Unser Eginger Glockengeläut könnte man auch für diesen Sonntag als "akustische Palmenzweige" deuten. Denn unser Herr möge auch an diesem Tag in die Zentren unseres Glaubens einziehen und wir erwarten von ihm Hilfe. Und das Präludium in g-Moll, es gehört zur Bach-Sammlung, stammt aber nicht von ihm, möge auch als musikalischer Palmenzweig verstanden werden.
Doch was soll das mit den Palmenzweigen?
Heute ist der diesjährige Sonntag "Palmarum" (=Palmentag), zu dem wir Sie herzlich willkommen heißen. Wie immer gibt es einen geistlichen Impuls zur Stärkung und zum persönlichen Gebet.
Eine biblische Geschichte, die in allen 4 Evangelien vorkommt, gibt diesem Sonntag den Namen. Es ist die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem, wie das Johannes-Evangelium sie im Kapitel 12 erzählt: "Als...die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn. Palmenzweige bedeuten seit alters her und auch in der Kunst "Sieg" und "Huldigung".
Aus demselben Evangelium stammt auch der Wochenspruch für die Karwoche: Jesus spricht zum Rabbi Nikodemus: "Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das Ewige Leben haben." (Joh. 3, 14 b-15)
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein Satz aus einem überlieferten Gespräch Jesu mit einem Oberen der Juden, einem Pharisäer und Lehrer der Heiligen Schrift zeigt uns an, wie Jesus sich selbst versteht: Als exemplarischer Mensch, als der, der im schlimmsten Leiden nicht erniedrigt, sondern erhöht wird zum Hoffnungssymbol, ja zum Unterpfand und Garanten des ewigen Lebens. Dass Jesu Leiden eine Erhöhung bedeutet, auf diesen Gedanken kamen die Verursacher desselben gewiss nicht. Für jenen Nikodemus war das ziemlich "starker Tobak", und auch heute kommen viele Menschen damit nicht klar, noch weniger mit dem eigenen Leiden, so es denn unschuldig ist wie bei Jesus. Ich verstehe, dass wir Menschen uns dagegen versperren. Ein afrikanischer Freund sagte mir vor langer Zeit: "Wir sind gewürdigt, für Christus zu leiden." Wenn das ein Leidender sagt, ist das ok. Es ist aber keineswegs ein Lehrsatz, der unendliches Leid mit wenigen Worten erklärt. Die Klage darüber ist mehr als nur berechtigt.
Für Jesus war klar: So ist sein Weg der Liebe in dieser von Lieblosigkeit geprägten Welt. Wohl dem, der diese Tatsache zu seinem eigenen Heil und ewigen Leben annimmt. Und wer es noch nicht fassen kann, habe Geduld mit sich selbst. Wichtig ist, diesen Gedanken zu vertiefen. Dazu begehen wir die Karwoche. -AMEN-
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber Herr Jesus Christus! Ich kann es kaum fassen, was es bedeutet, dass dein Leiden dich so erhöht hat. Ich bitte dich: Hilf mir und anderen Menschen, immer tiefer einzudringen in dies Geheimnis des Glaubens, von dem wir leben. Dir sei Ehre in Ewigkeit:
VATER UNSER IM HIMMEL .....-AMEN-
Unsere Liedempfehlung: EG 97 Holz auf Jesu Schulter. Auch unter "Lied: Holz auf Jesu Schulter - Evangeliums. net" anzuhören.
Die zum vorhin gehörten Präludium dazugehörende Fuge fügt ein musikalisches Thema in verschiedenen Anfängen ins große Ganze ein. So war es mit dem Leiden Christi und so möge es auch mit unserem Leiden sein: Gott ist`s, der schließlich alles zum großen Ganzen zusammenfügt in solcher Qualität, die Jesus das ewige Leben nennt.
Eine besinnliche Karwoche wünschen mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-