Herzlich Willkommen zu unserer ersten Internetandacht im Jahr des Herrn 2025! Die beiden Glocken der evangelischen Erlöserkirche zu Vilshofen an der Donau haben sie eingeläutet.
Glockenturm Erlöserkirche - Foto: Greinke.
Mögen Sie das alte Jahr gut beschlossen und das neue gut begonnen haben, am besten mit der Bitte um Gottes Segen, was auch kommen mag! Und prüfen Sie alles was Ihnen begegnet. Behalten Sie das Beste, wie es die Jahreslosung für 2025 sagt.
Jahreslosung 2025
"Das alte Jahr vergangen ist; / wir danken dir, Herr Jesu Christ, / dass du uns in so großer G`fahr, / so gnädiglich behüt dies Jahr. / Wir bitten dich, ewigen Sohn / des Vaters in dem höchsten Thron, / du wollst dein arme Christenheit / bewahren ferner allezeit.
So textete ein unbekannter Dichter im Jahre 1568. Allmählich erst entstand die Melodie dazu, und zwar in zwei Hälften und von 2 Komponisten zu verschiedenen Zeiten, bis ein dritter Komponist beide Hälften 1687 zusammenfasste. Schließlich komponierte Johann Sebastian Bach irgendwann zwischen 1712 und 1717 dazu ein Orgelvorspiel mit reichlich verzierter Melodie, welches wir jetzt hören.
Bild: de.tutiempo.net - 5. TeBheT
Seit gestern Abend sind wir im Mondkalender bei 5. TeBheT (=TeWeT) angelangt. Dieser 4. Mondmonat im Mondjahr und 10. in der Bibel hat nur 29 Tage. In der Bibel kommt dieser Monatsname nur einmal namentlich vor, und zwar im Buch Ester, Kapitel 2, Vers 16:
"Es wurde aber Ester zum König Ahasveros gebracht in den königlichen Palast im zehnten Monat, der da heißt Tebet, im siebenten Jahr seiner Herrschaft."
Aber vom "Zehnten Monat" ist mehrfach in der Bibel die Rede. Der Begriff bezeichnet etwas, worin man einsinkt. Möglicherweise erinnert der Name an den vom Winterregen aufgeweichten, schlammigen Erdboden. Es ist nämlich die Zeit frühestens ab Mitte Dezember, in diesem Jahr 2025 ab dem Silvesterabend zuvor.
So ist also heute der 1. TeWeT gleichzeitig der 1. Januar. Was sagt die Bibel weiteres über diesen Tag? In der Sintflut-Erzählung 1. Mose 8, Vers 5 lesen wir:
"Es nahmen aber die Wasser immer mehr ab bis auf den zehnten Monat. Am ersten Tage des zehnten Monats sahen die Spitzen der Berge hervor."
Und beim Propheten Jeremia, Kapitel 39, Vers 1 steht:
"Denn im neunten Jahr Zedekias, des Königs von Juda, im zehnten Monat kam Nebukadnezar, der König von Babel, und sein ganzes Heer vor Jerusalem und belagerten es."
Reformationsgedenken
Heute gedenken wir eines aus Nürnberg stammenden lutherischen Theologen und Reformators namens Johann Hess. Derselbe war am 23. September 1490 als Sohn eines Kaufmannsehepaares geboren, war ein lutherischer Theologe und Reformator.
Bildquelle: zeugen-christi.de
Sein Schulort war das sächsische Zwickau, sein erster Studienort Leipzig, sein zweiter Wittenberg ab 1510, wo er Jura studierte. Breslau und Neiße in Schlesien waren erste Wirkungsorte. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in Prag wurde er Propst im schlesischen Oels und unternahm 1518/1519 eine Italienreise.
1519 erwarb er dort den Doktortitel und wurde in Rom zum Diakon geweiht. Als er nach Breslau zurückkehrte, wurde er dort 1520 zum Priester geweiht und war ab 1523 Pfarrer, war zweimal verheiratet und blieb daselbst bis zu seinem Tode am 5. Januar 1547. Als er starb, hinterließ er sechs Kinder.
So viel zu seinen wichtigsten Lebensstationen. Er hatte also ein sehr bewegtes Leben, schon rein äußerlich, aber auch innerlich, geistig und geistlich.
Im April 1524 kam es in Breslau zu einem theologischen Streitgespräch über mehrere Tage. Dananch begann er in aller Stille, Wittenberger Ordnungen einzuführen und das Schul- und Armenwesen zu verbessern. Die Neuerungen blieben aber in engen Grenzen, was dem konfessionellen Frieden diente.
Hess hielt jeden weiteren theologischen Streit von Breslau fern. Auch an den großen Auseinandersetzungen im Reich nahm er nicht teil. Er war hochgebildet, hinterließ aber keine literarischen Werke, war also eher ein Pragmatiker. In der Welt der Reformatoren stand er in hohem Ansehen und hielt Briefkontakt mit ihnen. 1541 war er beim Regensburger Religionsgespräch zugegen.
Jemand schrieb über ihn:
Für Hess war die Fürsorge für die Armen in Breslau ein wichtiger Bestandteil seiner Tätigkeiten. Das zeigt sich etwa darin, dass er schon bald nach seinem Amtsantritt Opferkästen an den Kirchen für die Armen in der Stadt aufstellen ließ. Eine Aktion am 8. Mai 1525 rief alle Bedürftigen auf, sich in der Magdalenenkirche zu versammeln. Dort wurden sie u. a. von Ärzten und Ratsherren beurteilt und soweit notwendig in städtische Spitäler eingewiesen.
Täglich wurden, wie aus dem Jahre 1526 berichtet, in den sieben städtischen Spitälern über 500 Arme versorgt. Mehr als 400 Personen erhielten außerhalb derselben Unterstützung an Brot, Kleidung, Hauszins u. ä. m. . Über das ganze Armenwesen wurde vom Magistrat ein Ausschuss berufen, an dessen Spitze Hess stand. Er machte sich ebenfalls verdient um den Baubeginn für das Allerheiligen-Hospital Breslau im Jahr 1526.
Hess wurde vor dem Hauptaltar der Breslauer Magdalenenkirche beigesetzt. Die Reformation Schlesiens hängt aufs Engste mit ihm zusammen: vom Juristen zum Priester, Pfarrer, Reformator und Hauptinitiator der schlesischen Armenfürsorge - sein Werdegang: einfach vorbildlich.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Sinn des Lernens im umfangreichen Sinne ist schließlich, mit den eigenen Gaben und Möglichkeiten, Kenntnissen und Erkenntnissen anderen Menschen zu ihrem Wohle zu dienen. Das wurde am Beispiel des Johann Hess deutlich.
Gewisse erste wichtige Eindrücke in der frühen Jugend, gepaart mit dem Wirken des Heiligen Geistes bilden dabei die Grundlage für ein außerordentlich segensreiches Leben. So war es auch beim zwölfjährigen Jesus. Allein das Lukas-Evangelium erzählt uns, wie er mit seinen Eltern zu einem Fest in Jerusalem im Tempel weilte und von dort tagelang nicht wich, von den Lehrern der Heiligen Schrift lernen wollte und schon früh eine große Geistbegabung an den Tag legte. Es ist übrigens die einzige Geschichte zwischen seiner Geburt und seiner Taufe, aufgezeichnet im 2. Kapitel, die Verse 41 bis 52:
Der zwölfjährige Jesus im Tempel:
Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. Und da die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem und seine Eltern wussten`s nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagesreise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn.
Paula Jordan: Der zwölfjährige Jesus im Tempel.
Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten. Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm:
Mein Sohn, warum hast du uns das getran? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.
Und er sprach zu ihnen:
"Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?"
Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.
Soweit die Erzählung. Wie oft haben mir Konfirmanden erzählt, dass sie selbst und ihre Mitschüler eigentlich eher selten oder nie in der Schule Fragen stellten. Und dann verwies ich immer auf Jesus als Vorbild für Schüler ganz allgemein. Er hörte zu und fragte, war also sehr wissbegierig und ließ sich nicht einfach mit Wissen berieseln.
Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass es heißt: "Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten."
Es müssen also gute Pädagogen gewesen sein, mit denen er zusammensaß, die ihm Impulse gaben, so dass er manche Antworten auf seine Fragen selbst fand. Und sie hörten ihm auch zu. So erkannten sie seine Begabung.
In der Schlosskirche zu Torgau, die Martin Luther am 5. Oktober 1544 eingeweiht hatte, befindet sich gegenüber dem Eingang die Kanzel mit 3 Reliefs zu biblischen Geschichten, deren mittlere eben diese Geschichte erzählt und interpretiert:
Kanzelrelief der Schlosskirche Torgau: Der zwölfjährige Jesus - Foto: Greinke.
Jesus ist oben in der Mitte. Er sitzt in einem Heiligenschrein wie auf einem Thron, nach links schauend und auf ein Buch zu seiner Rechten weisend. Wir sehen 5 weitere Bücher und je 9 Personen, rechts und links all die 6 Stufen hinab von seinen Füßen an, ausdrucksstark ihre Gestik und Mimik, verschieden ihre Kopfbedeckung. Manche schauen hoffnungsvoll zu Jesus auf, andere bitten mit gefalteten Händen, wieder andere zeigen mit dem Finger auf ihn, auch abweisend kritisch prüfend, zynisch grinsend mit gerümpfter Nase.
Rechts oben in der Tür steht einer, den die lange Wanderschaft ermüdet hat. Links neben ihm seine Frau: Josef und Maria, die ihren Sohn suchen.
Mit dem linken Finger zeigt Jesus auf die gleiche Stelle im Alten Testament wie jener, der neben ihm steht und die Gesichtszüge Martin Luthers trägt. Ergo: der Junge auf dem Thron und der Text werden in gleicher Weise bedeutsam.
Sola scriptura - Allein die Schrift: So lautet der erste Grundsatz der Reformation. Entscheidende Norm und Richtschnur über alle Lehren und Meinungen ist, was in den Heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments bezeugt ist. Übrigens: Der zwölfjährige Jesus sitzt barfuß da und trägt das gleiche weiße Gewand wie alle um ihn.
Eine Predigt in Reliefform also, die das Anliegen der Reformation mit dem Anliegen dieser Geschichte vom zwölfjährigen Jesus verbindet. Von Maria heißt es am Ende, dass sie - wie schon zuvor bei Jesu Geburt im Stall von Bethlehem, all diese Geschehnisse in ihrem Herzen bewahrte.
Tun wir es ihr gleich und nehmen dieses Ereignis Jesu in unser Herz auf! -AMEN-
"Allein auf Gottes Wort will ich mein Grund und Glauben bauen" - so der Anfang des Liedtextes im Evangelischen Gesangbuch 195 von Johann Walter aus dem Jahre 1566. Wir hören daraus die erste Strophe.
1. Allein auf Gottes Wort will ich / mein Grund und Glauben bauen. Das soll mein Schatz sein ewiglich, / dem ich allein will trauen. / Auch menschlich Weisheit will ich nicht / dem göttlich Wort vergleichen, / was Gottes Wort klar spricht und richt`, / dem soll doch alles weichen.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen am Anfang des neuen Kalenderjahres für diese Jesus-Geschichte, die schon damals, als sie sich ereignete, viel Hoffnung erweckte. Ich bitte dich: Schenke und erhalte mir allezeit großes Vertrauen in die Heilige Schrift, dass ich daraus immer wieder neu für mein Leben lerne. Hilf mir, dass ich mir angewöhne, alles im Licht deines Wortes zu prüfen und das Beste zu behalten.
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Unsere Andacht schließt mit einem Präludium in h-Moll vom norddeutschen Komponisten D. Meyer aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert.
Lernen ist etwas sehr Schönes, vor allem, wenn man aus dem Leben lernt und sich weiterentwickelt und reift. Ein gutes Reifejahr wünschen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, John Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-