure Könige und eure Großen, die haben feine Kleider an, und doch können sie die Wahrheit nicht erkennen."
Kein Ablass und auch nichts Anderes kann dem Tod die Macht und Bedeutung und das Angstmachende nehmen, sondern nur Jesus. Und keine noch so schönen Kleider können unvergängliches Wesen ans Licht bringen, sondern nur das Evangelium. Das hatte Albrecht nicht begriffen.
Damit aber wir das begreifen, sind uns viele Worte Jesu überliefert, so auch das folgende aus Matthäus 24, Vers 35, welches Lehrtext für Montag, den 25. September 2023 ist: "Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht."
Was uns wirklich erfüllen, ja dauerhaft sätigen kann, ist das, was Jesus ans Licht gebracht hat mit seinem ganzen Wirken. Je früher das ein Mensch einsieht, desto besser für ihn und für andere. -AMEN-
Dafür möchte ich mit Ihnen beten:
Herr Jesus Christus, du hast dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Wir preisen dich an deinem Tag. Licht vom ewigen Licht, Sonne dieser und der zukünfigen Welt, und bitten dich: Erleuchte unsere Gedanken und öffne unsere Lippen, dass wir dein Wort hören und dich bekennen und preisen, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebest und erleuchtest von Ewigkeit zu Ewigkeit.
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Das Lied 559 in der bayrisch-thüringischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuches preist Jesus Christus als das Licht.
O Licht der wunderbaren Nacht- und herrlich aufgegangen. Licht, das Erlösung uns gebracht, da wir vom Tod umfangen, du Funke aus des Grabes Stein, du Morgenstern, du Gnadenschein, der Wahrheit Licht und Leben.
Zum Beschluss erklingt heute noch einmal das Orgelstück vom Anfang, weil das Lied 559 dieselbe Melodie hat.
Lassen Sie sich auch in dieser Woche das Evangelium Jesu Christi in den verschiedenen Situationen des Alltags nicht entgehen, sondern denken Sie immer wieder daran, dann sind sie auf der Seite des Lebens.
Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN.