Im Turm der evangelischen Kreuzkirche zu Aidenbach in Niederbayern befinden sich zwei Glocken, die soeben diese Andacht samt Gedenken eingeläutet haben. Und wir möchten Sie dazu ganz herzlich begrüßen.
Bild: Greinke
Heute ist Neumond. Der 9. Mondmonat biblischer Zählung namens KiSLeW, gleichzeitig der 3. im Mondjahr, ist da, und mit dem heutigen 1. Dezember beginnt auch ein neuer Sonnen-Kalender-Monat, eine neue Woche sowieso und ein neues Kirchenjahr.
Bild: de.tutiempo.net - 1. KiSLeW
Wir haben also 5 Anfänge: Tag, Woche, zwei verschiedenen Kalendermonate und Kirchenjahr. Das kommt äußerst selten vor.
Adventslieder und dazu passende Orgelmusik, eine Psalm-Liturgie, ein Komponist und ein geheimnisvoller Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium bestimmen heute unser Programm.
Wir sagen euch an den lieben Advent. / Sehet, die erste Kerze brennt! / Wir sagen euch an eine heilige Zeit. / Machet dem Herrn den Weg bereit. / Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! / Schon ist nahe der Herr.
Foto: Wikipedia.org
Alljährlich erinnerte sich das Gottesvolk an den Einzug der Bundeslade in dem Tempel mit einer Zeremonie, die uns im Psalm 24 überliefert ist. Wir wollen sie heute ins Bewußtsein bringen.
Eine Gemeindegruppe ist unterwegs zum Heiligtum. Ihre Teilnehmer bringen sich durch Lobgesang in Stimmung:
Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, / der Erdkreis und die darauf wohnen.
Denn er hat ihn über den Meeren gegründet / und über den Wassern bereitet.
Die Gruppe hat den Tempelberg erreicht. Ihr Sprecher fragt nach den Eintrittsbedingungen:
Wer darf auf den HERRN Berg gehen, / und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
Ein Priester antwortet:
Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, / wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug / und nicht falsche Eide schwört: der wird den Segen vom HERRN empfangen / und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.
Der Priester stellt die Kultfähigkeit fest und kündet die Gruppe durch Gebetsruf bei Gott an:
Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, / das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs.
Die Gruppe steht vor dem Tempeltor. Nun ertönt der Aufruf, die Tore zu öffnen, für sie und den König der Ehren:
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, / dass der König der Ehre einziehe!
Der Torhüter fragt nach dem König. Er will die Parole hören:
Wer ist der König der Ehre?
Die Gruppe antwortet mit der richtigen Parole:
Es ist der HERR, stark und mächtig, / der HERR, mächtig im Streit.
Nun wiederholt sich der Vorgang, um jeden Irrtum auszuschließen:
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, / dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre?
Es ist der HERR Zebaoth; / er ist der König der Ehre.
Die Gruppe zieht feierlich ein.
Georg Weissel, ein ostpreußischer Pfarrer, übertrug die Gedanken des 24. Psalms auf den Einzug Christi in unsere Herzen. "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit"; sein berühmtes Adventslied steht zu Recht als Nr. 1 in unserem Evangelischen Gesangbuch. Wir hören daraus die Strophen 1 und 4.
1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; / es kommt der Herr der Herrlichkeit, / ein König aller Königreich, / ein Heiland aller Welt zugleich, / der Heil und Leben mit sich bringt; / derhalben jauchzt, mit Freuden singt: / Gelobet sei mein Gott, / mein Schöpfer reich von Rat.
4. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, / eu´r Herz zum Tempel zubereit`. / Die Zweiglein der Gottseligkeit / steckt auf mit Andacht, Lust und Freud; / so kommt der König auch zu euch, / ja, Heil und Leben mit zugleich. / Gelobet sei mein Gott, / voll Rat, voll Tat, voll Gnad.
Gedenken
Johann Herman 1615: Johann Eccard - Foto: snl.no
Johann Eccard gilt heute unsere Aufmerksamkeit. Sein genaues Geburts- und Sterbedatum wissen wir nicht. Bekannt ist nur, dass er 1553 in Mühlhausen/Thüringen geboren wurde und im Herbst 1611 in Berlin starb.
Johannes Eccard war als Sängerknabe Mitglied der Hofkapelle Weimar. Als Schüler von Ludwig Helmbold wirkte er kurze Zeit als Sänger in München und machte von dort aus eine Studienreise nach Venedig. Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Heimatstadt Mühlhausen wurde er 1574 als Organist nach Augsburg berufen.
1579 wechselte er nach Königsberg in die Dienste des dortigen Markgrafen, der ihn für seine Hofkapelle engagierte. Hier wurde er bald darauf Vizekapellmeister, dann aber erst 1604 Kapellmeister. 1608 folgte er einem Ruf als kurfürstlicher Kapellmeister und Domkantor an den Hof nach Berlin, wo er auch mit 58 Jahren starb.
Er schuf etwa 250 geistliche und weltliche mehrstimmige Lieder. Dabei vertonte er oft Texte von Ludwig Helmbold, so auch folgenden:
1. Über`s Gebirg`Maria geht / Zu ihrer Bas` Elisabeth. / Sie grüßt die Freundin, die vom Geist / Freudig bewegt Maria preist / Und sie des Herren Mutter nennt. / Maria ward fröhlich und sang: / Mein` Seel` den Herrn erhebet, / Mein Geist sich Gottes freuet; / Er ist mein Heiland, fürchtet ihn, / Er will allzeit barmherzig sein.
2. Was bleiben immer wir daheim? / Lasst uns auch auf`s Gebirge geh´n, / Da eins dem andern spreche zu / Des Geistes Gruß das Herz auftu`, / Davon es freudig werd` und spring` , / Der Mund in wahrem Glauben sing` : / Mein`Seel `den Herrn erhebet, / Mein Geist sich Gottes freuet; / Er ist mein Heiland, fürchtet ihn, / Er will allzeit barmherzig. sein.
Johann Eccard komponierte dazu einen 5stimmigen Chorsatz. Wir hören jetzt eine 3stimmige Bearbeitung für Orgel.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Umstände der Geburt Jesu sind uns im Matthäus-Evangelium und im Lukas-Evangelium überliefert, bei Lukas ausführlicher in einer Vorgeschichte, die mit der Erzählung der Umstände der Geburt Johannes des Täufers beginnt, dessen Mutter eine gewisse Elisabeth ist.
Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als sie von Maria besucht wurde, nachdem der Engel ihr die Geburt des Heilandes verkündet hatte. So die Erzählung des Lukas. Eine sehr eigenartige Erzählung, in der sich auch schon der Wegbereiter und der Heiland einander gleichsam vorgeburtlich begegnen:
Marias Besuch bei Elisabeth
Zeichnung: Elisabeth Reuter - Maria besucht Elisabeth.
Maria aber stand auf in diesen Tagen und ging auf das Gebirge eilens zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth.
Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des Heiligen Geistes voll und rief laut und sprach:
"Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn."
Und Maria sprach.
"Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unseren Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit."
Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.
Elisabeth bekennt sich voller Freude samt ihrem Embryo zu Maria als der Mutter ihres Herrn und damit auch zu ihrem Herrn, obwohl dieser noch gar nicht geboren wurde. Es ist also das erste und auch das erstmöglichste Bekenntnis zu Jesus Christus, unserem Herrn und Heiland. Dass ihr eigenes Kind ebenfalls eine alle Propheten überragende Bedeutung haben sollte, verschweigt sie.
Maria aber tat ihren Mund auf und bekannte sich zu Gott mit einem Psalm, den ganz ähnlich schon eine gewisse Hanna, die Mutter des Propheten Samuel, gebetet hatte:
Dass Gott barmherzig ist und sich der Niedrigen und Hungernden erbarmt, ein Gott der Armen ist und sich um sie kümmert. von solch einem Gott wussten die Völker damals nicht. Die Götter waren immer die der Reichen und Mächtigen.
So signalisierte Lukas etwas ganz Neues in der Menschheitsgeschichte, was aber schon etwa 1400 Jahre im Bewusstsein des Gottesvolk herangereift war. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen zu proklamieren, wer und was die Welt rettet und ihr wirkliche Frieden bringen kann.
So seltsam diese Begegnungsgeschichte auch anmutet, hat sie doch in den Worten beider Frauen eine enorme Wirkungsgeschichte. Man denke an die vielen Verdichtungen und Vertonungen, auch die von Johann Eccard, dann im "Ave Maria" und im Magnificat", dem Lobgesang der Maria, als sehr bedeutende Güter der christlichen Tradition.
Warum? Weil sie etwas in der Tiefe unserer Seelen ansprechen, was darauf wartet, angesprochen zu werden. Und wenn Sie sich angesprochen fühlen von den Worten der Elisabeth und der Maria, dann können Sie sich sehr freuen. -AMEN-
Lied Evangelisches Gesangbuch 309 folgt jetzt: "Hoch hebt den Herrn, mein Herz und Seele". Ein Lied-Magnificat.
1. Hoch hebt den Herrn mein Herz und meine Seele, / den großen Gott, dem ich mein Heil befehle. / Dass er mein Heiland ist, frohlockt mein Geist, / der seinen Gott, den Herrn und Retter, preist.
2. Er hat auf meine Niedrigkeit gesehen, / und große Dinge sind an mir geschehen. / Barmherzig ist er jeglichem Geschlecht, / wo Furcht des Herrn bewahrt sein heilig Recht.
3. Gewaltige stößt er von ihren Thronen; / wer niedrig stand, darf hoch in Ehren wohnen. / Die Reichen lässt er leer im Überfluss, / macht Arme reich, macht satt, wer darben muss.
4. Er denkt wohl der Barmherzigkeit und Güte, / dass er die Seinen väterlich behüte. / Wie er verhieß: sein Volk, sein Eigentum / bleibt ewiglich zu seines Namens Ruhm.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel!
Kein König ist dem gleich, den du als Messias, als Christus in die Welt gesendet hast. Dafür preise ich dich und die wahre Königsherrschaft, die mit Jesus von Nazareth begonnen hat. Ich bitte dich um ein gesegnetes neues Kirchenjahr, dass sich das Reich der Liebe ausbreiten möge. Wehre allen, die ihre Macht missbrauchen. Erleuchte viele Menschen mit dem Licht der Wahrheit. Mit den Worten Jesu beten wir weiter.
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Eines der ältesten Adventslieder ist "Nun komm, der heiden Heiland" Johann Sebastian Bach hat daraus ein akustisches Tonbild mit einem Treppenmotiv für Orgel komponiert, was den vom Himmel herabsteigenden Heiland symbolisiert. Das hören wir am Ende nach dem Segen.
Wir wünschen allen eine gesegnete Adventszeit! Mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Duo Pepper, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-