Herzlich Willkommen zu unserer nachweihnachtlichen Andacht! Die Glocken des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums zu Eging am See haben sie eingeläutet.
Weihnachtlich geschmückter Gottesdienstsaal im Katharina-von-Bora Gemeindezentrum in Eging am See. Glocken Eging a. S. - Foto: Greinke.
Foto: Lau-Hartl
Das Kalenderjahr neigt sich dem Ende zu. Heute ist der drittletzte Tag des Jahres. Es ist am Jahresende oder, wie man auch komischerweise sagt "zwischen den Jahren", eine ganz besondere Stimmung da. Die möge durch diese Andacht geistlich aufgefangen und auf ein biblisches Fundament gestellt werden, damit die Freude am Heiland, der für jeden von uns geboren ist, erhalten und weiter gefördert wird. Und da ist egal, in welcher Situation oder in welchem Lebensalter Sie sich befinden.
Die Wintersonnenwende ist vorbei. Ganz allmählich werden die Tage wieder länger. So möge sich Hoffnung breit machen, dass sich in nächster Zeit vieles aufhellt.
Helle Orgelchoralklänge aus dem 17. Jahrhundert von Samuel Scheidt sind jetzt zu hören, und zwar zum Lied "Gelobet seist du Jesu Christ".
Bild: de.tutiempo.net - 29. KiSLeW
Heute Abend gibt`s eigentlich gar kein Mondbild, denn mit Sonnenuntergang beginnt der vorletzte Tag des Mondmonat KiSLeW. Nach biblischer Weise beginnt ein neuer Tag immer mit dem Dunkelwerden am Vorabend. Das sogenannte "Vorabendprinzip" hat sich im Kirchenjahr besonders an 2 Tagen durchgesetzt: Am Nikolaus-Abend, also dem des 5. Dezember, und dann am Heiligen Abend, dem 24. Dezember.
Unser Gedenken gilt heute dem Mann, der in der folgenden Andacht zum heutigen Evangelium eine besondere Rolle spielt: der ansonsten unbekannte Greis Simeon, der geduldig auf den Trost Israels wartete und ihn im Jesus-Kind erkannte. Sein eigentlicher Gedenktag ist in einigen Kirchen der 2., in anderen der 3. Februar. Und sein Name bedeutet: Der Erhörte.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem himmlischen Vater und unserem Herrn Jesus Christus!
Jesus war als ein jüdisches Kind geboren, lebte wie ein Jude und starb als Jude. Ganz am Anfang, 8 Tage nach der Geburt, wurde dieses jüdische Knäblein beschnitten und erhielt den Namen "JeSchUAH" - Der HERR hilft, eingedeutscht "Jesus". Wenn es möglich war, sollte bald, nämlich 40 Tage nach der Geburt des ersten Kindes, dasselbe in den Tempel gebracht werden zu seiner Darstellung. Was heißt das?
Übereignung an Gott, eigentlich eine Bedeutung, die wir in unserer christlichen Tradition auch der Taufe zurechnen: Übereignung an Gott. Wie ich es immer zu den Eltern sage: "Es ist aber nun nicht mehr nur euer Kind, sondern ein Kind Gottes."
Es war damals außerdem üblich, im Tempel ein Opfer darzubringen. Waren die Eltern reich, opferten sie ein großes Tier, vielleicht sogar ein Rind, waren sie arm, opferten sie 2 Tauben. Waren Josef und Maria arm oder reich? Das werden wir gleich in der folgenden Lesung aus Lukas 2, 22-35 erfahren. Wir hören, was passsierte und schon sind wir sozusagen geistlich im damaligen Tempel zu Jerusalem;
Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, auf dass sie ihn darstellten dem Herrn, wie denn geschrieben steht im Gesetz des Herrn: >>Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen <<, und dass sie geben das Opfer, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn: >>ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.<<.
Ganz nach jüdischem Brauch und jüdischer Sitte verhielten sich also Josef und Maria. Und dann geschah etwas Eigenartiges:
Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm.
Wer war wohl dieser alte Mann namens Simeon? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er ein frommer und gottesfürchtiger Mann war. Er hatte also die Geistbegabung der besonderen Ehrfurcht vor dem Heiligen. Er kämpfte nicht gegen das Unrecht, gegen die römische Besatzungsmacht oder sonst was, sondern er wartete geduldig auf den Trost Israels.
Offensichtlich war das sein Wunsch gewesen: Gott möge ihm noch, bevor er stirbt, den Trost Israels zeigen, ihm also ein göttliches Geheimnis offenbaren. Und da heißt es bei Lukas weiter:
Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.
Paula Jordan: Jesu Darstellung im Tempel.
Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
"Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel."
Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich des, das von ihm geredet wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: "Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen; damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden."
Sehr beeindruckend, dieser alte Mann! Er hatte einen Receiver, nein keinen für`s Fernsehgerät, sondern für den Heiligen Geist. Der hätte ihm in einer Antwort auf seinen Wunsch versprochen, er werde solange leben, bis er den Christus des Herrn, den Messias, den von Gott gesalbten Erlöser, mit eigenen Augen gesehen hat.
Meister der Pollinger Tafeln: Darstellung Jesu im Tempel - Foto: Wikipedia.
Und dieser Heilige Geist hat ihm dann auch eingegeben: Jetzt ist es soweit. Jetzt ist er da. Geh in den Tempel. Jetzt wirst du den Höhepunkt deines Lebens und die Erfüllung deines heiligen Wunsches erleben. Im Tempel also traf er die Eltern mit dem Kindlein. Und was machte er dann? Er nahm es auf seine Arme und lobte Gott.
Daran muss ich auch bei jeder Kindestaufe denken. Und deshalb nehme ich gerne auch jedes Taufkind nach der Taufe auf die Arme, als wäre es das Jesuskind.
Ja, und dieses wundervolle Gotteslob hat uns Lukas überliefert, das "Nunc dimitis" zum Nachtgebet oder auch zum heutigen Tag, dem 1. Sonntag nach dem Christfest.
Und das ist die tröstliche Botschaft: Wer je diesen Trost, diesen "Christ des Herrn" gesehen hat, der kann im inneren Frieden aus dieser Welt scheiden, wann immer der Zeitpunkt kommt. -AMEN-
Unter Nr. 800 im bayrisch-thüringischen Evangelischen Gesangbuch steht dieser neutestamentliche Psalm, angereichert mit einem Leitvers davor, der zweimal wiederholt wird:
Bewahre uns, o Herr, wenn wir wachen, / behüte uns, wenn wir schlafen, / auf dass wir wachen mit Christus / und ruhen in Frieden.
Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, * und zum Preis deines Volkes Israel.
Bewahre uns, o Herr, wenn wir wachen, / behüte uns, wenn wir schlafen, / auf dass wir wachen mit Christus / und ruhen in Frieden.
Lob und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, / wie im Anfang, so auch jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigtkeit. -AMEN-
Bewahre uns, o Herr, wenn wir wachen, / behüte uns, wenn wir schlafen, / auf dass wir wachen mit Christus / und ruhen in Frieden.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Du hast vor Zeiten schon eine lebendige Hoffnung und eine heilige Erwartung in viele Herzen gelegt. Du hast dem Simeon Augen und Herz geöffnet, so dass er im Kind von Bethlehem den ersehnten Trost Israels, den Messias erkannte. Dafür danke ich dir und preise deinen heiligen Namen. Ich bitte dich für mich und andere Menschen: Gib und erhalte uns allezeit die Hoffnung auf Jesus Christus, der allein Antwort auf die vielen Fragen und Nöte der Menschen ist. Hilf, dass wir ihn in jeder Lebenssituation erkennen. Und hilf uns, dass auch wir am Ende unseres Lebens sagen können. "Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." Das und noch mehr bitte ich durch ihn, deinen Sohn. Mit seinen Worten bete ich weiter:
VATER UNSER IM HIMMEL..........-AMEN-
Unsere Andacht schließt mit einem weiteren Orgelchoral von Samuel Scheidt, dessen Text aus dem Jahre 1569 stammt und dessen Melodie aus dem Jahre 1575:
Helft mir Gotts Güte preisen, ihr Christen insgemein, mit G`sang und andern Weisen ihm allzeit dankbar sein, vornehmlich zu der Zeit, da sich das Jahr tut enden,
die Sonn sich zu uns wenden, das neu Jahr ist nicht weit.
Gott möge Ihnen schenken, dass Sie dieses vergangene Jahr in Frieden beschließen und zurück in Gottes Hände legen, was auch geschehen sein mag. Er allein kann alles in Segen und zum Guten wenden. Und dann wünschen wir Ihnen keinen guten Rutsch, sondern einen guten "RoSch", also einen guten Anfang des neuen Jahres mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Rainer Sebastian, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-