Kommt Ihnen der Glockenklang bekannt vor? Wenn Ja, dann haben Sie schon öfter oder regelmäßig unsere Sendungen mit Gedenken und Andacht gehört. Wenn nicht, dann erfahren Sie es jetzt: Es sind die beiden Glocken des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums zu Eging am See. Das liegt in Niederbayern zwischen dem Bayerischen Wald und der Donau, etwas westlich von Passau und gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Vilshofen an der Donau.
Glocken Eging a. See - Foto: Greinke
Im heutigen Programm hören und lesen wir von dem Professor, der die Sitten zu reformieren suchte und gegen die Hexenprozesse kämpfte: Johann Matthäus Meyfart ist sein Name; dann von der Moabiterin Rut, der das 8. Buch in der Bibel gewidmet ist. Und wir hören Orgelstücke von Maurice Greene, der von 1711 bis 1774 lebte. Zunächst ein Präludium in a-Moll.
Bild: de.tutiempo.net - 26. TeBheT
Der 4. Monat im Mondjahr, TeWeT, mit seinen nur 29 Tagen, der zugleich der 10. biblischer Zählung ist, neigt sich seinem Ende zu. Die abnehmende Mondsichel ist sehr schmal geworden und verschwindet demnächst ganz. Der Mond selbst freilich bleibt.
Und das Kirchenjahr bleibt auch. Heute ist der 3. Sonntag nach Epiphanias. Das Wort Epiphanias kommt aus dem Griechischen und bedeutet: "Erscheinung" bzw. wörtlich "Aufleuchten". Man sagt ja manchmal auch: "Mir ist ein Licht aufgegangen." -Drum kann man jedem nur wünschen: Möge Dir das Licht des Evangeliums aufgehen, aufleuchten und einleuchten! Dazu sollen auch unsere Sendungen verhelfen.
Gedenken
Johann Matthäus Meyfart war der Liederdichter des berühmten Liedes 150 "Jerusalem, du hochgebaute Stadt". Seiner wollen wir heute gedenken. Geboren am 9. November 1590 als Sohn eines Geistlichen in Jena oder Waltershausen in Thüringen war er ein deutscher, lutherischer Theologe, Pädagoge, Rhetoriker, Erbauungsschriftsteller, Kirchenlieddichter und aktiver Kämpfer gegen die Hexenverfolgung.
Bild: Johann Dürr (1600-1633) - Johann Mathäus Meyfart - Bildquelle: Andreas Faessler, Luzerner Zeitung.
Meyfart besuchte die Schule in Gotha, studierte in Jena und Wittenberg, ging zurück nach Jena, wurde dort an der Universität zunächst Lehrgehilfe. 1617 wurde er Gymnasialprofessor in Coburg, 1623 daselbst Rektor und 1624 wurde er Doktor der Theologie. Im selben Jahr heiratete er.
1626 entstand das eben genannte Lied. Meyfart war ein streitbarer Mann. In seinen Schriften drang er auf eine Reform der Sitten in Kirche und Schule und stritt gegen die Praxis der Hexenprozesse.
Meyfart war auch einmal Zeuge in einem Hexenprozess. 1633 wurde Meyfart als Professor an die Lutherisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt berufen. 1634 bis 1636 war er Rektor der Universität.
In seinen letzten Jahren war er wieder Gemeindepfarrer an der Erfurter Predigerkirche und Leiter aller Geistlichen im Erfurter Gebiet. Dort war er für die Ausbildung neuer Pfarrer verantwortlich. Er starb, chronisch krank, am 26. Januar 1642 in Erfurt und wurde am 30. Januar 1642 in der Prediger Kirche bestattet.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Am 3. Sonntag nach Epiphanias ist davon die Rede, dass Menschen von überall Platz nehmen werden im Reich Gottes. So hatte es Jesus einst versprochen. Tatsächlich werden uns schon im Alten Testament Beispiele von Menschen - freilich Ausnahmeerscheinungen - gezeigt, die sich dem Gott Israels zugewendet hatten, was ihnen schon in diesem Leben eine neue Qualität verlieh.
Eine solche Ausnahmeerscheinung war eine gewisse Rut, die Schwiegertochter eines gewissen Elimelech, der wegen einer Hungersnot mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen aus Bethlehem ausgewandert und ins Land der Moabiter eingewandert war und dort zu Wohlstand kam. Seine beiden Söhne heirateten moabitische Mädchen. Aber er selbst starb und kurz darauf auch seine beiden Söhne. So beschloss seine Witwe Naemi, in ihre Heimatstadt Bethlehem zurückzukehren.
Ihre Schwiegertocher Rut wollte sie nicht allein den weiten Rückweg antreten lassen, sondern bekannte sich zu ihr mit folgenden berühmt gewordenen Worten:
"Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden."
Und so geht die Geschichte weiter:
So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Und als sie nach Bethlehem hineinkamen, erregte sich die ganze Stadt über sie und die Frauen sprachen:
"Ist das die Naemi?"
Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Naemi mit ihrer Schwiegertochter Rut, der Moabiterin, zurückkam vom Moabiterland nach Bethlehem.
Es war aber ein Mann, ein Verwandter des Mannes der Naemi, von dem Geschlecht Elimelechs, mit Namen Boas; der war ein angesehener Mann. Und Rut, die Moabiterin, sprach zu Naemi:
"Lass mich aufs Feld gehen und Ähren auflesen bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde."
Sie aber sprach zu ihr:
"Geh hin, meine Tochter!"
Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, dass dies Feld dem Boas gehörte, der von dem Geschlecht Elimelechs war.
Bild: Paula Jordan- Rut und Boas
Boas kam zu den Schnittern und erkundigte sich nach diesem neuen Mädchen auf seinem Feld, hörte, das Rut seiner Verwandten Naemi große Treue erwiesen hatte und sagte zu ihr:
"Du sollst nicht auf einem anderen Acker gehen, um aufzulesen; geh auch nicht von hier weg. Ich habe meinen Knecht geboten, dass dich niemand antaste. Und wenn dich dürstet, so geh hin zu den Gefäßen und trinke von dem, was meine Knechte schöpfen."
Rut beteuerte, dass sie doch nur eine Fremde sei und keinen besonderen Schutz verdiene.
Aber Boas antwortete und sprach zu ihr:
"Man hat mir alles angesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod; dass du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. Der HERR vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest."
Auch ermutigte er sie mit seinen Leuten zu essen. Ja, er gebot sogar seinen Knechten, nicht allzu sorgfältig zu ernten, wo sie Nachlese betrieb, damit sie recht viel Körner nach Hause tragen können.
Naemi war nicht schlecht erstaunt, als sie die große Menge Körner sah. Ja, sie wurde hocherfreut, als sie hörte, dass Rut auf den Feldern Boas sammelte und hatte sofort eine sehr gute Idee.
"Der Mann steht uns nahe; er gehört zu unseren Lösern."
Das bedeutet, er könnte die Felder Naemis kaufen und RUT heiraten. So würde die Nachkommenschaft Elimelechs nach israelischem Recht fortbestehen.
Rut sollte in der Nacht nach dem Fest der Gerstenernte ihn draußen aufsuchen und ihn fragen, ob er bereit wäre, sie zu ehelichen.
Sie ging hinab zur Tenne und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte. Und als Boas gegessen und getrunken hatte, ward sein Herz guter Dinge und er ging hin und legte sich hinter einen Kornhaufen. Und sie kam leise und deckte zu seinen Füßen auf und legte sich hin. Als es nun Mitternacht ward, erschrak der Mann und beugte sich vor; und siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. Und er sprach:
"Wer bis du?"
Sie antwortete:
"Ich bin Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bis der Löser."
Boas, sehr angenehm überrascht, wendete aber ein, dass es einen noch engeren Verwandten der Naemi gäbe. Er wolle aber die Sache klären und sei bereit sie zu heiraten. Und sie schlief bis zum Morgen zu seinen Füßen. Am nächsten Morgen ging Rut nach Hause. Naemi war sicher, dass alles ein gutes Ende nehmen werden. Und tatsächlich: Der nähere Verwandte verzichtete öffentlich unter Zeugen und nun war für Boas und Rut der Weg zueinander frei.
So nahm Boas die Rut, dass sie seine Frau wurde. Und als er zu ihr einging, gab ihr der HERR, dass sie schwanger ward, und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarinnen gaben ihm einen Namen und sprachen:
Naemi ist ein Sohn geboren;
Und sie nannten ihn Obed. Der ist der Vater Isais, welcher Davids Vater ist.
So wurde Rut, die Moabiterin, schließlich eine Urgroßmutter König Davids. Schon damals bahnte sich ansatzweise an, was heute selbstverständlich ist: Menschen aus allen Völkern der Erde, so sie den lebendigen Gott als ihren Gott anerkennen und bereit sind, die Wege zu gehen, die ER sie führt, sind eingeladen und herzlich willkommen gleichsam zu Tisch zu sitzen im Reich Gottes.
Wohlgemerkt: Es gibt für`s Reich Gottes keinen Freibrief, dasselbe auszunutzen. Aber Rut hatte die richtige Herzenseinstellung. Sie bekannte sich zu Gott, war diene-breit, fleißig und treu. Das qualifizierte sie schon damals für das, was später von Jesus "Reich Gottes" genannt wurde.
Rut wurde zu einem Vorbild für zahllose Menschen. Ein ganzes biblisches Buch trägt ihren Namen - sehr empfehlenswert nachzulesen. Es ist das biblische Beispiel tatsächlich gelungener und gesegneter Integration, von dem wir viel lernen können.
Das Reich Gottes kennt also keine natürlichen Grenzen, sondern geistliche. Da gibt es auch keinen illegalen Eintritt. Und die Regel, wer eingelassen wird, kann man mit einem Wort benennen: "Nächstenliebe". -AMEN-
Passend zum Thema ist das Lied "In Christus gilt nicht Ost noch West". Es findet sich in verschiedenen regionalen Anhängen des Evangelischen Gesangbuches, im bayerisch-thüringischen unter 658.
1. In Christus gilt nicht Ost noch West, / es gilt nicht Süd noch Nord, / denn Christus macht uns alle eins / in jedem Land und Ort.
2. In Christus findet unser Herz, / was wahre Einheit bringt: / ER ist es, der das goldne Band / der Liebe um uns schlingt.
3. So reicht einander eure Hand, / uns trennt kein Unterschied. / Wer immer unserm Vater dient, / ist der Familie Glied.
4. In Christus trifft sich Ost und West, / es trifft sich Süd und Nord. / Wir wissen uns in Christus eins, / gegründet auf sein Wort.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel,
ich danke dir für das Reich Gottes, für deine offenherzige Einladung an jedermann und für die Verheißung Jesu, dass viele Menschen herzukommen werden. Dein Heiliger Geist sorgt dafür, dass Menschen von überall her den Weg dahin finden. Ich bitte dich: Lass mich immer wieder neu in den vielen Situationen die Möglichkeiten des Reiches Gottes entdecken. Erbarme dich auch derer, die ein falsches Verständnis vom Reich Gottes haben und dann enttäuscht sind, wenn schwere Zeiten kommen. Rufe noch viele herzu, ja: Tu der Völker Türen auf; deinen Himmelreiches Lauf hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarm dich, Herr.
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Unsere Sendung geht nach dem Segensspruch zu Ende mit einem Andante A-Dur von Maurice Greene.
Nicht aufhören wollende Lernbereitschaft in allen Angelegenheiten des Reiches Gottes - darauf ruht großer Segen.
In diesem Sinne verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Rainer Sebastian, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-