geschrieben und besprochen von Pfarrer Manfred Greinke.
Herzlich willkommen zum persönlichen Gebet mit geistlichem Impuls zur Stärkung am "5. Sonntag vor der Passionszeit" 2022!
Wenn Sie die Audio-Version dieser Andacht eingeschaltet haben: Zu Beginn erklang eine Orgelfuge von Johann Pachelbel (1653-1706) zu dem Lied "Ach Gott, vom Himmel sieh darein" EG 273.
Der Wochenspruch für die neue Woche lautet: "Der Herr wird ans Licht bringen, was im Feinstern ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen." (1.Korinther 4,5)
Liebe Schwestern und Brüder!
"Im Dunkeln ist gut munkeln." Sagt ein altes Sprichwort. Stimmt! So wie Diebe und Räuber gerne den Schutz der Dunkelheit suchen, so möchte mancher Mensch, dass bestimmte Dinge seines Lebens im Dunkeln verborgen bleiben. Es muss ja auch nicht jeder alles über alle wissen. Aber wenn Menschen über gewisse Dinge gleichsam "im Dunkeln" stehen gelassen werden, die diese unbedingt oder bedingt angehen, dann ist das schon schlimm. Die logische Folge: Es beginnen Ideen zu sprießen wie junge Triebe im Frühling darüber, was wohl in Wahrheit dahinterstecken könnte. Denn warum lassen Menschen andere Menschen im Unklaren? Weil irgendetwas nicht stimmt, weil sie andere Menschen betrügen und ausnutzen. Freilich kann es auch umgekehrt sein, dass Menschen andere Menschen richten und verurteilen, ehe der Zeitpunkt herangereift ist, wo das, was naturgemäß noch verborgen ist, ans Licht kommt. Wir dürfen gewiss sein: So, wie das Wasser immer seinen Weg nach unten findet, so findet auch die Wahrheit immer den Weg ans Tageslicht, sei es eine angenehme oder auch unangenehme. Manchmal braucht man allerdings einen sehr langen Atem. Darum mahnt Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther im 4. Kapitel. Wörtlich übersetzt aus dem Griechischen heißt es: "Daher richtet nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird das Verborgene der Finsternis und offenbar machen wird die Ratschläge der Herzen."
Doch was machen bis dahin? Mein Tipp: Nicht alles glauben, was man einem weismachen will. Eine Lüge wird nicht durch ständiges Wiederholen zur Wahrheit. Genau beobachten, was wirklich geschieht, wer was sagt und tut, wer daran verdient oder etwas davon hat, wer etwas uneigennützig einsetzt oder gar bereit ist, etwas um einer guten Sache Willen zu opfern. Schon dadurch wird einges klar. Und: Wer Gutes vorhat, braucht das Licht des Tages nicht zu scheuen. Schließlich wird aber der Herr alles ans Tageslicht bringen, was dahin gehört. Damit mögen wir rechnen. Also: Nicht voreilig richten, sondern beobachten und abwarten. Das will ich mir selber "dick hinter die Ohren schreiben", denn zugegebenermaßen muss ich mich noch sehr darin Üben. -AMEN-
Wer möchte, bete mit mir:
Herr Gott, lieber himmlischer Vater. Ich danke dir dafür, dass du uns durch Jesus Christus den Weg zur Wahrheit führen willst und schon erhellst. Und ich bitte dich: Bewahre mich und andere durch deinen Heiligen Geist vor Vorurteilen, schenke und erhalte mir und anderen eine gute Beobachtungsgabe und viel Geduld, abzuwarten, was du ans Licht bringen wirst. Durch ihn unseren Herrn. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL......
Meine Liedempfehlung: EG 136 "O komm, du Geist der Wahrheit", 1-4.
Friedrich Wilhelm Zachau (1663-1712) ist der Komponist der kleinen Fuge in C-Dur, die zum Beschluss erklingt.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-
Ich wünsche Ihnen innere Adleraugen mit herzlichem Gruß zu einer neuen Woche, in der wieder einiges ans Licht der Wahrheit kommt.
Ihr Pfarrer Manfred Greinke.