Eging hat einen sehr spitzen, anthrazitfarbenen Turm, worin sich die beiden Kirchenglocken befinden, die unsere Andacht eingeläutet haben, zu der wir Sie ganz herzlich begrüßen. Wir freuen uns, dass Sie sie angeklickt haben, um sich selbst damit etwas Gutes zu tun. Recht so!
Glockenturm vom Gemeindezentrum Eging - Foto: Greinke.
Wie schon die Eingangsworte andeuten: Es geht um`s Maßhalten. Eine uralte Heiligen-Legende, die sogar von einem Heiligen auf einen anderen übertragen wurde, hat dazu schon geholfen. Wie viel mehr aber hilft uns die Lehre Jesu, mit Worten maßzuhalten. Das ist heute unser Thema.
Der Mond TiSchRI ist vorbei. Der 8. Monat biblischer Zählung, das ist der 2. im neuen Mondjahr, hat gestern begonnen. So sind wir beim 2. CHeSchWaN bzw. MaRCheSchWaN.
Bild: de.tutiempo.net - 2. CheSchWan
Heute, am 3. November 2024, ist der 23. Sonntag nach Trinitatis, der letzte in dieser Zählung. In genau 4 Wochen beginnt ein neues Kirchenjahr.
"Wenn wir in höchsten Nöten sein / und wissen nicht, wo aus noch ein / und finden weder Hilf noch Rat, / ob wir gleich sorgen früh und spat. /
So ist dies unser Trost allein, / dass wir zusammen insgemein / dich anrufen o treuer Gott, / um Rettung aus der Angst und Not."
So lautet der Text des Liedes 366, zu dem der Hallenser Komponist Samuel Scheidt - er lebte von 1587-1654 - den nun folgenden Orgelchoral komponiert hat.
Gedenken
Heute und nicht an seinem Sterbetag ist der Gedenktag für den Heiligen Hubertus von Lüttich, der um 655 in Toulouse auf die Welt kam und soweit die schriftlichen Quellen es hergeben - am 30. Mai 727 im heutigen Tervuren bei Brüssel gestorben ist.
Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag im Heiligen Kalender ist der 3. November. Es ist einer der sogenannten "Vierzehn Heiligen". Sein Attribut ist ein Hirsch mit einem Kruzifix im Geweih.
Die Reliquien des heiligen Hubertus wurden am 3. November 743 erhoben. 825 wurden sie in die damalige Abteikirche nach Andagium, heute Saint-Hubert, in den Ardennen übertragen. Im Mittelalter war Saint-Hubert ein Wallfahrtsort. Deswegen ist also der 3. November sein Gedenktag.
Und so sah sein Leben aus:
Hubertus lebte als Pfalzgraf am Hof Theuderischs III: in Paris, später in Metz am Hofe Pippins des Mittleren, mit dem er wohl verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 695 ging Hubertus als Einsiedler in die Wälder der Ardennen, wo er mehrere Jahre lebte. Dort ernährte er sich von der Jagd.
Anschließend soll er in Rom gewesen sein, wo er sich auch zum Priester weihen ließ. Er wirkte als Glaubensbote in Brabant und den Ardennen. Deshalb gilt er auch als Apostel der Ardennen. 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht. 716 verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich. Er ließ dort die Lambertuskathedrale erbauen und galt als fürsorglicher Wohltäter.
Seit dem 11. Jahrhundert wird die Legende vom Jäger Hubertus erzählt, dem - an einem Karfreitag - ein mächtiger Hirsch mit dem Kruzifix zwischen dem Geweih erschien, was ihn bekehrte, dass er mit der Jagd aufhörte. Dieses Motiv stammt aus einer anderen, uralten Legende. Seine Zeit als Einsiedler im Wald gab dafür die Grundlage, dass sie ihm dann zugeschrieben wurde.
Einer Version nach ließ er sich nach der Erscheinung eines Kruzifixes im Geweih eines gejagten Hirsches taufen, schwor der Jagd ab und wurde vom leidenschaftlichen Jäger zum Nichtjäger. Andere Quellen berichten, der vorher als brutal und zügellos geschilderte Hubertus habe sich nach der Erscheinung vom "wilden Heiden" zum christlich-gemäßigten Jäger gewandelt.
Hubertus sieht das Kreuz im Geweih des Hirschen - Bild: pinterest.ch
Christlichen Jägern gilt die Hirschlegende seither als Vorbild der Mäßigung und Ansporn zur waidgerechten Jagd. Die Hubertus-Legende richtete sich gegen eine gewisse Maßlosigkeit beim Jagen und hat offenbar ihre Wirkung auch nicht verfehlt.
Zu einem beliebten christlichen Brauch sind vielerorts - auch in evangelischen Kirchen - die Hubertusmessen geworden, bei denen Jäger die Kirche entsprechend ausschmücken und mit Blasinstrumenten den musikalischen Teil des Gottesdienstes gestalten. In der Zeit um den Gedenktag finden traditionell auch die nach Hubertus benannten Jagden statt.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Maßhalten ist gewiss eine sehr gute und wichtige, ja sogar lebenserhaltene Tugend. Die Hubertus-Legende hatte diesbezüglich bei vielen Jägern eine große Wirkung. Und das ist gut so, auch wenn es "nur" eine Legende ist.
Im Rahmen seiner Bergpredigt sprach Jesus auch davon, und zwar im Zusammenhang mit Reden, Versprechungen machen, Schwören. Da lesen wir im Matthäus 5, Verse 33-37:
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist >>Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.<< Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist von Übel.
Schon durch Mose warnte Gott davor, falsche Eide zu schwören oder einen Eid Gott gegenüber nicht einzuhalten. Denn niemand weiß, ob er in Zukunft in der Lage ist, seinen Eid einzuhalten. Wenn man aber schon mal Gott gegenüber etwas versprochen hat, dann soll man es auch in die Tat umsetzen. Für letzteres haben wir ja ein bekanntes Beispiel;
Martin Luther hatte auf seinem Weg kurz vor Erfurt, als er in ein schweres Gewitter kam, versprochen, Mönch zu werden, wenn er lebend davonkommt, allerdings nicht Gott gegenüber, sondern der Heiligen Anna. Eingehalten hat er das sehr wohl, bis ihm Gott klarmachte, dass die Möncherei nicht Gottes Wille ist und schon gar nicht die beste Form der Frömmigkeit. Aber immerhin: Luther nahm seine eigenen Worte ernst.
In der Bergpredigt beim Thema "Schwören" angelangt geht Jesus zunächst auf die gleichlautenden Weisungen im 3. Mose 19 und 4. Mose 30 ein. Ja, das steht so da, stimmt. Aber es steht ja nicht da, dass man überhaupt schwören soll. Weil die Gefahr so groß ist, dass man nicht einhalten kann oder will, was man in einer bestimmten Situation unter Eid versprochen hat, soll man lieber gar nicht schwören.
Denn - wie ein Sprichwort so schon ironisch sagt: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt." Und man soll auch nicht Himmel und Erde, ja nicht einmal Jerusalem zum Zeugen missbrauchen.
Nun - letzteres wird heutezutage keiner tun. Aber Vereidungen gab und gibt es immer wieder, so ja uch im Bundestag. Und wenn Nichtchristen die Formel "so wahr mir Gott helfe" - ablehnen, tun sie damit recht. Und Politiker, die Christen sind, sollten sich gefälligst auch an die Weisung Jesu halten, nicht zu schwören. Wir haben doch so gut wie nichts in der Hand, irgendetwas zu garantieren.
Darum machte Jesus einen besseren Vorschlag: "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein." Das passt! Und wer wünscht sich nicht von seinen Mitmenschen zuverlässige Worte. Dann gilt natürlich auch das andere Wort Jesu aus Matthäus 7,12: "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!"
Ergo: Dieselbe Zuverlässigkeit, die man von anderen erwartet, auch selbst an den Tag legen. Das nenne ich dann Maßhalten mit Worten, damit niemand unnötig leiden muss. Wenn wir also jemanden etwas versprechen, dann mögen wir bei ihm auf der Stirn ein Kreuzeszeichen sehen im Sinne der Hubertus-Legende. Dann haben beide, die Legende und die Jesus-Worte, in uns kräftig gewirkt. -AMEN-
In der bayrisch-thüringischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuchs finden wir unter Nummer 648 das Lied "Wo ein Menschen vertrauen gibt".
1. Wo ein Mensch Vertrauen gibt,
nicht nur an sich selber denkt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
2. Wo ein Mensch den andern sieht,
nicht nur sich und seine Welt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
3. Wo ein Mensch sich selbst verschenkt
und den alten Weg verlässt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel!
Du gibst uns die Weisung zum Maßhalten in dem, was wir sagen und in dem, was wir tun. So willst du schützen vor Schäden aller Art. Dafür danke ich dir und bitte dich:
Hilf mir und anderen Menschen, deiner Weisung und der Lehre Jesu zu folgen. Und weise in die Schranken alle, die mehr versprechen als sie halten können.
Erbarme dich derer, die auf leere Versprechungen reingefallen sind und auch aller, die unter der Maßlosigkeit anderer leiden. Das und noch mehr bitte ich durch Jesus Christus, deinen Sohn. Mit seinen Worten bete ich weiter;
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Nicht nur Samuel Scheidt, sondern auch Friedrich Wilhelm Zachau verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Halle/Saale. Von ihm stammt der Orgelchoral zum Lied EG 345.
"Auf meinen lieben Gott / trau ich in Angst und Not, / der kann mich allzeit retten / aus Trübsal, Angst und Nöten, / mein Unglück kann er wenden, / steht alls in seinen Händen."
Wir hören ihn zum Beschluss dieser Sendung.
Maßhalten in Worten und Taten gepaart mit Gottvertrauen ist die große Kunst wahrer Menschlichkeit. Echte Christen üben sich auch darin.
Herzlich Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-