Das Läuten der Glocken wurde schon im 6. Jahrhundert zum Zeichen der Kirche. Die Glocken des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums Eging am See wurden im Jahre 1983 zum Zeichen der Kirche und haben immer wieder ein Zeichen gegeben - so auch heute und soeben die erste Andacht zum neuen Kirchenjahr eingeläutet. Dazu möchten wir Sie ganz herzlich begrüßen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
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Das früher bekannteste Adventslied "Nun komm, der Heiden Heiland" steht in unserem Evangelischen Gesangbuch Nr. 4. Sein Text stammt von Martin Luther, seine Melodie konnte für das Jahr 1120 im Kloster Einsiedeln in der Schweiz nachgewiesen werden. Wir hören nun die Orgelfughette dazu von Nicolaus Vetter, der von 1666 bis 1734 lebte und in Erfurt und im südthüringsichen Rudolstadt wirkte.
Bild: de.tutiempo.net - 19. KiSLeW
Der 19. Tag des 9. Mondmonats KiSLeW in der Reihenfolge und gleichzeitig des 3. Mondjahr ist seit dem Dunkelwerden gestern Abend da. Das bedeutet: Wir haben einen abnehmenden Mond, wie ein umgekehrtes, etwas bauchiges D zeigt sich sein Bild. Das Kirchenjahr hat heuer erst am heutigen 3. Dezember des 1. Advent erreicht. Das bedeutet: Am Abend des 4. Adventsonntags ist Heiligabend. So ist diese Adventszeit die kürzest mögliche.
Was gibt`s für den 3. Dezember kirchengeschichtlich?
Aemilie Juliane Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt, geboren als Gräfin von Barby und Mühlingen am 19. August 1637 auf der Heidecksburg in Rudolstadt in Thüringen, starb am 3. Dezember 1706 ebenfalls in Rudolstadt. Sie war eine Dichterin geistlicher Lieder.
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Aemilie Julianes Vater starb 1641 und die Mutter 1642. Aemilie Juliane wurde daraufhin von Graf Ludwig Günther adoptiert mit dessen Kindern zusammen erzogen. 1665 heiratete sie ihren Vetter, den Reichsgrafen Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor, wovon eines bald nach der Geburt starb. Aemilie Juliane dichtete nahezu 600 geistliche Lieder, von denen 2 im Hauptteil des Evangelischen Gesangbuches enthalten sind, nämlich 329 "Bis hierher hat mich Gott gebracht" und 530 "Wer weiß, wie nahe mir mein Ende".
Liebe Schwestern und Brüder!
Das neue Kirchenjahr wird eingeleitet mit der Ankündigung: "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer." (Sacharja Kapitel 9, Vers 9b)
Einzug Jesu in Jerusalem - Fensterbild im Straßburger Münster - Foto: Burkhard Bartel.
Es gab im alten Israel zwar eine lange Königstradition, wenn man so will, sogar 2 Traditionen, nämlich eine im Nordreich und eine im Südreich mit einer gemeinsamen Wurzel. Aber vordem gab es eine königslose Zeit, die sogenannte "Richterzeit". Wie wenig "Lust" man damals zu einem Königtum hatte, zeigt eine Baum-Fabel, die in der ganzen Literaturgeschichte einmalig ist. Außerbiblische Baum-Fabeln gab es zwar; und das Thema war immer die Königswahl. Da bewarben sich die Bäume mit ihren Fähigkeiten um das Königsamt.
Aber in der biblischen ist es genau umgekehrt, wie sie gleich hören bzw. lesen werden. Zu diesem Thema werde ich wahrscheinlich demnächst noch ein "Samenkörnlen" veröffentlichen. Was aber zur Geschichte dieser Fabel gehört und außergewöhnlich ist, will ich jetzt schon vorwegnehmen: Soweit öffentlich bekannt ist, ist über diese biblische Baumfabel bisher nie gepredigt worden. Stimmt neuerdings nicht mehr ganz, denn ich habe darüber Anfang September 2023 in der Kirche zu Aidenbach gepredigt.
Und, was noch erstaunlicher ist: Obwohl also diese Fabel in der Vergangenheit nie gepredigt worden ist, hat Kaiser Wilhem II. es ausdrücklich polizeilich verbieten lassen, wie ich gehört habe. Das ist schon merkwürdig. Genug der Vorrede! Hier kommt die Fabel, aufgezeichnet im 7. Buch der Bibel namens "Richter" im 9. Kapitel, die Verse 8-15:
Die Bäume gingen hin, um einen König über sich zu salben, und sprachen zum Ölbaum: "Sei unser König!"
Olivenbaum - Foto: Jajo von Danwitz
Oliven und Olivenöl - Foto: Bilder 4ever.eu
Aber der Ölbaum antwortete ihnen: "Soll ich meine Fettigkeit lassen, die Götter und Menschen an mir preisen, und hingehen, über den Bäumen zu schwanken?" Da sprachen die Bäume zum Feigenbau: "Komm du und sein unser König!"
Feigenbaum - Foto: Cogi66/Shutterstock.com
Feigen - Foto: Bilder 4ever.eu
Aber der Feigenbaum sprach zu ihnen: "Soll ich meine Süßigkeit und meine gute Frucht lassen und hingehen, über den Bäumen zu schwanken?"
Da sprachen die Bäume zum Weinstock: "Komm du und sei unser König!"
Weinstock - Foto: Piqza.de
Aber der Weinstock sprach zu ihnen: "Soll ich meinen Wein lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingegen, über den Bäumen zu schwanken?"
Da sprachen alle Bäume zum Dornbusch: "Komm du und sein unser König!"
Blühender Dornbusch - Foto: Hikr.org
Und der Dornbusch sprach zu den Bäumen: "Ist`s wahr, dass ihr mich zum König über euch salben wollt, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wenn nicht, so gehe Feuer vom Dornbusch aus und verzehre die Zedern Libanons."
Soweit die einmalige Baum-Fabel. Dazu sei angemerkt, dass Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock die wichtigsten drei Baumarten des Orients sind. Sie lehnen alle mit demselben Argument ab: Sie wollen nicht ihre starke Anziehungskraft einbüßen, die sie wegen ihrer Früchte haben und abgehoben über andere schwanken, ja torkeln wie ein Betrunkener, ohne Kontakt zur Basis zu haben.
Der Dornbusch hingegen ist zunächst etwas verblüfft, lädt aber sodann gleich ein sich in seinem Schatten zu bergen, den er ja fast gar nicht hat, es sei denn man kommt ihm so nahe, dass er einen piekst und damit verletzt. Und er droht auch gleich, sich selbst zu entzünden, dass sogar die Zedern des Libanon, die das wertvollste Holz bieten, verbrennen.
Ein Schelm, wer das einfach in die Gegenwart überträgt! denken wir lieber an Jesus: Der war abgehauen, als man ihn zum König machen wollte, zog aber dann doch auf einem Esel in Jerusalem ein und beanspruchte auf die denkbar merkwüdigste Weise König zu sein, und zwar als "ein Gerechter und ein Helfer"; und dass sein Königreich und seine Herrschaft nicht von dieser Welt seien und ganz anders, aber doch starke und sehr positive Auswirkungen auf sie haben werden.
Das alles lädt zum Staunen ein, die Fabel mit den Qualitätsbäumen und em Dornbusch, der nur Schaden anrichten konnte, und dass Jesus irdische Herrschaft ablehnte, nicht aber himmlische, messianische. -AMEN-
Das seit längerem bekannteste Adventslied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" ist jetzt dran. Es steht deshalb als Nr. 1 im Evangelischen Gesangbuch. Nicole den Uijl mit ihrer wunderschönen Stimme lädt ein, einfach mitzusingen. (Lied EG 1: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.)
Für Sie und mit Ihnen bete ich jetzt ein Adventsgebet:
Lieber Vater im Himmel! Kein König ist dem gleich, den du als Messias, als Christus in die Welt gesendest hast. Dafür preise ich dich und die wahre Königsherrschaft, die mit Jesus von Nazareth begonnen hat. Ich bitte dich um ein gesegnetes neues Kirchenjahr, dass sich das Reich der Liebe ausbreiten möge. Wehre allen, die ihre Macht missbrauchen. Erleuchte viele Menschen mit dem Licht der Wahrheit. Mit den Worten Jesu beten wir weiter:
VATER UNSER IM HIMMEL....-AMEN-
Noch einmal "Nun komm, der Heiden Heiland", diesmal die Nr. 1 aus dem Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach. In diesem Choralvorspiel befindet sich ein musikalisches Treppenmotiv, welches den Himmel herabsteigenden Messias andeuten will.
Wir wünschen allen, die diese Andacht hören oder lesen, eine ebenso erstaunliche wie gesegnete Adventszeit!
Mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Duo Pepper, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-