Asylarbeit im überfüllten Warteraum
Im Frühjahr des vorigen Jahres waren etwas 30 hochmotivierte Vilshofener Bürger im Katholischen Pfarrzentrum und Evangelischen Gemeindehaus zur Koordination ihrer Vorschläge zusammen gekommen, um das Projekt der Aufnahme und Betreuung von Asylbewerbern in Vilshofen an der Donau zu diskutieren und in konkrete Hilfe-Planungen zu überführen. Ein halbes Jahr war auf der Suche nach geeigneten Strukturen für die Asylarbeit schließlich in die Gründung eines Vereins gemündet: Der "Arbeitskreis Vilshofener Asylbewerber" (AVA) ging seine ersten Wege in verschiedenen Gruppen, nachdem das im September fertiggestellte Vilshofener Asylheim Am Galgenberg 10 zur Belegung freigegeben und mittlerweile weit über die geplante Bewohnerzahl aufgefüllt wurde. Wir begegnen diesen Menschen nun vermehrt im Stadtbild und unserem Wohnumfeld. Wir erfahren über die Medien tagtäglich von den unzulänglichen Gegebenheiten in den gesetzlichen Vorgaben zum Verfahren der Asylgewährung.
Nun sind konkrete Hilfen für die meist traumatisierten Mesnchen erforderlich. Sie warten im Asylheim auf die zügige Weiterführung ihres Asyl-Verfahrens und Begleitung bei der Bewältigung ganz individueller Probleme. Die etwas 100 Menschen vom Baby-Alter bis zum schreib- und leseunkundigen Erwachsenen aus den Kriegsgebieten des Vorderen Orients und Afrikas, leider auch des mittlerweile zur Ruhe gekommenen Balkans, sind entwurzelt und haben meist nur ihr bloßes Leben retten können,. Unsere in Europa gefestigte christliche Grundverantwortung verlangt von uns, sie an die Hand zu nehmen und ihnen mit offenem Herzen gegenüberzutreten.
Die bisher tätigen Mitarbeiter des AVA sehen sich mit einer Vielzahl von Hilfsprojekten konfrontiert, die dringend weiterer Helferinnen und Helfer sowie Sach- und Geldspenden bedürfen. Die örtlichen und regionalen kirchlichen Organisationen sind voll eingespannt in der Alltagsarbeit, leisten Starthilfen personeller und finanzieller Art, brauchen nun aber über die Zuwendung des aus der Bürgerschaft entwickelten AVA hinaus Verstärkung an hilfswilligen Personen zur Umsetzung der in der Vereinssatzung vorgegebenen Ziele und Abarbeit der anstehenden konkreten Probleme: Hausaufgabenbetreuung der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen, Deutsch-Unterricht, Übersetzungshilfen, Begleitung zu amtlichen Dienstellen, Arzt-Praxen und Krankenhäuser, Fahrdienste, Betreuung im Asylcafe, Spiel/Bastelsunde für Kleinkinder, Kontaktaufbau zu Vereinen und Firmen, Sachspenden jeglicher funktionsfähiger und sauberer Art, wie z. B. Spiel- und Bastelmaterial, Kleidung. Bitte keine Lebensmittel, Möbel, zu entsorgende Sachen (!!) etc.. Ein Hinweis: Jeder Mensch kann Mitglied im AVA werden, ein Vereinsbeitrag ist nicht erforderlich.
Wir wollen diese vor kriegerischen Auseinandersetzungen geflohenen oder aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen in ihrer Not auffangen und sie in menschenwürdiger Art und Weise zu integrieren versuchen. Die Begegnung auf Augenhöhe fällt in vielen Fällen sehr schwer, aber die ermutigenden Ansätze in den betreuten Einzelfällen berechtigen zu verstärkten Anstrengungen in der Gewährung weiterer Hilfen.
Die Reaktion auf die bisherigen Hilfs-Aufrufe und Medienbeiträge erscheint bedenklich bei der Gegenüberstellung mit Auswüchsen in unserer Überflussgesellschaft, die gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit größte Anstrengungen unternimmt, im Kaufrausch die Orientierung an christlichen Grundwerten zu verlieren. Wir müssen wieder lernen aufmerksam zuzuhören, die Hand zum Willkommensgruß auch denen zu reichen, die wir kaum verstehen aber als hilfsbedürftig erkennen können.
Ansprechstellen sind die örtlichen Kirchenorganisationen (für die Evangelische Kirchengemeinde - siehe die Angaben auf der letzten Seite des Evangelischen GemeindeBoten) und die Mithelfenden in den Projektgruppen, vorallem die Personden im Vorstand des AVA:
Frau Gerlinde Graf-Rauch (Vorsitzende): Tei. 08541-916600
Herr Godehard Limmer (Kassier): Tel. 08541-8593
Darüber hinaus ist aber notwendig die beständige Arbeit an der längst fälligen Novellierung des geltenden europäischen und deutschen Asylrechts. Die letzten Jahre haben so gravierende Veränderungen in der Situation der Bundesrepublik Deutschland und im globalisierten Geschehen gebracht, dass viele Belastungen im Umgang mit den Asylbewerbern ungerechterweise auf deren Rücken und auf denen ihrer Helfer ausgetragen werden. Es wäre eine günstige Gelegenheit gewesen, diesen schweren Acker im Rahmen der Einstimmung auf eine "Große Koalition" zu bearbeiten. Gerade diese Aufgabe scheint aber unbequemerweise beiseitegelegt worden zu sein. Es sieht so aus, dass es völlige neuer Denkweisen bedarf, um für diese Aufgabe neue Lösungsansätze zu finden, die die Chanche einer reellen Umsetzung erhalten.
Gott, tröste die unschuldigen Opfer der jetzigen Kriege. Die, die zwischen den Fronten geraten sind und ihr Zuhause verloren haben.