Es läuteten soeben die beiden Glocken des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums zu Eging am See. Sie rufen zu Besinnung und Andacht. Ihre regelmäßig wiederkehrenden Klänge geben uns zuverlässig Kunde davon, dass jetzt erneut gute Botschaft von Gott nahegekommen ist, und zwar jedem Menschen, der empfangsbereit ist, ganz perslönlich, so auch Ihnen. Seien Sie herzlich willkommen!
Bild: Greinke
Im Gedenken stellen wir den wohl wichtigsten der sogenannten "Apostolischen Väter" vor. Und in der Andacht macht uns das biblische "Prinzip Hoffnung" Hoffnung.
Das Mondbild zeigt den abnehmenden Mond, nämlich den 23. CHeSchWaN. Die Mondsichel wird immer schmaler. Wie schon unlängst erwähnt, heißt er auch "MaR-CheSchWaN". Mar bedeutet sowohl "bitter" als auch "Wassertropfen". In diesem Mondmonat gab es in der israelitischen Tradition keine Feste und Feiern. Er soll aber viel Unheil und Missgeschick für das Heilige Land gegeben haben.
Bild: de.tutiempo.net - 23. CheSchWaN
In der hebräischen Bibel, unserem Alten Testament, hat der Monat aber einen anderen Namen: "BUL". Im ersten Buch der Könige, Kapitel 6, Vers 38 heißt es: "Und im elften Jahre, im Monat BUL, das ist der achte Monat, war das Haus - gemeint ist der Tempel - fertig..." Er wurde erst 11 Monate später eingeweiht.
Das Wort "BUL" kommt von "MaBUL" - Sintflut. Dieselbe soll nach biblischer Überlieferung in diesem Monat stattgefunden haben. Sintflutartige Regenfälle hat es in diesem Monat in Ostspanien und anderswo in der Welt gegeben - welch ein Zufall?!
Das Kirchenjahr hat seinen letzten Sonntag, seinen letzten Wochenbeginn erreicht, den Totensonntag, wie er im Volksmund heißt. Ewigkeitssonntag wird er im christlichen Sprachgebrauch und im liturgischen Kalender des Kirchenjahres genannt - ein viel hoffnungsvolleres Wort.
Orgelmusik vom Breslauer Organisten Adolf Friedrich Hesse aus dem 19. Jahrhundert kommt uns jetzt zu Ohren: Ein Stück in F-Dur mit der Tempobezeichnung "Sanft bewegt".
Gedenken
Es gab zu Beginn der Kirchengeschichte die Apostel, das weiß wohl jeder Christ. Weniger bekannt ist, wie man diejenigen der ersten Generation nach den Aposteln nannte: "Apostolische Väter". Dieselben lebten in der Zeit etwas zwischen 50 und 150 n. Christus.
Clemens von Rom auf einen Mosaik aus dem 11. Jahrhundert - Bild: Wikipedia
Ein sehr wichtiger von ihnen war Clemens I., auch Clemens von Rom genannt, der um 50 in Rom geboren wurde und zwischen 97 und 101 wahrscheinlich daselbst starb - ob als Märtyrer ist nicht gesichert. Die biographischen Datenangaben sind nur sehr schwach belegt. Heute, am 23. November, ist neben anderen sein wichtigster Gedenktag.
Er war als Bischof von Rom höchstwahrscheinlich dritter Nachfolger des Apostels Petrus. Clemens ist auch die erste bedeutende Gestalt des Christentums nach dem Apostel Paulus, von der umfangreicheres und einigermaßen sicheres Quellenmaterial zur Verfügung steht.
Nach einer Überlieferung wurde Clemens als junger Gelehrter von Barnabas getauft und zu Petrus geführt und wurde von ihm zum Nachfolger als römischer Gemeindevorsteher bestimmt. Nach dem Tod von Petrus wollte er diese Wahl nicht annehmen, überließ erst zwei anderen das Amt, wurde aber um das Jahr 88 gedrängt, das Amt zu übernehmen, das er bis 97 innehatte, wie es die frühen Papst-Verzeichnisse angeben.
Sein Brief aus dem Jahre 96, den man den "Ersten Clemensbrief" nennt, war an die Gemeinde in Korinth gerichtet, weil es dort Streit gab. Er dokumentiert den sehr frühen Versuch, als Bischof von Rom kirchenrechtlich Einfluss auf andere Gemeinden zu nehmen. Deshalb ist er für die Geschichte des Papsttums von großem Interesse.
Dieser überaus lange Brief besteht aus 65 Kapiteln. Darin beschreibt er die Situation der römischen Gemeinde am Ende des ersten Jahrhundert, die auch unter Verfolgung fest in Glaube und Liebe zusammenhielt. Clemens erinnert auch daran, dass den einzelnen Gliedern des Leibes Christi gemäß der empfangenen Berufung verschiedene Dienste und Aufgaben zukommen.
Im 16. Kapitel wird Christus als Vorbild in der Demut dargestellt: "Den Demütigen gehört nämlich Christus, nicht denen, die sich erheben über seine Herde. Das Zepter der Majestät Gottes, der Herr Jesus Christus, ist nicht erschienen in prahlerischem und auffallendem Prunke, obwohl er es gekonnt hätte, sondern in Demut, wie der Heilige Geist von ihm verkündet hatte: ..."
Den sogenannten "Zweiten Clemensbrief" hat Clemens sehr wahrscheinlich nicht selbst verfasst. Er gilt dennoch als bedeutend und als die vermutlich älteste erhaltenen nachneuttestamentlich christliche Predigt. Bis in 4. Jahrhundert gehörten die Clemensbriefe zum Neuen Testament; bis heute werden sie als Zeugnis für die frühe zentrale Stelle des Bischofs von Rom betrachtet.
Die Briefe sind eine wichtige Informationsquelle über das Leben, die Lehre Organisation der frühen christlichen Kirche und begründen Clemens` Aufnahme in die Reihe der Apostolischen Väter. Sie zeugen von Clemens als einen friedensfördernden, mit Verantwortungsbewusstsein und Autorität sprechenden Christen.
Nach ihm sind Kirchen benannt, und er wird auch auf Bildern schon seit dem frühen Mittelalter verehrt. Sein Gedenken sollte nicht nur von Fachleuten, sondern allgemein in der Christenheit bewahrt werden. Dazu möge dieser Beitrag dienen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Das biblische Prinzip Hoffnung ist ein Überlebenssprinzip schon in diesem Leben, wie uns die folgende Geschichte beweist: Als Dr. Harold G. Wolff an der berühmten amerikanischen Cornell University die Auswirkungen der Hoffnung untersuchte, berichtete er, dass Menschen mit Hoffnung erstaunliche Lasten tragen können.
Eine der untersuchten Gruppen bestand aus 25.000 Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft geraten waren. Viele starben an den Folgen von Zwangsarbeit, Schmutz und Dreck, während andere nur leichte Krankheiten erlitten. Die Überlebenden waren gemäß den Interviews mit ihnen weitaus hoffnungsvoller als der Durchschnitt!
Was taten sie, um die Hoffnung aufrechtzuerhalten? Sie zeichneten die Mädchen, die sie heiraten wollten, planten ihre zukünftigen Häuser und organisierten Seminare zur Unternehmensführung. Die Hoffnung hielt sie nicht nur gesund, sie hielt sie am Leben!
Im Hebräerbrief, Kapitel 6, Vers 19 steht:
"Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker unserer Seele, der auch hineinreicht bis in das Innere hinter dem Vorhang."
Die Hoffnung ist der Seelenanker und reicht also über das Sichtbare hinaus in die Gegenwart Gottes.
Bild. pinterst.de
Was schon für dieses Leben soviel Kraft gibt, gibt für das zukünftige in Gottes neuer Welt, also das ewige Leben, umso mehr. Petrus nennt es die "lebendige Hoffnung".
Und der Seher Johannes, in Verbannung auf der Insel Patmos, erzählt und beschreibt, wie sie ihm von Gott eingegeben wurde. Es ist einer der schönsten Hoffnungstexte, die es auf der Welt gibt, wenn nicht der schönste überhaupt. Er steht in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, Kapitel 21, Verse 1-7;
Das neue Jerusalem
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergingen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach:
Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."
Und der auf dem Thron saß, sprach: "Siehe, ich mache alles neu!" Und er spricht: "Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!"
Und er sprach zu mir: "Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein."
Wer kann, möge diesen Text in dieser letzten Woche des Kirchenjahres jeden Tag einmal lesen. Es bleibt abzuwarten, was das mit einem macht.
Was schon für dieses Leben soviel Kraft gibt, gibt für das zukünftige in Gottes neuer Welt, also das ewige Leben, umso mehr. Petrus nennt es die "lebendige Hoffnung". Ich bin gewiss, dass er jedem Menschen Energie gibt, die er vorher nicht hatte, dazu Erkenntnisse, die über das normale Verstehen hinausgehen. Mit den Worten dieses Textes lässt sich vieles ertragen und sogar überwinden, wozu man ansonsten unmöglich in der Lage wäre.
Ob dem tatsächlich so ist? Da gilt das alte Sprichwort: "Probieren geht über Studieren". -AMEN-
"Jerusalem, du hochgebaute Stadt" ist der Titel des folgenden Liedes, welches in Versen sehnsüchtig und bestaunend ausdrückt, was der Hoffnungstext vorhin beim Dichter bewirkte. EG 150. Wir hören daraus die Strophen 1-3.
1. Jerusalem, / du hochgebaute Stadt, / wollt Gott, ich wär in dir. / Mein sehnend Herz / so groß Verlangen hat / und ist nicht mehr bei mir. / Weit über Berg und Tale, / weit über Flur und Feld / schwingt es sich über alle / und eilt aus dieser Welt.
2. O schöner Tag / und noch viel schönre Stund, / wann wirst du kommen schier, / da ich mit Lust, / mit freiem Freundenmund / die Seele geb von mir / in Gottes treue Hände / zum auserwählten Pfand, / dass sie mit Heil anlände / in jenem Vaterland?
3. O Ehrenburg, / nun sei gegrüßet mir, / tu auf der Gnaden Pfort! / Wie große Zeit / hat mich verlangt nach dir, / eh ich bin kommen fort / aus jenem bösen Leben, / aus jener Nichtigkeit / und mir Gott hat gegeben / das Erb der Ewigkeit.
Lassest uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater!
Wir danken dir, dass wir mit unserer Trauer und mit unseren Gedanken um unsere Vergänglichkeit nicht allein gelassen sind und auch die Gedanken an unsere lieben Entschlafenen hineinnehmen können in unser Gebet. Herr, die uns vorangegangen sind, sind nun erlöst.
Wir bitten dich: Erfülle uns mit lebendiger Hoffnung. Schenke uns Stille und inneren Frieden, befreie uns von allem Unheil und lass und dereinst die Vollendung der Gemeinschaft aller Erlösten mit dir schauen. Fülle uns frühe mit deiner Gnade und Güte, so wollen wir fröhlich sein unser Leben lang.
Das und noch mehr, was unsere Herzen bewegt, bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Der Kirchenmusiker Johannes Petzold, er lebte von 1912 bis 1985, komponierte das heutige Orgelnachspiel zum Lied "Jesu meine Zuversicht".
Gott mögen Sie im Prinzip Hoffnung festhalten. Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-