Das Glockengeläut der Evangelisch-Lutherischen Erlöserkirche zu Vilshofen rief soeben zur Andacht mit Gedenken. Für viele sind das vertraute Klänge. Wir möchten Sie dazu recht herzlich begrüßen und wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit, die Sie im Glauben stärkt.
Orgelklänge sollen jetzt folgen, und zwar von Samuel Scheidt, der in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkte und viele Orgelchoräle komponiert hat, so auch zu dem Lied "Nun komm, der Heiden Heiland", Wir hören 2 Varianten.
Das Mondbild zeigt uns - so der Nachthimmel nicht bedeckt ist - einen Halbmond. Die Rundung ist rechts; wir sind beim 8. Tag des Mondmonats KiSLeW.
Bild: de.tutiempo. net - 8. KiSLeW
Lied 17 in unserem Evangelischen Gesangbuch hat eine Strophe für jeden Adventssonntag, heute also Strophe 2.
2. Wir sagen euch an den lieben Advent. / Sehet, die zweite Kerze brennt! / So nehmet euch eins um das andere an, / wie auch der Herr an uns getan. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! / Schon ist nahe der Herr.
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Wir lernen in unserem heutigen Gedenken einen rebellischen Reformator und in der Andacht einen rebellischen Prophetentext kennen.
Reformationsgedanken
Am 8. Dezember 1556 oder 1558 starb in Wittenberg Johann Forster. Er war ein deutscher lutherischer Theologe des 16. Jahrhunderts, Sprachwissenschaftler und Reformator.
Kupferstich 1562 unbekannter Herkunft: Johann Forster.
Geboren wurde er am 10. Juli 1496 in Augsburg als Sohn eines Schlossers. Nach dem Schulbesuch begann sein Studium 1515 an der Universität Ingolstadt, wo er 1520 Magister der freien Künste wurde.
Bei Johannes Reuchlin, dem Großonkel Melanchthons, erwarb er umfangreiche Kenntnisse in der hebräischen Sprache.
Zu seinen weiteren Lebensstationen gehörten Leipzig und Zwickau, wo er Luther kennenlernte, 1529 seinem Ruf nach Wittenberg folgte und dort Prediger, Diakon und Bibelübersetzer wurde. Forster gehörte damals zu den täglichen Tischgenossen im Hause Luthers. 1535 kehrte er für 3 Jahre in seine Heimatstadt zurück, eher er nach Tübingen kam, erst dort 1539 seinen Doktor der Theologie machte und zum Hebräisch-Professor ernannt wurde.
Sein Festhalten an den Ideen der Reformation brachte ihm jedoch 1541 den Verlust seines Amtes ein. Er ging nach Nürnberg, führte auch in Regensburg und 1544 im Henneberger Land die Reformation ein und landete schließlich nach einjährigem Aufenthalt in Merseburg.
Er lehrte 1549 auf dem Lehrstuhl des Professors für Theologie und der hebräischen Sprache an der Wittenberger Universität und auf der damit verbundenen Predigerstelle sowie auf der Kanzel der Schlosskirche.
Forster war verheiratet und hatte mehrere Töchter. Er war einerseits ebenso ein Poltergeist wie Martin Luther, andererseits fast ebenso hochgebildet wie Philipp Melanchthon. In seinen letzten Lebensjahren konnte Forster noch sein großes wissenschaftliches Lebenswerk, ein vielbändiges hebräisch-lateinisches Lexikon, vollenden, ehe er am 8. Dezember 1556 starb.
Ihm war es um die Sache der Reformation zu tun. Nie ließ er sich verbiegen oder zum Schweigen bringen - eben ein unbequemer Rebell für die Sache Gottes.
Lucas Cranach - Dessauer Altar - 2. rechts neben Christus: Johann Forster.
Obwohl er auf einigen Cranach-Bildern zu sehen ist: Man kann ihn den "fast vergessenen Reformator" nennen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie Sie wissen, ist der Name unseres evangelischen Kirchleins mit seinen etwa 120 Sitzplätzen "Erlöserkirche" - ein sehr schöner Name, der zuerst an Jesus Christus erinnert, den wir als unseren Erlöser verehren.
Doch schon vor Christus wurde Gott selbst als "Erlöser" genannt und verehrt. Ja, neben "HERR", "Hirte", "König", "Schöpfer", "Name", "Heiliger" und anderen Begriffen ist der Begriff "Erlöser" einer der feierlichen Umschreibungen des eigentlichen Gottesnamens, der mit den 4 hebräischen Buchstaben JHWH geschrieben wird. Dieser Name bedeutet auf Deutsch: "Ich bin für Dich, für Euch da" bzw. "Ich werde für Dich, für Euch da sein."
Konkret machten die Israeliten all die Erfahrung mit Gott, die sie zu diesen lobpreisenden Benennungen Gottes anregten. Doch es gab auch schwere Zeiten. Da blieben solche wunderbaren Erfahrung aus und ließen sehr lange auf sich warten.
Woran lag das? Gewiss auch an einer Menge Verfehlungen der Menschen, wenn diese ihre eigenen Wege gingen ohne Gott und Entscheidungen Treffen, die Gott nicht gutheißen kann. Oder wenn ihnen Gott einfach gleichgültig geworden ist. Ja, wenn sich vielleicht sogar Aberglauben und Götzendienst im sogenannten "Gottesvolk" ausgebreitet hatten.
Und wenn das Gottesvolk dann die Folgen seines Denkens und Handelns zu spüren bekam, dann fragten sie plötzlich nach Gott und riefen nach ihm, wie es im Prophetenbuch des Jesaja im 63. und 64. Kapitel geschrieben steht:
"So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater: >>Unser Erlöser<<, das ist von alters her dein Name. Warum lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind!"
Die Warum-Frage hört man bis heute oft nach einem schweren Schicksalschlag: Warum hat Gott das zugelassen? Oder wo war da Gott? Nicht immer, aber oft kann man diese letztere Frage so beantworten: "Da wo Du ihn hingestellt hast, als es Dir gutging." Gott drängt sich nämlich niemanden auf.
Und auch das stimmte und stimmt immer wieder, wenn auch in Variationen.
"Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde."
Wenn es schon damals Zeiten gab, in denen sich das Gottesvolk kaum oder gar nicht von den anderen unterschied, dann trifft das heute in weitaus größerem Maße zu. Und da muss man fragen: "Wo bleibt ihr lieben Christen mit eurem Glauben? Wo übt ihr euch kritsich all diese scheinbar fortschrittlichen Ideologien, wie es schon Paulus anmahnte? Wo bekennt ihr euch zu eurer Taufe und zur Taufe der anderen? Wo lasst ihr erkennen, dass wir Christen alle Glieder des Leibes Christi und Glaubensgeschwister sind, Gotteskinder?"
Bild: seripture - images.com
"Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten - und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! - und das man von alters her nicht vernommen hat."
Früher waren es feindliche Völker, die das Volk Israel bedrängten. Das ließ Gott immer dann zu, wenn sich sein Volk nicht von den anderen positiv unterschied und sich an die "Welt" anpasste und anglich, wenn sich nicht wenige des eigenen Volkes zu Gottes Feinden gemacht hatten wegen ihrer feigen Anpassung.
Und wenn wir diesen Maßstab an die liebe, weithin lasch und beeinflussbar gewordene Christenheit übertragen, dann stellen wir fest: Es hat sich nichts geändert. Vielleicht ist sogar vieles schlimmer geworden.
Drum bleibt die dringende Bitte: Gott möge den Himmel aufreißen und diesem Treiben der Gottlosen, die so viele Leute verführen, endlich ein Ende setzen. Gott möge sich wieder Respekt und Ehrfurcht verschaffen, weil sonst die ganze Schöpfung wegen der selbsternannten Weltenretter zugrunde geht.
Das alles ist wohl war und bringt ernsthafte Christen in eine geradezu heilige Unruhe. Aber es kommt noch etwas hinzu, eine lebendige Gewissheit, verbunden mit der Hoffnung, dass Gott sein Volk nicht zugrunde gehen lässt. Er wird es retten und seine Feinde alt aussehen lassen und beschämen. Drum mündet dieser rebellische Abschnitt aus dem Prophetenbuch Jesaja, der wie ein Psalm klingt, in folgende Worte der Zuversicht:
"Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohltut denen, die auf ihn harren."
Es lohnt sich also, von Gott und von niemand anderem Hilfe und Rettung, ja Erlösung zu erwarten. Er möge auch entscheiden, wie er hilft, rettet und erlöst. - AMEN-
Im folgenden Lied 7 im Evangelischen Gesangbuch: "O Heiland, reiß die Himmel auf" ist dieser Jesaja-Text verdichtet und vertont.
1. O Heiland, reiß die Himmel auf, / herab, herab vom Himmel lauf, / reiß ab vom Himmel Tor und Tür, / reiß ab, wo Schloss und Riegel für.
2. O Gott, ein` Tau vom Himmel gieß, / im Tau herab, O Heiland, fließ. / Ihr Wolken, brecht und regnet aus / den König über Jakobs Haus.
3. O Erd, schlag aus, schlag aus, O Erd, / dass Berg und Tal grün alles werd. / O Erd, herfür dies Blümlein bring, / O Heiland, aus der Erden spring.
4. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, / darauf sie all ihr Hoffnung stellt? / O komm, ach komm vom höchsten Saal, / komm, tröst uns hier im Jammertal.
5. O klare Sonn, du schöner Stern, / dich wollten wir anschauen gern; / O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein / in Finsternis wir alle sein.
6. Hier leiden wir die größte Not, / vor Augen steht der ewig Tod. / Ach komm, führ uns mit starker Hand / vom Elend zu dem Vaterland.
7. Da wollen wir all danken dir, / unserm Erlöser, für und für; / da wollen wir all loben dich / zu aller Zeit und ewiglich.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus, du kamst und kommst in diese Welt, um uns zu erlösen. Dafür danke ich dir und bitte dich: Stärke mich und alle anderen Christen in dem Bewusstsein, von der Macht des Bösen befreit zu sein, und in der Vorfreude auf deinen allumfassenden Sieg. Und erbarme dich aller, die nur die Schrecken dieser Welt vor Augen haben, nicht aber die lebendige Hoffnung auf dich, der du uns so zum himmlischen Vater beten gelehrt hast:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
"Tochter Zion, freue dich" - mit Orgeltönen von Georg Friedrich Händel zu diesem Lied beenden wir unsere Andacht nach dem Segensspruch.
Ein bisschen aufmüpfig für Gott zu sein, tut allen gut, gerade in dieser Adventszeit.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Hannes Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-