Wenn das Glockengeläut zu Ende geht, ist es recht, ein wenig Orgelmusik zu lauschen, die uns auf rechte Weise hilft, zur Besinnung zu kommen. Die wenigen, sehr bedächtig anmutenden Takte Orgelmusik stammen aus der Feder vom englischen Komponisten William Hine, der von 1687-1730 lebte.
Herzlich willkommen zum persönlichem Gebet mit geistlichem Impuls zur Stärkung am Sonntag "Judika" 2022!
Sehr bedächtig sollte man auch mit dem Thema "Recht und Gerechtigkeit" umgehen, denn Unrecht und Ungerechtigkeit sind auch die Wurzel für den schier unausrottbaren Unfrieden.
Gut, dass es auch einen Sonntag zu diesem Themenfeld gibt, nämlich dieser. "Judika", eine Ableitung von der lateinischen Übersetzung der Bitte im Psalm 43, Vers 1 "Schaffe mir Recht". Dieser Bitte kann und soll sich jeder Mensch anschließen. Gefährlich, wessen Bitte zu Gott das nicht ist und wer sich sein Recht oder sein vermeintliches Recht selbst und notfalls gegen das Recht anderer zu verschaffen sucht, im Großen wie im Kleinen. Ja, Gott verschafft Recht, allerdings oft auf andere Weise als von uns gewünscht.
Unser Wochenspruch, ein Lehrsatz Jesu, bringt uns auf die göttlich-rechte Spur: Jesus spricht: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." (Matthäus 20,28)
Liebe Schwestern und Brüder!
Es menschelt überall und immer. Auch bei den 12 Jüngern Jesu war`s nicht anders. Unter denen gab`s einige Brüderpaare, so z. B. Jakobus und Johannes. Die hatten einen Spitznamen der uns überliefert ist: "die Donnersöhne." Ich weiß nicht warum, aber so steht`s in der Bibel. Von denen steht auch in der Bibel, dass sie gerne im Himmelreich Ehrenplätze neben Jesus gehabt hätten, einer zur Rechten, der andere zu Linken. Das steht bei Markus im 10. Kapitel, und bei Matthäus im 20. Kapitel steht das auch und sogar, dass die beiden jungen Männer eine sehr besorgte Mama hatten, die es sich nicht nehmen ließ, selbst beider Wunsch Jesus vorzutragen.
Geradezu wortgleich ist uns die Antwort Jesu in beiden Evangelien überliefert, dass ihm das nicht zusteht, solche Himmelplätze zu verteilen; und dass die anderen Jünger sich über diese Brüder aufregten. Sie fanden wohl deren Wunsch unverschämt.
Jesus kam bei diesem Anlass auf das wichtige Thema "Herrschen und Dienen" zu sprechen: "Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener: und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele."
Nur wirklich "große", also bedeutsame Menschen bekommen Ehrenplätze. In der Welt sind leider unter ihnen nicht selten "große" Verbrecher, diese Mächtigen, von denen Jesus reden, welche die ihnen anvertrauten Menschen ausnutzen und letzten Endes ihr Leben zerstören. (Ein boshafter Schelm, wer das zu sehr auf unsere Gegenwart bezieht!)
Wer auch immer damit konkret alles gemeint sein könnte - jedenfalls gemäß Jesu ist derjenige in Wahrheit "groß", der am Besten anderen Menschen dient, der die besten Diene-Kompetenzen hat. So wird ein Schuh - pardon Reich Gottes draus.
Und Jesus versteht sich selbst samt der Tatsache, dass er sein Leben hingibt, in diesem Sinne. Wirklich: Jesus war ganz anders als alle irdischen Herrscher. Während jene gewalttätig sind, ließ er sich Gewalt antun, um Menschen zu erlösen. -AMEN-
Wer möchte, bete mir mir:
Lieber Herr Jesus Christus! Du hast den Weg des Dienens gelehrt und bist ihn gegangen bis zum Tode am Kreuz um viele Menschen zu erlösen. Dafür danke ich dir. Hilf mir, dir immer nachzufolgen, auch wenn damit Leid verbunden ist. Schenke, dass viele Menschen aller Machtgier absagen und so vom Unrecht zum wahren Recht gelangen. Dir sei Ehre in Ewigkeit.
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Unsere Liedempfehlung: EG 75 "Ehre sei dir Christe, der du littest Not". Auch unter "Lied: Ehre sei dir, Christe - Evangeliums.net" anzuhören.
Karl Karow (1790-1863) will uns mit seinem Orgelchoral "O Haupt voll Blut und Wunden", das Leiden jenes Mannes ans Herz legen, der der größte aller Diener war. Damit klingt unsere Andacht aus.
Möge Gott allen Menschen Recht verschaffen. Weiterhin viel Freude an Jesus, der uns geradezu zum Wettbewerb des kompetenten Dienens ermutigt, wünschen mit herzlichen Grüßen für die neue Woche.
Ihre Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
So segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-