Die beiden Glocken des Evangelischen Katharina-von-Bora Gemeindezentrums zu Eging am See waren soeben zu hören. Sie läuteten unser kleines sonntägliches Programm mit Gedenken und Andacht ein.
Glocken Eging - Foto: Greinke.
Und wir heißen Sie dazu aus fern und nah recht herzlich willkommen!
Michael Gotthold Fischer, der vor allem in Erfurt als Organist wirkte und am 12. Januar 1829 im Alter von 55 Jahren daselbst aus dieser Welt abgerufen wurde, hat das nun folgende Orgelstück in Es-Dur komponiert. Es trägt die Tempobezeichnung "Sanft bewegt".
Bild: de. tutiempo.net - 12. TeBheT
Nach biblischer Lehre beginnt ein Tag schon am Vorabend, wenn am klaren Himmel die ersten 3 Sterne zu sehen sind. Demnach haben wir laut Mondkalender seit gestern Abend den 12. TeBheT (=-TeWeT).
Das Kirchenjahr zeigt uns den 1. Sonntag nach Epiphanias an. Die liturgische Farbe ist weiß und zwar bis zum Ende der Epiphaniaszeit, deren letzter Sonntag in diesem Jahr der 2. Februar ist.
In der heutigen Andacht betrachten wir die Taufe Jesu. Zuvor im Gedenken schauen wir nach Wien, wo an einem 12. Jänner - so nennt man den Januar in Österreich - eine erste evangelische Predigt stattfand.
Reformationsgedenken
Paul Speratus (1484-1551) hielt am 12. Jänner 1522 in einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom eine Predigt, die als erste evangelische in Österreich gilt.
Kanzel im Stephansdom zu Wien - Bildquelle: foto-coomunity.com
Für diese Predigt und seine Kritik am völlig unbiblischen Zölibat wurde er daraufhin als Ketzer exkommuniziert. Obwohl er dann woanders eine Pfarrstelle bekam, wurde er bald darauf verhaftet und zum Feuertod verurteilt, konnte dem aber entkommen unter der Bedingung, das Land zu verlassen.
Er weilte auch in Wittenberg und beteiligte sich mit 3 Liedern an der Herausgabe des ersten Evangelischen Liederbuches 1524. Von ihm sehr bekannt ist das Lied 342 "Es ist das Heil uns kommen her". Seitdem war er Reformator in Königsberg und ab 1530 bis zu seinem Tode lutherischer Bischof im preußischen Marienwerder.
Bildquelle: Wikipedia-Lexikon
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Taufe Jesu ist uns in den drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas überliefert, indirekt auch bei Johannes. Und zwar immer ziemlich am Anfang. Allerdings wurde Jesus ja nicht als Baby getauft, sondern ließ sich als Erwachsener taufen.
Der eigentliche Erfinder der Taufe war ja bekanntermaßen ein gewisser Johannes, den man deshalb auch "Johannes der Täufer" nennt.
Sein Auftreten und Wirken begann gemäß Lukas-Evangelium im 15. Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, welches nach derzeitigem Erkenntnisstand das Jahr 29 gewesen sein muss.
Frühestens und wahrscheinlich in jenem Jahr kam Jesus zu ihm und ließ sich von ihm taufen. Ich erinnere daran, dass Johannes jenseits des Jordans predigte und von dort aus taufte, um damit den erneuten Eintritt ins "Gelobte Land" mit gereinigter Seele deutlich zu machen. Wer sich also taufen ließ, stieg am Ostufer in den Jordan und nach der Taufe am Westufer aus demselben, so auch Jesus. Diese geographischen Angaben sind sehr wichtig für das Grundverständnis der Taufe.
Und so erzählt Matthäus im 3. Kapitel, Verse 13-17:
Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach:
"Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?"
Jesus aber antwortete und sprach zu ihm:
"Lass es jetzt geschehen! Denn so müssen wir alle Gerechtigkeit zu erfüllen."
Da ließ er`s ihm zu. Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach:
"Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe."
Die Taufe Jesu - Bildquelle: iam-publicidad.com
Ich gebe zu bedenken: Alles was Jesus danach gesagt und getan hat, sind Früchte seiner Taufe. Johannes hatte ja auf seine Weise recht und meinte, er habe die Taufe viel nötiger als Jesus. Aber Jesus ging es nicht darum, sondern nannte sein großes Thema: Die Gerechtigkeit, die es zu erfüllen galt und gilt.
Wir finden das Wort "Gerechtigkeit" danach zweimal in seiner großen Antrittsrede, der Bergredigt, wo er diejenigen selig preist, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und auch diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.
Am Ende der Erzählung nach der Taufe kommt der Heilige Geist über ihn, gleichsam bildlich dargestellt wie eine Taube. Tauben bedeuten in der Bibel Aufrichtigkeit, Friedfertigkeit und Treue.
Welche Bedeutung Jesus für Gott hat, wird im letzten Satz deutlich. Diese Bedeutung konnte Jesus sich nicht selbst geben, auch kein anderer Mensch kann ihm diese Bedeutung geben. Wenn Jesus die Bedeutung hat, dass er Gottes Sohn ist - was ja ein biologisches und soziales Bildwort ist für die große Nähe zu Gott, dann muss sie von Gott kommen, also aus dem Himmel.
Wenn aber Gott Wohlgefallen hat an diesem Jesus, dann hat er auch Wohlgefallen an all denjenigen Menschen, die Jesus tatsächlich als den anerkennen, der er nach Gottes Aussage ist - tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes. -AMEN-
Ein zugegeben aus der Mode geratenes Luther-Lied beschreibt treffend, was die Taufe Jesu für unser Seelenheil in Zeit und Ewigkeit bedeutet. Es steht im Evangelischen Gesangbuch Nr. 202. Zu hören sind jetzt die Strophen 1-3:
1. Christ, unser Herr, zum Jordan kam / nach seines Vaters Willen; / von Sankt Johann die Taufe nahm, / sein Werk und Amt zu erfüllen. / Da wollt er stiften uns ein Bad, / zu waschen uns von Sünden, / ersäufen auch den bittern Tod / durch sein selbst Blut und Wunden, / es galt ein neues Leben.
2. So hört und merket alle wohl, / was Gott selbst Taufe nennet / und was ein Christe glauben soll, / der sich zu ihm bekennet. / Gott spricht und will, dass Wasser sein, / doch nicht allein schlicht Wasser, / sein heiligs Wort ist auch dabei / mit reichem Geist ohn Maßen: / der ist allhier der Täufer.
3. Solchs hat er uns gezeiget klar / mit Bildern und mit Worten. / Des Vaters Stimm man offenbar / daselbst am Jordan hörte; / er sprach: >>Das ist mein lieber Sohn, / an dem ich hab Gefallen; / den will ich euch befohlen han, / dass ihr ihn höret alle / und folget seinem Lehren.<<
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Du hast durch dein Wort uns Menschen offenbart, dass Jesus dein Sohn ist, für uns Menschen als Christus in die Welt gekommen, uns zu erlösen und zu dir zu leiten. Dafür danke ich dir. Und du lässt mich und alle Getauften wissen, dass wir deine Kinder sind. Wir gehören dir, sind dir geheiligt. Auch dafür danke ich dir. Ich bitte dich: Hilf mir so zu leben, wie es der Würde eines Gotteskindes entspricht. Stärke in allen Christen das Bewusstsein der Gotteskindschaft. Das bitte ich durch ihn, unsern Herrn. Mit seinen Worten rufen wir:
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Unsere Andacht schließt mit einer Choralfughette vom Halleschen Komponisten Friedrich Wilhelm Zachau zum Lied "Christ, unser Herr zum Jordan kam".
Alles, was Jesus wirkte - auch für Sie, vor allem Gotteskindschaft und inneren Frieden, ist Frucht seiner Taufe. Genießen Sie es täglich!
Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Hannes Greinke, Rainer Sebastian, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-