Die beiden Glocken des spitzen Turmes neben dem Katharina-von-Bora Gemeindezentrum in Eging am See ertönten heute hintereinander. So hat sich jede der beiden mit ihrem speziellen Ton vorgestellt und auf diese Weise die Internetandacht eingeläutet, zu der wir Sie herzlich begrüßen.
Foto: Greinke.
Es ist selbstverständlich immer so, dass, wenn es mehrere Glocken gibt, dieselben von unterschiedlicher Größe sind und demzufolge die Tonhöhe auch unterschiedlich ist: Je kleiner eine Glocke, desto höher ihr Ton, je größer, desto tiefer.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Bild: de.tutiempo.net - 6.MaRCheSchWaN.
Der Mondkalender zeigt für die Nacht zu heute, zum 6.MaRCheSchWaN einen fast fertigen Halbmond an, der wie ein D aussieht, also zunehmend, das ist biblisch der 8. bzw. vom biblischen Neujahr beginnend der 2. Monat. Und das Kirchenjahr durchschreitet heute den 20. von 22 Sonntagen nach Trinitatis 2023.
Orgelmusik ist jetzt dran, und zwar von John Bennett, der von 1734 bis 1784 lebte und in London als Musiker, Tänzer und Komponist wirkte: Präludium in h-Moll.
Es hat immer seit der Urchristenheit eine sogenannte "Naherwartung", eine Hoffnung auf eine leibliche baldige Wiederkehr Jesu Christi gegeben, die so, wie es sich Menschen erhofften, jedenfalls bisher nicht eintrat.
Ja, ein besonderes zukünftiges Ereignis, in welchem Jesu Christus auch als Weltenrichter für alle Menschen klar und deutlich in Erscheinung treten wird, ist Bestandteil unserer christlichen Zukunftshoffnung und auch unseres Glaubensbekenntnisses: "Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten."
Auf wen denn sonst sollten wir unsere ganze Zukunftshoffnung setzen?! Allerdings hatte schon der historische Jesus allen Spekulationen eine Absage erteilt. Er sagte nämlich in Matthäus 24,36 von seiner Wiederkunft: "Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater."
Und dennoch rechneten Menschen immer wieder mit dem nahenden Weltende, besonders in Krisen- und Umbruchzeiten, manche stellten sogar Berechnungen an, versuchten, aus biblischen Texten und Zahlen das Geheimnis der Wiederkunft Christi zu entlocken.
So auch eine Gruppe amerikanischer Christen, die begann, dem Trend des allgemeinen Niedergangs ernsthaft christlicher Lebensführung entgegenzuwirken. Es entstand eine Erweckungsbewegung mit rund 100.000 Mitgliedern, auch Miller-Bewegung genannt, weil deren bedeutendste Figur seit 1831 der Baptistenprediger William Miller (1782-1849) war.
Der damals 49jährige war überzeugt, durch intensives Bibelstudium auf die Zeit der Wiederkunft Christi gestoßen zu sein. Obgleich Miller zunächst einen genauen Tag ablehnte, wurde der 22. Oktober 1844 immer populärer.
Als der Zeitpunkt näher rückte, veräußerten viele ihre gesamte Habe und vernachlässigten ihre Felder und andere wichtige Arbeiten. Der 22. Oktober 1844 verstrich ereignislos. Große Enttäuschung machte sich breit. Spott von außen mussten die Milleriten ertragen. Die Miller-Bewegung zerfiel sodann.
Aus ihr gingen nacheinander verschiedene Religionsgemeinschaften hervor, so 1863 die jetzt als Freikirche geltende Gemeinschaft der "Siebenten-Tags-Adventisten", die das genannte Datum uminterpretierten und deren Kernpunkt die Einhaltung des siebenten Tages, des Sabbats, als biblischer Ruhetag ist.
1881 entstand die Bibelforscherbewegung, die heute als "Zeugen Jehovas" weltweit missioniert. Letztere stellten immer wieder Berechnungen des Weltendes an und deuten bestimmte Daten der Weltgeschichte als biblisch vorhergesagt.
Was der Miller-Bewegung und den sich daraus entwickelt habenden Religionsgemeinschaften entgangen ist: Eben dieser oben zitierte Satz Jesu, dass Zeit und Stunde seiner Wiederkunft nur der himmlische Vater allein weiß.
Was wir daraus lernen können ist dies: Religiöse Spekulationen sind nicht unsere Aufgabe, sie führen immer in die Irre und verletzen die Verbreitung und Glaubwürdigkeit des Evangeliums.
Liebe Schwestern und Brüder!
Bibelübersetzungen sind so eine Sache für sich. Es bestehen immer zwei Hauptgefahren: Die eine, dass durch Unwissenheit oder Einseitigkeit mit der Übersetzung etwas in die Bibel hineingetragen wird, was da nicht hineingehört, aber sehr wohl bestimmten menschlichen Interessen entspricht. Oder aber die andere, dass eindeutige Inhalte verwässert und weichgespült werden, sodass sie gleichsam ihre Schärfe und Würzkraft verlieren.
Für letztere Gefahr steht der Wochenspruch für diese Woche als typisches Beispiel: "Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." (Micha 6, Vers 8 Luther-Übersetzung)
Ich habe schon vor einem Jahr darauf hingewiesen: Von wegen "Gottes Wort halten"! Im Urtext steht: "Das Recht tun"! Freilich, wer Gottes Wort hält, tut das Recht. Aber dieses Prophetenwort will es ausdrücklich auf den Punkt bringen, worauf es ankommt. So kommt dem ursprünglichen Text wohl näher:
"Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Nichts als das Recht tun und Güte zu lieben und demütig sein vor deinem Gott."
Denn irdisches Recht und irdische Gerechtigkeit, für die das "Brot" seit Abrahams Zeiten ein Symbol ist, sind die Grundlage für den Frieden. Warum können die Menschen keinen Frieden halten? Es mögen auch schlechte Erfahrungen, Enttäuschungen, Vergeltungswünsche und Kommunikationsfehler eine große Rolle spielen.
Die Hauptursache aber ist etwas anderes. So schreibt Paulus in seinem 1.Brief an Timotheus Kapitel 6,10: "Denn Geldgier ist eine Wurzel allen Übels." Stimmt im Kleinen und im Großen, im privaten Bereich und in der Weltpolitik. Weil bestimmte Leute den Hals nicht voll genug "kriegen" können im wahrsten Sinne des Wortes, schüren sie immer wieder neue Konflikte und Kriege. Aber wehe, man nennt sie beim Namen!
So war es und so wird es immer sein bis jener kommt, der allem ein Ende setzen wird: Jesus Christus. Bis dahin möge von uns Gerechtigkeit ausgehen, bis dahin tun wir gut daran, gerne gütig zu sein, also auch großzügig mit den Schwächen und Fehlern anderer Menschen umzugehen und darüber hinaus ehrfurchtsvoll bleiben vor dem Gott des Friedens.
Die Bibelworte der Herrnhuter Losungen für kommenden Freitag, den 27. Oktober 2023 begründen das: Losung: "Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?" (Psalm 27,1) Lehrtext: "Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht." (Philipper 4,13) Gott erhalte uns allen diese Gewissheit. -AMEN-
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber Vater im Himmel!
Ich danke dir für dein klares Wort, das uns in dieser Zeit Durchblick verschafft auf das, was uns zu tun geboten ist. Hilf uns, hilf allen Christen, Gerechtigkeit und Liebe zu üben. Bewahre uns vor Resignation und Gleichgültigkeit und erhalte uns die Freude an deinem Sohn Jesus Christus, in dessen Worte wir kleiden, wessen alles wir bedürfen:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Bibelübersetzer tragen eine riesengroße Verantwortung. Es empfiehlt sich, nicht nur eine Übersetzung zu haben, sondern sich eine zweite zuzulegen. So kann die Gefahr der Ungenauigkeit und Einseitigkeit wenigstens etwas gedämpft werden.
Evangelisches Gesangbuch 365: "Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir" dichtete 1563 Ludwig Helmbold. Die gleichaltrige Melodie unbekannter Herkunft klingt im Nachspiel an und damit unsere Andacht aus.
Wenn sie Ihnen gefallen hat, empfehlen Sie sie bitte weiter! Auch auf diese Weise nehmen Sie teil an der Verbreitung des Evangeliums. Gottes Schutz, Führung und Segen für die neue Woche wünschen ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-