Es ist als ob die beiden Eginger Glocken rufen: Kehr ein, kehr ein! Adventszeit - eine Einkehrzeit. Ja, Sie können es lernen, bei sich selbst immer wieder einzukehren. Dann kehrt womöglich sogar Gott bei Ihnen ein. Als eine kleine Unterstützung dazu mögen diese und weitere unserer Andachten dienen. Herzlich willkommen dazu!
Orgelmusik möge uns nun einstimmen und empfangsbereit machen für das, was Gott uns heute ins Herz legen will. Wir hören von Alexander Serr, einem zeitgenössischen Komponisten, ein kleines Vorspiel zum Lied "Mit Ernst, o Menschenkinder".
Das Mondbild zeigt uns gerade noch einen richtigen Vollmond. Der KiSLeW - so heißt dieser Monat - hat eben seine Mitte überschritten. Er hat 29 Tage. Sein Name bedeutet: "Dick", vielleicht wegen der dicken Regenwolken, die in dieser Zeit im Heiligen Land zu sehen sind.
Bild: de.tutiempo.net - 15.KiSleW
Lied 17 in unserem Evangelischen Gesangbuch besingt mit jeder Strophe einen Adventssonntag, heute also Strophe 3.
3. Wir sagen euch an den lieben Advent. / Sehet, die dritte Kerze brennt! / Nun tragt eurer Güte hellen Schein / weit in die dunkle Welt hinein. / Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! / Schon ist nahe der Herr.
Wenn man in der Adventszeit eine Kirche betritt, sieht man am Altar, an der Kanzel oder am Lesepult: Die liturgische Farbe ist violett, die Farbe der Besinnung vor Gott. Das gilt auch für die Stola des Liturgen.
Gedenken:
Am 3. Advent gedenken wir Evangelische jenes Mannes, der die Taufe erfunden hat und als Vorläufer und eigentlich erster Zeuge des Messias in die Geschichte eingegangen ist: Johannes der Täufer. Freilich, sein wichtigster Gedenktag im Kirchenjahr ist der 24. Juni, an welchem man seiner Geburt gedenkt. Am 3. Advent gedenken wir seines Wirkens und seines Martyriums.
Die biblische Überlieferung kennt von ihm folgende Ereignisse:
Er ist ein halbes Jahr älter als Jesus. Sein Vater hieß Zacharias, ein Priester, also nicht jüdischer, sondern levitischer Abstammung. Der Name seiner Mutter: Elisabeth. Niemand zuvor in seiner Verwandtschaft trug schon seinen Namen. Der ursprüngliche hebräische Name ist ChaNaNJaH und bedeutet: "Gott ist gnädig".
Johannes predigt in der judäische Wüste - Foto: bibel-de.org
Als er erwachsen wurde, traf ein Prophetenwort in sein Herz: "Bereitet dem HERRN den Weg!" Wir können sagen: Ein Bibelwort und ein Mensch treffen sich. Johannes wählte die Wüste bzw. den Wüstenrand am Ostufer des Jordans als seinen Wirkungsplatz. Er hatte also kein Lehrhaus, war aber - im Unterschied zu Jesus - auch kein Wanderprediger. Er wirkte im Freien, aber immer am selben Ort, und zwar als Prediger.
Wir kennen heute die Stelle. Sie liegt etwa 11 km nördlich vom Toten Meer. Von ihm heißt es, er kleidete sich mit einem Gewand aus Kamelhaaren. Und er aß wilden Honig und Heuschrecken. Nebenbei bemerkt: Heuschrecken sind koscher und durchaus essbar, obgleich für uns ungewohnt.
Zu ihm kamen die unterschiedlichsten Leute: Priester, Händler, Soldaten, Handwerker, Männer und Frauen. Seine Predigt enthielt harte Worte, ja Beschimpfungen, wie "Ihr Schlangenbrut". Er rief zur Buße auf.
"Alles auf Anfang stellen" und nach Untergetaucht werden und Durchschreiten des Jordans mit gereinigter Seele erneut das Heilige Land betreten, das war seine Tauf-Idee, die er auch umsetzte.
Er hatte einige Jünger. Ihnen stellte er Jesus vor mit den Worten: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünden trägt."
Er kritisierte König Herodes Antipas wegen seiner unrechtmäßigen Ehe mit der Frau seines Bruder, was ihm das Gefängnis und schließlich den frühen gewaltsamen Tod durch Enthauptung um das Jahr 30 einbrachte.
Jesus hatte sich auch von ihm taufen lassen und sagte von ihm:
"Er ist mehr als ein Prophet."
Und:
"Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer."
Solch hohes Lob hatte Jesus keinem anderen zugedacht, weder Abraham, noch Mose, noch sonst wem. Und in allen 4 Evangelien wird er genannt als der große Bußprediger und Täufer.
Wir feiern unser Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Wo stammt das Wort her, das so sehr auf Johannes den Täufer traf und auch zutraf, das er sich so zu Herzen nahm und in die Tat umsetzte wie keiner vor ihm? Es stammt aus dem längsten aller Prophentenbücher bzw. historisch gesagt aus der längsten prophetischen Schriftrolle, die es je gab, die den Namen Jesaja trug.
Dieselbe ist dreigeteilt: Der erste Teil bis zum Kapitel 39 stammt vom ursprünglichen Propheten Jesaja aus der Zeit um 700 vor Christus, der zweite in den Kapiteln 40-55 im 550 vor Christus von einem aus der Jesaja-Prophetenschultradition, der dritte ist noch einige Jahrzehnte jünger.
Den zweiten Teil hat Martin Luther "Das Trostbuch von der Erlösung Israels" genannt. Nicht ohne Grund, denn das Volk Israel war geteilt. Die Stämme des Nordreiches waren untergegangen - das ist die gängige Meinung bis heute, auch wenn sie nicht ganz stimmt.
Und die beiden Stämme des Südreiches Juda und Benjamin waren in die Verbannung nach Babylon zwangsumgesiedelt, jedenfalls die Oberschicht, die Mittelschicht und weitere große Teile der Bevölkerung. Nur wenige Menschen durften im Lande bleiben.
Die Entführten durften in Babylon alles, sogar hohe politische Ämter bekleiden, was auch geschah. Die durften nur eines nicht: in ihre Heimat zurückkehren. Das sollte sich aber irgendwann ändern. Die Sehnsucht nach der Heimat sollte gestillt werden. So gab es "Des HERRN tröstendes Wort für sein Volk" - wie Luther den ersten Abschnitt überschrieb, gleich zu Beginn deses Trostbuches.
Wir hören und genießen die Worte in den Versen 1-11:
"Tröstet, tröstet mein Volk!", spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden."
Bild: medienarche.de
Es ruft eine Stimme: "In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden: denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbar werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat`s geredet." Es spricht eine Stimme: "Predige!", und ich sprach: "Was soll ich predigen?"
bild: medienarche.de
"Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg: Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen."
"Tröstet, tröstet!" Dieses schöne Wort steht ganz am Anfang. Wie viele Menschen lebten und starben bisher ungetröstet? Wie viele Menschen haben damals zuerst im eigenen Land, dann in der Fremde unter der Gottlosigkeit der Oberen gelitten, waren die gleichsam unschuldig Mitbestraften? Wie viele Menschen empfanden sich in der Wüste als dem Ort der Ausweglosigkeit?
Wenn dann seitens des Propheten von Weg und Bahn in der Wüste die Rede war, dann fühlten sie sich verstanden und ihre Not als von Gott wahrgenommen. Er selbst lässt für sich einen Weg durch die Wüste bahnen hin zu den schier verlorenen Menschen.
Viele von ihnen erlebte sich selbst und einander als geradezu verdorrtes Gras, moralisch ausgedorrt und bisher ohne Chance. Und das Heilige Land war ja auch wie verdorrt. Aber da ertönt der Ruf zur Freude, zu neuer Zukunftshoffnung mit dem Hinweis: "Siehe, da ist euer Gott!" Er kommt gewaltig, aber mit einer sehr positiven, ja zärtlichen Macht. So etwas war bisher in keines Menschen Gedankengut. Das war völlig neu. Wie ein guter Hirte, der das verletzte Schäfchen trägt, wird er sein.
Liebe Leute! So ist Gott. Er lässt die Zeit heranreifen und greift dann zärtlich umsorgend ein, die geschundenen Seelen zu heilen. Das hatte der zweite Jesaja zu verkündigen. Und auch Johannes der Täufer nahm es in seiner Zeit als seine Aufgabe wahr, für die er mit seinem Leben und Sterben einstand.
Wenn er das Unrecht anprangerte und die verschiedensten Menschen zur Umkehr in Richtung Reich Gottes bewegte, dann war das für viele Zeitgenossen der große Trost.
Und so soll es auch heute sein: Unrecht aller Art gibt es mehr als zu viel. Darunter Leidende ebenso. Und viele sind für die Trostbotschaft verschlossen oder kennen sie gar nicht. Dem muss abgeholfen werden. Gott will sich zu allen Leidenden unserer Zeit einen Weg bahnen, gewiss auch zu manchem unter uns. Wer aber Kraft dazu hat, baue mit an der Gottesbahn in Richtung Menschheit. -AMEN-
Das Lied 10 in unserem Evangelischen Gesangbuch mahnt, ruft, lädt, tröstet und gibt Worte des Gebets:
1. Mit Ernst, o Menschenkinder, / das Herz in euch bestellt; / bald wird das Heil der Sünder, / der wunderstarke Held, / den Gott aus Gnad allein / der Welt zum Licht und Leben / versprochen hat zu geben, / bei allen kehren ein.
2. Bereitet doch fein tüchtig / den Weg dem großen Gast; / macht seine Steige richtig, / lasst alles, was er hasst: / macht alle Bahnen recht, / die Tal lässt sein erhöhet, / macht niedrig, was hoch stehet, / was krumm ist, gleich und schlicht.
3. Ein Herz, das Demut liebet, / bei Gott am höchsten steht; / ein Herz, das Hochmut übet, / mit Angst zugrunde geht; / ein Herz, das richtig ist / und folget Gottes Leiten, / das kann sich recht bereiten, / zu dem kommt Jesus Christ.
4. Ach mache du mich Armen / zu dieser heilgen Zeit / aus Güte und Erbarmen, / Herr Jesu, selbst bereit. / Zieh in mein Herz hinein / vom Stall und von der Krippen, / so werden Herz und Lippen / dir allzeit dankbar sein.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Du bist bei uns Gott, du Ewiger, der du vor aller Zeit bist und nach aller Zeit. Du bist uns erschienen in der Mitte der Nacht. Du zeigst uns, was der Sinn des Lebens sei. Du eröffnest uns deinen Willen und unseren Auftrag. Du deutest uns deine Gedanken in dem Weg, der mit diesem Kind beginnt. Kehre nun ein in unsere Herzen, durchdringe uns. Dringe aus uns hervor, mach uns zu Boten deines Lichts und deines Friedens, dass wir unseren Weg finden zu allen, die deines Lichts und deines Friedens bedürfen. Mach uns zu lebendigen Zeichen deiner Gegenwart, wo immer die Gewalt regiert, die Angst und das Leid. Dein sind wir im Dunkel dieser Welt und in Ewigkeit. -AMEN-
Mit den Worten Jesu beten wir weiter:
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Gerne verweise ich auch auf das "Samenkörnlein" zum Thema "Taufe" auf unserer Internetseite. Einen musikalischen Vorgeschmack auf die Zärtlichkeit Gottes gibt es zum Abschluss dieses Programms mit einem Siciliano aus der Feder des englichen Komponisten William Walond, der von 1719-1768 lebte.
Wir wünschen Ihnen zweierlei: Die heilsame Erfahrung der Zärtlichkeit Gottes und viel Kraft und Kompetenz beim Gottesbahnbau. In diesem Sinne verbleiben mit herzlichen Adventsgrüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Duo Pepper, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-