Das waren soeben die beiden Glocken der evangelischen Erlöserkirche zu Vilshofen an der Donau, mit denen wir unser heutiges Programm mit Gedenken und Andacht eingeläutet haben. Herzlich willkommen dazu!
Glockenturm Erlöserkirche - Foto: Greinke
"Herr Christ, der einig Gott`s Sohn" ist der Titel des Liedes 67 im Evangelischen Gesangbuch in der Rubrik "Epiphanias". Es gibt dazu zahlreiche Orgelvorspiele. Zwei davon rahmen heute Gedenken und Andacht ein. Zunächst hören wir das von Johann Gottfried Walther, der von 1684 bis 1748 lebte, vor allem in Weimar wirkte und auch Herausgeber des ersten Musiklexikons war.
Bild: de.tutiempo. net - 19.TeBheT
Seit gestern Abend sind wir im 19. TeWeT. Das ist der 10. Mondmonat biblischer Zählung und gleichzeitig der 4. im Mondjahr. Das Mondbild ist abnehmend. Man sieht es an der rechten Rundung. Der Mondkalender beeinflusst unser Kirchenjahr wesentlich.
Und das Kirchenjahr wiederum beeinflusst thematisch unsere Andacht. Heute ist der 2. Sonntag nach Epiphanias. Da leuchtet uns heute das erste Ereignis auf und ein, mit dem Jesus sein Wirken begann. Und zuvor gedenken wir eines der größten deutschen Dichter, der viele der bekannten Volkslieder, den Text unserer Nationalhymne und auch geistliche Lieder gedichtet hat.
Gedenken
Am 2. April 1798 erblickte in Fallersleben - das liegt im Kurfüstentum Braunschweig-Lüneburg im heutigen Niedersachsen - August Heinrich Hoffmann als Sohn eines Kaufmanns, Gastwirts, Senator und Bürgermeister von Fallersleben das Licht der Welt. Zur Unterscheidung von Trägern des häufigen Familiennamens Hoffmann nahm er als Zusatz "von Fallersleben" an. Später und bis heute nennt man ihn daher "August Heinrich Hoffmann von Fallersleben".
Er besuchte die dortige Bürgerschule, später höhere Schulen in Helmstedt und Braunschweig. Zuächst studierte er Theologie, dann auch Altertumswissenschaft und Germanistik, und zwar in Göttingen und Bonn. So wurde aus ihm ein Wissenschaftler und Schriftsteller. In seiner Gesinnung war er ein freiheitlich denkender Mensch und wollte, dass Deutschland ein freieres Land wird.
Carl Christian Georg Schuhmacher (1819): Der junge Hoffmann von Fallersleben - Bildquelle: Klexikon.zum.de
Mehrere Reisen führten ihn in die Niederlande und nach Belgien. In Berlin wollte er 1821 Bibliothekar werden. Danach war er einige Jahre Professor an der Universität Breslau.
Er wünschte sich, dass das Volk mehr bestimmen durfte und dass man seine Meinung frei sagen konnte. Damals gab es nur den Deutschen Bund mit vielen einzelnen deutschen Staaten. Er wollte, dass Deutschland ein einiges und freies Land wird. Weil er über politische Dinge schrieb, verlor er seine Arbeit an der Universität. Gerne arbeitete er in Bibliotheken, wo er viel las und sich seine Notizen machte.
Hoffmann von Fallersleben schrieb sehr viele Gedichte und Lieder. Schon als er 17 Jahre alt war, begann er mit 4 Gedichten seine dichterische Laufbahn. Als er kein Professor mehr war, reiste er durch Deutschland und trug sie vor. Das war schon eine Art Kabarett: Seine kleinen Werke machen sich oft über mächtige Leute lustig. Immer wieder wurde er von der Polizei bespitzelt und mancherorts ausgewiesen.
Erst mit 51 Jahren heiratete er im Jahre 1849 in Braunschweig seine 18-jährige Nichte, mit der er 4 Kinder hatte, aber nur ein Sohn überlebte. Neuwied und Weimar waren weitere Lebensstationen. Nach der Geburt des 4. Kindes 1860 starb seine Frau.
Bekannt ist er heute vor allem, weil er während eines Aufenthaltes auf Helgoland das "Lied der Deutschen" geschrieben hat, die deutschen Nationalhymne. Insgesamt hat er über 500 Kinderlieder geschrieben. Hier einige der bekanntesten: "Abend wird es wieder", Alle Vögel sind schon da", "Der Kuckuck und der Esel", Ein Männlein steht im Walde", "Morgen kommt der Weihnachtsmann".
Hoffmann von Fallersleben schrieb aber auch geistliche Lieder. Von ihm original stammt nur die 2. Strophe des Liedes 403 im Evangelischen Gesangbuch "Schönster Herr Jesu". In einer Liedersammlung schlesischer Volkslieder hatte er es 1842 neu herausgegeben.
Ernst Henseler 1898: Hoffmann von Fallersleben - Bildquelle: snl.ne
Seine letzte Bibliothek gehörte einem Fürsten, und zwar im Schloss Corvey bei Höxter in Westfalen. Dank seiner Arbeit dort wurde es eine sehr gute, bekannte Bibliothek. August Heinrich Hoffmann starb am 19. Januar 1874 im Alter von 75 Jahren im Schloss Corvey bei Höxter.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus begann seine Wirksamkeit in Galiläa bei einer Hochzeit. Das ist ja wunderbar im wahrsten Sinne des Wortes! Jedenfalls ist das sogenannte Wein-Wunder das erste Zeichen, welches er der biblischen Überlieferung gemäß tat, und zwar bei der Hochzeit zu Kana. Das steht im Johannes-Evangelium, Kapitel 2. Da gibt es gleich zu Anfang eine Zeitangabe, die uns eher unwichtig erscheint, aber dennoch nicht ganz unwichtig ist. Und dann achten wir mal darauf, wie sich Jesus gegenüber seiner Mutter benahm:
Paula Jordan: Die Hochzeit zu Kana
Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm:
"Sie haben keinen Wein mehr."
Jesus spricht zu Ihr:
"Was geht`s dich an, Weib, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen."
Seine Mutter spricht zu den Dienern:
"Was er euch sagt, das tut."
Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und es gingen jeden zwei oder drei Maß.
Jesus spricht zu Ihnen:
"Füllt die Wasserkrüge mit Wasser!"
Und sie füllten sie bis obenan.
Und er spricht zu Ihnen:
"Schöpft nun und bringt`s dem Speisemeister!"
Und sie brachten`s ihm. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten`s, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigem und spricht zu ihm:
"Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den besten Wein bis jetzt zurückbehalten."
Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiäa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Es geschah also am dritten Tag. Was war das für ein Tag? Auf Deutsch: Es war ein Dienstag. Die Juden heiraten bis heute am liebsten am dritten Tag. Warum? Weil in der Schöpfungserzählung mit den sieben Tagen beim dritten Schöpfungstag zweimal geschrieben steht: "Und Gott sah, dass es gut war."
In der hebräischen Sprache werden die Tage nicht mit Namen genannt sondern so: Tag eins, Tag zwei, Tag drei usw.. Nur der siebente Tag hat einen Namen: SchaBaT. Ähnlich auch in der griechischen Sprache. Und der erste Tag der Woche ist natürlich der Sonntag. Wir dürfen das nicht mit der Zeiteinteilung der modernen Arbeitswoche verwechseln.
Auffällig ist auch, wie barsch sich Jesus gegenüber seiner Mutter verhielt, die doch große Hoffnung in ihn gesetzt hatte, als der Wein ausging, als ob Jesus da Abhilfe schaffen könne.
"Was geht`s dich an, Weib, was ich tue?!" Das könnte man glatt als Frechheit gegenüber der eigenen Mutter werten. Auch an anderen Stellen ging Jesus auffallend grob mit seiner Mutter um. Dabei handelte es sich immer um Situationen, wo Maria ihren Sohn entweder nicht verstand oder von seinem Wirken abhalten wollte. Hier aber forderte sie ihn zum Handeln auf. Aber es war ja eine ganz profane Situation, allerdings für den Bräutigam eine sehr peinliche.
Bewundernswert ist, dass Maria nicht aufgab und zu den Dienern sagte: "Was er euch sagt, das tut." Sie glaubte also fest daran, dass Jesus die Situation irgendwie rettet. So ist sie ein Vorbild für uns. In was für eine Situation wir auch kommen mögen, soll gelten: "Was Jesus dazu sagt, das sollen wir tun."
Wie dann das Weinwunder geschehen sein mag, sei dahingestellt. Einen Hinweis darauf geben uns die Gewohnheiten jener Zeit im Orient, dass man oft mit Wasser sehr verdünnten Wein getrunken hat - ein sehr wohlschmeckendes Erfrischungsgetränk.
Die entscheidende Botschaft aber ist die, dass wir in keiner Lebenssituation Jesus ausblenden sollen, sondern immer wieder auf ihn und seine Lehre vertrauen. Er wird sich als Herr über alles erweisen.
Ein Sänger hat es mal humorvoll auf den Punkt gebracht: "Ja, aus Wasser, da machte er Wein, wer will da nicht sein Kumpel sein? Jesus, Jesus, Du warst echt okay, Jesus Jesus, Evertime fair play." Also: "Was Jesus Dir ins Herz sagt, das tu!" Vielleicht kommt ja dann das Beste dabei heraus. -AMEN-
Hören wir nun das Lied "Schönster Herr Jesu". Es wurde von Sermon-online zur Verfügung gestellt. Leider ist uns derzeit der Name der Sängerin nicht bekannt.
1. Schönster Herr Jesus, / Herrscher aller Heere, / Gottes und Marien Sohn: / Dich will ich lieben, / Dich will ich ehren, / Du meiner Seele Freud und Wonn!
2. Schön sind die Wälder, / schön sind die Felder / in der schönen Frühlingszeit; / Jesus ist schöner, / Jesus ist reiner, / der unser traurig Herz erfreut.
3. Schön leucht die Sonne, / schöner leucht der Monde / und die Sternlein allzumal. / Jesus leucht schöner, / Jesus leucht reiner / als alle Engel im Himmelsaal.
4. Schön sind die Blumen, / schöner sind die Menschen / in der frischen Jugendzeit; / sie müssen sterben, / müssen verderben, / doch Jesus lebt in Ewigkeit.
5. Alle die Schönheit / Himmels und der Erden / ist verfasst in dir allein. / Nichts soll mir werden / lieber auf Erden / als Du, der schönste Jesus mein.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Herr Jesus!
Du hast auf der Hochzeit zu Kana die für den Bräutigam so peinliche Situation gerettet und das Beste daraus gemacht. Auch in meinem Leben gibt es immer wieder unangenehme Situationen, wo ich zu schwach bin und versage und mich dann schäme. Ich bitte dich: Hilf auch mir und stärke mich darin, dir immer zu vertrauen und zu machen, was du lehrst. Mit Deinen Worten rufen wir zum himmlischen Vater:
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
"Herr Christ, der einig Gott`s Sohn" - ein Choralvorspiel dazu hörten wir zu Anfang. Und die letzten Töne dieser Andacht sollen auch diese Melodie tragen, komponiert von Johann Sebastian Bach.
In der dritten Strophe heißt es da:
"Lass uns in deiner Liebe / und Kenntnis nehmen zu, / dass wir am Glauben bleiben, / dir dienen im Geist so, / dass wir hier mögen schmecken / dein Süßigkeit im Herzen / und dürsten stets nach dir."
In diesem Sinne verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Rainer Sebastian, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-