Seit alters her sprach man den Glocken Unheil abwehrende Kräfte zu. Das Christentum hat zwar den Gebrauch von Glocken übernommen, man sprach aber nicht ihnen, sondern stattdessen dem Glauben an Jesus Christus Unheil abwehrende Kräfte zu, und zwar zu Recht!
Heute sind wieder die Glocken der evangelischen Kreuz-Kirche zu Aidenbach im Landkreis und Dekanat Passau dran, die zu Andacht und Besinnung einzuladen.
Wir feiern unsere Andacht im Namend des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Starling Goodwin, ein englischer Komponist aus dem 18. Jahrhundert, hat das nun folgende kleine "Andante" in d-Moll für Orgel geschrieben.
Bild: de.tutiempo.net - 5.KiSLeW
Ein neuer Mondmonat ist seit vergangenem Mittwoch da: KiSLeW. Das ist der 9. Monat in der Reihenfolge oder auch der 3. im biblischen Jahr. Und das Kirchenjahr neigt sich dem Ende zu: Der Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr leuchtet auf.
Im evangelischen Namenskalender steht für den 19. November der Name der Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die am 7. Juli 1207 auf Burg Rákóczi in Sárospatak in Ungarn als Königskind geboren wurde. 1208, als sie 1 Jahr alt war, wurde sie mit dem Landgrafensohn Ludwig IV. von Thüringen verlobt. Mit 4 Jahren kam sie nach Thüringen, mit noch unter 14 Jahren, im Jahr 1220 wurde sie verheiratet und gebar sodann 3 Kinder.
Bald, nachdem ihr Ehemann Ludwig 1227 gestorben war, hatte sie die Wartburg verlassen, war einfach abgehauen. Zuerst kam sie nach Kitzingen zu ihrer Tante, dann nach Bamberg und schließlich nach Marburg. Sie kaufte einen kleinen Gutshof und richtete dort ein Haus ein für die allerärmsten Kranken. Die pflegte und versorgte sie; und hatte sich dabei selbst vernachlässigt, hatte bald keine Kraft mehr, wurde krank und starb mit 24 Jahren am 17. November 1231.
Der Namenstag der Landespatronin von Thüringen und Hessen fällt auf den 19. November, den Tag ihrer Beisetzung. Einige weitere Geschichten ranken sich um ihr Leben, die ihre Zuneigung zu den Armen und Kranken und ihre Mildtätigkeit unterstreichen. Schon als Kind hatte sie bei den täglichen Morgenandachten die Geschichten von Jesus gehört und wollte so werden wie er. Und manchmal hatte sie einfach etwas zu essen aus der Küche geholt und den armen Leuten gebracht, die unten am Stadtrand wohnten.
Bei einer Andacht hat sie die feinen Handschuhe ausgezogen und die Krone und den ganzen Schmuck abgelegt. Da hat die Landgräfin geschimpft. Aber Elisabeth antwortete: "Wenn Jesus dort so am Kreuz hängt ohne Sachen, dann kann ich nicht wie eine Königin vor ihm sitzen." Einmal ging sie gerade mit Brot in die Stadt. Da stand ihr Ehemann Ludwig mit seiner Mutter. Die fragte sie: "Was hast du unter dem Tuch im Korb". Da hat sie das Tuch aufgedeckt - und was war darin zu sehen: lauter Rosen. Das ist wohl die berühmteste Elisabeth-Legende, die manchen Künstler zur Darstellung anregte.
Rosenwunder-Fensterbild in Kraisdorf - Foto: Greinke.
Die kleine katholische Dorfkirche im unterfränkischen Kraisdorf widmet ihr Fensterbild, wo das Rosenwunder abgebildet ist.
Wartburg bei Eisenach, Elisabethzimmer: Elisabeths Verheiratung. Foto: Greinke.
Auf der Wartburg bei Eisenach, wo sie die meiste Zeit ihres kurzen Lebens verbrachte, gibt es ein Elisabeth-Zimmer, bestehend aus lauter Mosaiken mit Bildern aus ihrem Leben. So zeigt eines auch ihre Verheiratung mit Ludwig. Als Sinnbild tätiger Nächstenliebe wird die Heilige auch im Protestantismus verehrt.
Liebe Schwestern und Brüder!
"Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi", schreibt Paulus in seinem "Tränenbrief", dem 2. Brief an die Korinther, Kapitel 10, Vers 5a.
Das ist der bedrohlich klingende Wochenspruch für die vorletzte Woche im Kirchenjahr. Im Mittelalter bis hin zum jungen Luther hatten die Menschen große Angst vor Christus, dem Weltenrichter. Sie waren bereit, alles dafür zu geben, nur dass der Weltenrichter ihnen gnädig gestimmt sein möge und sie nicht ins höllische Feuer schicke.
So beichtete beispielsweise auch Elisabeth und ertrug die grausamen Schläge ihres Vormundes und Beichtvaters Konrad von Marburg, der ihr übrigen ihre Kinder weggenommen hatte und sich selbst als persönlicher Elisabeth-Richter aufspielte, sich aber später für ihre Heiligsprechung vehement einsetzte. Wer weiß, was alles sie ihm gebeichtet hatte, und wie sie sich selbst dabei schlecht machte, um ihre völlige Unterwürfigkeit zu beweisen.
Wie sehr wurde doch verkannt, dass mit dem Weltenrichter Christus die Liebe der Maßstab ist. Lieblosigkeit gegenüber sich selbst und anderen Menschen sind keine geeigneten Mittel und Methoden, dem Weltenrichter zu gefallen. Es ist auch niemandes Aufgabe, sich selbst als den dauern bußfertigen Sünder zum Markte zu tragen. Auch kann aus biblischer Sicht keinesfalls gutgeheißen werden, allen Deutschen wegen der Ereignisse in der Vergangenheit eine dauerhafte und bleibende Kollektivschuld anzuheften, wie das medial immer wieder versucht worden ist. Und Sippenhaft ist genauso unbiblisch. Wer Menschen damit belastet, macht sich selber extrem schuldig.
Dieser Sonntag ist ja in unserem Land auch der Volkstrauertag, ein Tag des Gedenkens und des Bewusstmachens der Verantwortung vor anderen Völkern und vor nachfolgenden Generationen. Da sind wir Christen gefragt, die Friedensbotschaft Christi gleichsam hochzuhalten als Lernziel in friedlosen Zeiten. Und der kommende Mittwoch, der Buß- und Bettag, ruft alle Verantwortliche in Politik und Wirtschaft, in der ganzen Gesellschaft zur Umkehr von aller Ungerechtigkeit, auch und gerade gegenüber dem eigenen Volk. Wer dazu nicht bereit ist, wird in Christus seinen strengen Richter finden.
Allen Notleidenden aber in unserer Gesellschaft möge dieser Buß- und Bettag ein Hoffnungsschimmer werden. Denn "Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben." So lautet das Leitwort für den Buß- und Bettag aus Sprüche 14,34. Und bitte niemals vergessen: Es gibt nur einen Weltenrichter, nämlich Christus. Der braucht keine "Möchtegern-Weltenrichter" neben sich. -AMEN-
Kein Lied passt besser zu dieser Woche der Besinnung als EG 145 "Wach auf, wach auf, du deutsches Land". Aber auch EG 149 "Es ist gewisslich an der Zeit" und das Trostliede EG 151 "Wir warten dein, o Gottes Sohn" eignen sich dazu.
Zu Andacht und Besinnung gehört das Beten. Wir laden dazu ein:
Lieber Herr Jesus Christus! Du wirst kommen, zu richten die lebenden und die Toten. So bekennt es die Christenheit seit alters her. Erbarme dich unser und mache uns sensibel für diese Wahrheit. Führe alle, die in Angst leben, zur Freiheit der Kinder Gottes und pflanze tief in unsre Herzen den Wunsch, dir zu gefallen und dem Maßstab der Liebe zu entprechen. Der du eins bist mit dem himmlischen Vater, zu dem wir immer rufen:
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
In der kommenden Woche geht am Mittwoch mit dem Bußtag die Friedensdekatde zu Ende. Es wäre wünschenswert, wenn damit auch alle Kriege zu Ende gingen und der Friede anfinge. Wir beenden unsere Andacht mit der Segenszusage und einem Orgelstück in Es-Dur, das mit "Sanft" überschrieben ist. Sein Autor ist Johann Heinrich Christian Rinck, der von 1770 bis 1844 lebte und vor allem in Gießen und Darmstadt wirkte.
Eine besinnliche Woche wünschen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-