geschrieben von Pfarrer Manfred Greinke - Audio-Version Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl
Wenn Kirchenglocken kurz vor dem Gottesdienst läuten, dann bedeutet der Klang der kleinen Glocke: "Du bist getauft."
"Erstanden ist der Herre Christ, der aller Welt ein Heiland ist", so lautet eine Nachdichtung eines lateinischen Auferstehungsliedes, welches Samuel Scheidt (1587-1654) in die Form eines, wenn auch einfachen, so doch beschwingten Orgelchorals gegossen hat.
Herzlich willkommen zur Andacht zum persönlichen Gebet am Sonntag Quasimodogeniti 2022!
Liebe Schwestern und Brüder!
In 1.Petrus 2, Vers 2 heißt es: "Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch." Daher der Name für diesen Sonntag Quasimodogeniti, der auch "Weißer Sonntag" genannt wird.
Um ganz am Anfang dieses Briefes steht der Wochenspruch für die neue Woche, die heute beginnt: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten." Der erinnert uns an die neue Geburt, die wir "durch Wasser und Geist" erfahren, d.h. an den Anfang eines neuen Lebens in Christus.
Doch wann begann bzw. beginnt das neue Leben in Christus? Eigentlich mit der Taufe, wann auch immer sie im Leben eines Menschen vollzogen wurde. Jedenfalls hat Gott alles dafür vorbereitet. Denn durch die Taufe sind wir mit Christus verbunden, sowohl in seinem Tod als auch in seiner Auferstehung. Das ist und bleibt freilich ein großes Geheimnis.
Doch was nützt uns das? Es ist ein Unterschied, ob ein Mensch eine wunderbare Hoffnung auslebt oder seinen Frust und seine Verzweiflung. Bei Letzterem kann nicht Gutes herauskommen, bei einem hoffnungsfrohen Menschen ist es jedoch ganz anders. Nun kann man die Menschen nicht schwarz-weiß-malerisch einteilen, kategorisch in solche und solche. Und ich weiß aus eigener Erfahrung mit mir selbst: Es hat sehr lange gedauert, bis mir der Unterschied klar wurde. Anders gesagt: Es war eine schwere Geburt. Auf jeden Fall ist es ein Reifeprozess, der viel Geduld erfordert. Und wenn ein Kind geboren ist, dann ist es sich ja noch sehr lange nicht seiner selbst bewusst. Das kommt erst allmählich. Und selbst dann, wenn es heranreift zu einem erwachsenen Menschen, hängt sehr viel davon ab, wer und was seinen Reifeprozess beeinflusst hat. Wo derselbe dazu führt, dass ein Mensch der lebendigen Hoffnung daraus wird, können wir ihn einen "Glückspilz" nennen. Aber selbst da, wo die Reife-Umstände sehr ungünstig waren oder sind kann Gott dennoch einen sehr negativ belasteten Menschen dazu führen, dass er zur lebendigen Hoffnung gelangt und so Licht in sein Leben kommt. Davon bin ich überzeugt.
Gott kann nämlich alles auf Anfang setzen. Und dann braucht ein Mensch zunächst die "lautere Milch des Evangeliums", auch in Form der Begegnung mit Menschen, die sich nicht an seinem Verhalten stören, sondern ihn annehmen und sanftmütig mit ihm umgehen, wie es Jesus gelehrt hat.
Das neue Leben in der Auferstehung ist da. Was hindert`s noch, es anzunehmen und annehmen zu helfen? -AMEN-
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater! Ich danke dir von Herzen für meine Taufe, und dass ich so mit dem auferstandenen Jesus Christus verbunden bin. Ich bitte dich: Lehre mich, was das alles für mein Leben auf dieser Welt und danach bedeutet. Hilf mir geduldig mit mir selbst und anderen Menschen umzugehen, damit die lebendige Hoffnung der Auferstehung immer mehr um sich greift und so Menschen froh und glücklich werden. Erbarme dich der vielen Hoffnungslosen. Das bitte ich durch Jesus Christus, meinem auferstandenen Herrn und Heiland, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Unsere Liedempfehlung: EG 106 Erschienen ist der herrlich Tag, / dran sich niemand gnug freuen mag. / Christ unser Herr, heut triumphiert, all seine Feind gefangen führt. / Halleluja.
Auch dieses Lied hat der Samuel Scheidt, der Komponist aus Halle/Saale zu einem Orgelchoral gemacht, wie er zum Beschluss erklingt.
Eine Tauf-Gedächtnis-Woche voller Freude über den Triumph Christi wünschen mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Manfred Greinke und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-