In der Antike im griechisch-römischen Raum waren Glockenzeichen für öffentliche, militärische und häusliche Zwecke ganz selbstverständlich in Gebrauch. Später im Christentum dienten selbst die Kirchenglocken auch als "Sturmglocken", also als Warnung und Ruf bei sich abzeichnenden oder schon eingetretenen Katastrophen. Aber ihr erste und wichtigste Aufgabe war und ist der Ruf zu Gebet und Gottesdienst. Die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche haben soeben zur Andacht zum letzten Sonntag im Kirchenjahr, dem Ewigkeitssonntag, gerufen.
Sie, die Sie zum wiederholten Male oder auch zum ersten Mal auf unserer Internetseite sind, eine Andacht zu hören oder zu lesen: Ihnen ein herzliches "Grüß Gott" zuvor!
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
"Wachet auf, ruft uns die Stimme". Das ist eines der wichtigsten Lieder in unserer evangelischen Liedtradition, es steht im Gesangbuch 147. Zu diesem Lied hat der Weimarer Organist und Zeitgenosse Bachs namens Johann Gottfried Walther ein Choralvorspiel komponiert, welches wir jetzt hören.
Bild: de.tutiempo.net - 12.KiSLeW
Der 12.KiSLeW ist da. So heißt nämlich dieser Mondmonat. Und das Mondbild zeigt einen Beinahe-Vollmond. Immer in diesem Mondmonat und immer im November endet das Kirchenjahr mit der Woche nach dem "Ewigkeitssonntag", auch "Totensonntag" genannt. 330 Tage von diesem Jahr 2023 sind vorbei. Es bleiben noch 35 bis zum Jahresende.
Am 26. November des Jahres 399 starb ein gewisser Siricius. Der war Bischof von Rom, geboren um 334 daselbst. Sein Bischofsamt trat er im Jahre 384 an und hielt daran fest bis zu seinem Tode. Vor seiner Wahl war er einer der römischen Diakone. Er war der erste Amtsinhaber, der Den Titel "Papst" als Eigenbezeichnung führte. In der Katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt.
Michel Wolgemut: Papst Siricius - Foto: Rijksmuseum.
Während seine Vorgänger ihre Schreiben meist im Stil väterlicher Ermahnung und Erbauung verfassten, schrieb Siricius im amtlichen Kanzleistil im Befehlston und ohne juristische Begründung. Im Selbstbewusstsein, die Sorge für alle Kirchen übertragen bekommen zu haben, erließ er als Erster päpstliche Dekrete zu Liturgie und Disziplin.
Siricius betonte mehr oder weniger erfolgreich die Vorrangstellung des Patriarchen von Rom vor den übrigen Patriarchen. Diese Vorrangstellung des Papstes vor allem anderen Bischöfen im damaligen Christentum hatten die der Ostkirche nie anerkannt. Und das ist bis heute so. Die im wahrsten Sinne des Wortes entscheidende Kirchenspaltung fand im Jahre 1054 statt, die bis heute trotz aller Bemühungen nicht überwunden wurde. Warum? Vor allem wegen dieses einen Punktes der Beanspruchung der Vorrangstellung des Bischofs von Rom als Oberhaupt der Weltkirche.
Wir können auch sagen: Wegen des Globalismus-Anspruchs der römisch-katholischen Kirche, den die orthodoxen und evangelischen Kirchen nicht anerkennen können.
Liebe Schwestern und Brüder!
Im sogennten "Lektionar", das ist das Buch, welches auf den Lesepulten der Kirchen liegt, finden wir für diesen Sonntag zwei Vorschläge:
Ewigkeits-Sonntag: Da sind alle Lesungen auf das Weltende, das endgültige Kommen Christi als Erlöser und sein ewiges Reich, auf die Erneuerung von Himmel und Erde ausgerichtet. Der hat als biblischen Leitwort: Jesus spricht:
Foto: feg-ffb.de
Totensonntag, der dem Gedenken der Verstorbenen und dem Trost für die Trauernden gewidmet ist. Dessen Leitwort steht in Psalm 90, Vers 12: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."
Foto: redbubble.com
Beide Themen sind sehr wichtig, sowohl die zeitliche Begrenzung eines jeden Lebens auf der Erde, als auch die zeitliche Begrenzung dieser Welt mit all ihren schönen interessanten Dingen, aber auch mit all dem Bösen, was geschieht und scheinbar unendlich viel Leid erzeugt.
Will das eine Thema unsere Aufmerksamkeit auf die Ereignisse und Zeichen der Zeit lenken, dass wir mit wachen Augen wahrnehmen, was um uns herum geschieht und es versuchen einzuordnen, so will das andere uns klarmachen, dass jeder Mensch nur ein einziges Leben hat. Das kann kurz sein oder lang, mit wenigen oder vielen Möglichkeiten und Aufgaben ausgestattet. Es gilt, die Zeit sinnvoll zu nutzen, damit man später möglichst wenig zu bereuen hat.
Freilich bei beiden Themen ergeben sich Fragen, auch solche, die wir Menschen nicht beantworten können. Und wir leben da in eine gewissen Spannung - nicht zuletzt, weil auch unser Denken und unser Verstehen begrenzt sind. Es gibt viel mehr, als wir begreifen können. So ist uns etwas gegeben, was wir nutzen können und sollen: Unseren Glauben unser Vertrauen auf den "Großen Geist" wie ihn die Ureinwohner Amerikas nennen und es ist tief in uns eingepflanzt die Hoffnung auf das ewige Leben und auf die ewige Gemeinschaft mit Gott, welche uns Jesus Christus vermittelt hat. Solche lebendige Hoffnung und solches Urvertrauen wünsche ich uns allen! Möge das folgende Christus-Wort in die Tiefe unserer Herzen gelangen:
"Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage." -AMEN-
Für uns alle rufe ich zum Herrn über Leben und Tod:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater! Wir danken dir, dass wir mit unserer Trauer und mit unseren Gedanken um unsere Vergänglichkeit nicht allein gelassen sind und auch die Gedanken an unsere lieben Entschlafenen hineinnehmen können in unser Gebet. Herr, die uns vorangegangen sind, sind nun erlöst. Wir bitten dich nun: Schenke uns Stille und inneren Frieden, befreie uns von allem Unheil und lass uns dereinst die Vollendung der Gemeinschaft aller Erlösten mit dir schauen. Fülle uns frühe mit deiner Gnade und Güte, so wollen wir fröhlich sein unser Leben lang. Das und noch mehr, was unsere Herzen bewegt, bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christuns, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Ein altes Lied für neue Hoffnung steht im Evangelischen Gesangbuch 526 "Jesus, meine Zuversicht". Die dritte Strophe lautet:
Ich bin durch der Hoffnung Band zu genau mit ihm verbunden, meine starke Glaubenshand wird in ihn gelegt befunden, dass mich auch kein Todesbann ewig von ihm trennen kann.
Als Orgelmusik zum Beschluss unserer Andacht hören wir einen Orgelchoral über die Melodie dieses Liedes, komponiert von Hans Schmidt-Mannheim, der am 31. Oktober 2023 von 92 Jahren verstarb.
Fröhliche Gedanken an die Ewigkeit mit ihrem göttlichen Licht wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-